Trigan 7: Bewährungsproben (Comic)

Mike Butterworth
Trigan 7
Bewährungsproben
(The Alien Dust, The Lost City, The Terror of Mount Spyx)
Titelillustration und Zeichnungen: Don Lawrence
Übersetzung: Susanne Picard, Uwe Peter
Panini, 2016, Hardcover, 72 Seiten, 15,99 EUR, ISBN 978-3-95798-814-0

Rezension von Irene Salzmann

In „Trigan“ 7 wird noch einmal an den Vorgängerband, „Die drei Prinzen“, angeknüpft, denn zwei Charaktere, Trigos Frau Ursa und ihr gemeinsamer Sohn Nikko, haben hier ihre letzten Auftritte, bevor sie aus der Serie herausgeschrieben werden. Außerdem wurde „Gefahr aus dem Vulkan“ nicht von Don Lawrence sondern anstelle des pausierenden Künstlers von dessen Kollegen Rob Embleton (1930-1988) gezeichnet, der unter anderem für „Penthouse“ den Comic „Wicked Wanda“ illustrierte.

 

„Die Sporen aus dem All“ lassen sich auf Elekton nieder und verändern die Pflanzen, aus denen das beliebte Getränk Gorbal hergestellt wird. Wer sich nun dessen Genuss hingibt, verändert sich abrupt. In Herikon wandeln sich der junge Regent Nikko sowie seine Ratgeber Roffa und Keren zu skrupellosen Männern. Mit Entsetzen muss Janno, der sich aus Gorbal nichts macht, erleben, dass Nikko den Angriff auf ein befreundetes Reich befiehlt und die Kameraden begeistert mitmachen. Janno versucht, nach Trigopolis zu fliehen, um Kaiser Trigo zu informieren, aber er fällt in die Hände von Nomaden.

Perik entdeckt ein uraltes Buch, in dem ein Augenzeuge „Die verlorene Stadt“ beschreibt. Obwohl das Unterfangen gefährlich ist, beschließt Trigo, zusammen mit Brag, Janno und Hauptmann Zeno der Reiseroute zu folgen und die Stadt, die über unermessliche Reichtümer verfügen soll, zu erkunden. Da Zeno jedoch Spielschulden hat und erpresst wird, verrät er die Pläne seines Kaisers an die Cato, die an der Küste auf die kleine Gruppe warten und sie überwältigen. Notgedrungen führen die Triganer ihre Feinde nach Dorana. Zwar können sie kurz vor dem Ziel entkommen, werden aber sogleich von den Truppen der göttlichen Kaiserin gefangengenommen. Als die Cato mit ihren überlegenen Waffen die Stadt angreifen, bittet die Regentin Trigo um Hilfe.

Trigo, Ursa, Janno und Keren machen Urlaub in der schönen Stadt Bala, ohne zu ahnen, dass „Gefahr aus dem Vulkan“ droht. Der Spyx bricht unverhofft aus, und die Menschen laufen Gefahr, von der Lava eingeschlossen zu werden. Plötzlich erhebt sich aus dem Vulkan ein Flugobjekt, von dem ein violettes Licht ausgeht, das die Flüchtenden, darunter Ursa, zwingt, das unbekannte Gefährt zu betreten, welches daraufhin in den Vulkan zurückkehrt. Trigo, Janno und Keren, die sich erst aus den Trümmern des Palasts befreien mussten, erfahren diese unglaubliche Geschichte von einem Jungen, dessen Fuß eingeklemmt war, sodass er den anderen nicht folgen konnte. Sogleich bereitet Trigo eine Expedition vor, um die Menschen aus den Händen ihrer Entführer zu befreien.


Im Mittelpunkt der Ereignisse steht zunehmend Janno, der Sohn von Brag und Neffe von Trigo. Die Väter sind bereits Männer im besten Alter mit ergrauten Schläfen und überlassen die meiste Action ganz gern der jüngeren Generation, zu der Jannos Freunde Keren und Roffa zählen, was aber nicht heißt, dass die reifen Helden passiv bleiben - im Gegenteil: Praktisch jeder von ihnen stand schon einmal (scheinbar) auf der falschen Seite, beging Fehler, wurde Opfer einer Intrige oder Manipulation und rettete die anderen oder ganz Trigopolis. Mal leitet einer von ihnen eine Problematik ein, dann wieder ist er das Zünglein an der Waage und bringt Hilfe in größter Not. Zwar löst für gewöhnlich Trigo durch Charisma, Entschlossenheit und Taktik die großen Konflikte, bei denen es den anderen an zündenden Ideen fehlt, doch der Kaiser kann nicht überall sein.

