Klaus N. Frick: Das blutende Land (Buch)

Klaus N. Frick
Das blutende Land
Titelbild: Anton Kokarev
Knaur, 2017, Paperback, 538 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-426-52106-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Die Eskover haben die einst unabhängigen Reiche der Inselwelt nach und nach erobert. Seit Jahrhunderten herrschen sie jetzt mit strenger Hand über die besetzten Gebiete, setzen ihre Dominanz was Sprache und das Geldwesen anbetrifft, gnadenlos durch. Bemühungen um Autonomie werden gewaltsam unterdrückt, das Imperium des Dreizacks regiert absolut. Dies gilt auch für Patloren, einem eher bäuerlich ausgerichteten Gebiet. Hier wird Viehzucht betrieben, ein wenig Nahrungsmittelanbau, ansonsten bestehen Handelsbeziehungen zu den anderen Regionen des Reiches, aber wirklich wichtig oder bedeutsam ist die Region nicht.

Das bedeutet für Nesh-Tilan, einem jungen, aufstrebenden Politiker, dem just die Verwaltung der Provinz übertragen wurde, dass er wenig Chancen hat, sich zu profilieren, aufzufallen und aufzusteigen. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit greift er, um sich einen Namen zu machen, mit sehr harter Hand durch, ordnet öffentliche Auspeitschungen und Hinrichtungen an. Dies bleibt nicht ohne Folgen, Widerstand regt sich. In dem Raureiter Shorrn Mekeis findet er einen willigen Söldner, dem er die Drecksarbeit überträgt.

Dass die uralte Bergkette, die die Region landschaftlich prägt, ein Geheimnis hütet, ahnen sie zu Beginn noch nicht. Erst die Kriegerin Zarg-Nolesa, die auf der Suche nach den letzten verbliebenen Magiern ist, und der junge Freibauer Sardev, der kurz nach seinem sechzehnten Geburtstag einen Wolf tötet und forthin mit dessen Wolfsgeist verbunden ist, kommen dem Geheimnis um die unter dem Gebirgen verborgenen Magie auf die Spur.

Ein verrückter Magier löst ein Brodem aus, eine Wolke, die Menschen in Furcht versetzt, verschwinden lässt und Tote zu neuem untoten Dasein erweckt. Furcht und Gewalt breiten sich aus im Land - ein Krieg droht, der das Land, seine Menschen und die Regierenden gleichermaßen in den Untergang zu reißen droht.

Aus Sicht diese vier so unterschiedlichen Menschen, wird uns die Geschichte erzählt. Es ist eine Geschichte voller Leid und Not, voller Ungerechtigkeit und Gewalt. Und es ist die Geschichte einer Schlacht, die die Figuren, wie den Leser am Ende erwartet…


Klaus N. Frick ist uns kein Unbekannter. Neben seiner Tätigkeit als Redakteur bei der größten SF-Serie der Welt hat er auch bereits bei einem Kleinverlag einen Roman publiziert. Nun also wagt er mit vorliegendem Band den Wechsel aufs große Podium.

„Fantasy“ steht als Wegweiser über den Regalen, in denen auch dieser Roman eingereiht wird, allerdings gibt es Fantasy und Fantasy.

Frick präsentiert uns eine Handlung die „gritty“ ist, in der es nicht chemisch rein zugeht, sondern in der das Augenmerk auf das Fühlen, heißt Leiden der Figuren gerichtet ist. Also kein junger Held, der auszieht, die Welt zu retten, sondern ein Ziegenhirte und Bauer, der verzaubert wird, dem das Schicksal in Form des Verfassers böse mitspielt. Dark Fantasy, unter diesem Signet könnte man das Werk zutreffend neben Kollegen wie Abercrombie, Gemmell, Pala und Orgel einordnen.

Nach einem etwas verhaltenen Beginn, durch das erste Drittel muss der Leser sich durchkämpfen, ahnt man doch die Zusammenhänge der vier Handlungsstränge - noch - nicht, weist der Plot auch ein paar unnötige Längen auf, dann aber geht es voll hinein ins realistisch beschriebene Abenteuer. Hier legt der Autor nicht nur Wert darauf, atmosphärisch dicht und packend zu erzählen, er baut auch seine Figuren nachvollziehbar auf. Zwar findet der Leser keine Helden der üblichen Prägung, mit denen er sich gerne identifiziert, doch dies ist ein Merkmal der entsprechenden Gattung der Fantasy. Sie alle haben, vielleicht mit Ausnahme Sardevs nur ihr eigenes Wohl im Auge, agieren entsprechend, sind hier aber nur im Bild ihrer Rolle überzeugend unterwegs.

Und es wird gelitten, schließlich geht es brutal zu, im Lande Patloren. Es stinkt, Blut fließt und Menschen kommen sehr schmerzhaft vom Leben in den Tod. Das packt, ist sicherlich nichts für Leser der romantisch-verklärten Elfen-Fantasy, und gipfelt in einem großen Schlachtengemälde.