So wurde der unerfahrene Nikko zum Herrscher über Herikon ernannt, dessen König umgekommen war. Obwohl ihm seine Freunde als Ratgeber zur Seite stehen, wurde er schon einmal von Verrätern gezwungen, als ihre Marionette zu fungieren, und diesmal gerät er unter den Einfluss eines persönlichkeitsverändernden Getränks. In seinem Größenwahn greift er friedliche Völker an und verliert aufgrund seiner Unkenntnis den sicher geglaubten Sieg. Nachdem der Rausch verklungen ist, sind er und alle, die davon betroffen waren, angesichts ihrer Taten schockiert. Trigo verzeiht Nikko, der für sein Handeln nicht verantwortlich zu machen ist.

Damit verabschiedet sich der junge Mann vom Publikum, denn da schon Janno wie der junge Trigo aussieht, wäre noch ein ‚Klon‘ einer zu viel gewesen. Hinzu kommt, dass ein Zuviel an (ähnlichen) Handlungsträgern verwirren könnte, und mit Roffa sowie Keren hat Janno bereits zwei Kameraden beziehungsweise Trigo drei Piloten, die für ihn durchs Feuer gehen.

Auch Ursa hat als Frau für die Serie keine große Bedeutung und verschwindet nach ihrem kleinen Auftritt, denn sie hat ihre Pflicht, Trigan und Herrikon durch die Ehe zu Verbündeten zu machen und dem Kaiser Söhne zu schenken, erfüllt. Dass in jener Zeit die Autoren von Action-Comics glaubten, dass ihre (männlichen) Leser aktive Protagonistinnen ablehnen würden, ist überdeutlich und zeigt sich auch in Trigos Verhalten, denn wenn seine Gemahlin in Gefahr ist, verschwendet er kaum einen Gedanken an sie.

Infolgedessen bleiben auch die Auftritte anderer weiblicher Charaktere meist auf ein paar Seiten innerhalb eines Bandes beschränkt; das gilt für die göttliche Kaiserin von Dorana genauso wie für die junge Narina, die den Gefangenen mitleidig Früchte reicht und ihnen einige Informationen liefert.

Am Ende des Albums findet sich ein kleiner Überblick über starke Frauen, die in den ersten neun Bänden auftreten.

Die drei Abenteuer können unabhängig voneinander gelesen werden, da zwischen ihnen keine Bezüge hergestellt werden.

Thematisiert wird wieder einmal eine Bedrohung aus dem Weltall, diesmal in Form von Sporen, die eine verheerende Wirkung ausüben, die Suche nach einer vergessenen Stadt, die an Shangri-La, El Dorado und so weiter erinnert und optisch dem antiken Athen nachempfunden ist, sowie der Untergang von Pompeji und anderen historischen Stätten in Verbindung mit der Hohle Erde-Theorie. Literarische und filmische Vorbilder dafür gibt es genug, die den Autor inspiriert haben dürften und mit denen er den Nerv seiner Leser trifft.

Obwohl es immer einige kleine Lücken im Plot gibt, weil die Spannung und der  Sense of Wonder vor ausgefeilten Erklärungen rangieren, fühlt man sich sehr gut unterhalten, sofern man die Storys im Rahmen des Entstehungskontextes lesen kann.

Auch die Illustrationen überzeugen. Die Unterschiede zwischen Don Lawrence und  Ron Embleton sind nur für aufmerksame Betrachter wahrnehmbar, da der ‚Stellvertreter‘ im Stil seines Kollegen zeichnet und es Kleinigkeiten wie die Gestaltung der Haare sind, die - selbst wenn man die Ankündigung eines zweiten Künstlers übersehen hat - sofort aufzeigen, dass sich etwas, in dem Fall der Zeichner, geändert hat. Trotzdem ist der Band absolut homogen.

Für Sammler ein must have: Die Hardcover-Alben sind sehr schön gestaltet, weisen interessante Sekundärteile auf und lassen die gute alte Zeit von pulp und the sense of wonder wieder lebendig werden.