Tom Lloyd: Söldnerfluch (Buch)

Tom Lloyd
Söldnerfluch
(Stranger of Tempest, 2016)
Übersetzung: Michael Siefener
Titelbild: Stephen Mulcahey
Heyne, 2017, Paperback, 604 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-31868-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Wie sieht der typische Fantasy-Recke aus? Unwillkürlich kommt einem doch das Bild des jungen, muskelbepackten Arnold Schwarzenegger als Conan in den Sinn. Durchtrainierter Body komplett mit Sixpack, wilde Mähne und strahlende Augen - das ist das Helden-Material, dem wir Leser willig in den Kampf folgen. Bei Tom Lloyd sieht das ein ganz klein wenig anders aus.

 

Luchs, unser Protagonist, hat eine schwere Zeit hinter sich. Einst in den Dienst seines Königreiches gepresst, der die Welteroberung zum Ziel hatte und letztlich, nachdem die Soldaten unermessliches Leid und Folter über die eroberten Völker gebracht hatten, scheiterte, hatte er schon vor der Niederlage abgemustert. Er hatte, die Gräuel des Krieges und des Sadismus seines Vorgesetzten überdrüssig, diesen zum Duell gefordert - und getötet. Dafür wanderte er mitleidlos ausgepeitscht in den Bau. Als er wieder freikam, war eine Rückkehr in die Heimat kein Thema, stattdessen verdingt er sich als Wächter - und schlemmt, wo und wie er kann. Ein Bäuchlein hat er angesetzt, sieht mehr einem Wirt ähnlich, als einem gefährlichen Kämpfer. Doch mit der Flinte und den magischen Kugeln trifft er nach wie vor zumeist ins Schwarze.

Dass sein letzter Auftraggeber von einer verirrten Kugel eines Banditen getötet wurde zwingt ihn mangels Alternative, sich einer Söldnergruppe, den Spielkarten, anzuschließen. Auf dem Weg zum nächsten Einsatz, der Befreiung einer holden Maid, hinter deren betörendem Äußeren sich wie meist mehr verbirgt, als ihr anzusehen ist, treffen sie auf eine Nachtmagierin, die vom Orden gefangengenommen und in die Sklaverei geleitet werden soll. Luchs befreit die Gefangene, und schon ist der mächtige Orden hinter den Söldnern her. Sie fliehen dahin, wo sich eigentlich niemand hintraut - in die Ruinen einer untergegangenen Zivilisation, in der die Ungeheuer schon hungrig auf Besuch warten…


Tom Lloyd war mir zwar kein Unbekannter, aber bis zu vorliegendem Roman hatte ich von dem Briten noch nichts gelesen. Nachdem ich den Übersetzer Michael Siefener bekanntermaßen sehr schätze, gab ich dem Werk eine Chance und wurde gleich zu Beginn überrascht.

Das Buch fängt mit einem Befreiungsversuch an - und das wahrlich nicht von schlechten Eltern. Hoppla, da war ich sofort in der actionreichen Handlung gefangen, es präsentierten sich gar ungewöhnliche Figuren und, ganz Fantasy-untypisch Schießeisen, die mit magischen Kugeln geladen sind. Dann Rücksturz in die Vergangenheit: Wir lernen Luchs kennen, wie er sich der Söldnertruppe anschließt. In diesen längeren Kapiteln nimmt das Tempo und der Abenteuereffekt deutlich ab.

Danach wechselt der Autor die Handlungsstränge durchgängig. Während die Jetzt-Handlung zumeist einige sehr temporeiche Ereignisse für uns bereithält, erklärt Lloyd in dem in der Vergangenheit angesiedelten Strang seine Welt, beleuchtet die wenigen, dafür sehr detailliert beschriebenen Figuren und führt seine ganz eigene Mischung aus Magie und Technik (Gewehre und Pistolen) ein. Allerdings wirken diese Kapitel bis gut in die Hälfte des Textes hinein fast ein wenig wie eine angezogene Handbremse. Der Lesefluss stockt zum Teil deutlich, bevor dann die Action das Heft des Handelns in die Hand nimmt und die Stränge zusammengeführt werden.

Fazit: Die ungewöhnlich gestaltete Welt, mit ihrer Geschichte, den gefallenen Göttern und Orden verbunden mit der Magie-Schusswaffen-Kombination sind interessant, wobei der Leser so manches Mal Sitzfleisch beweisen muss um im Finale dann packend unterhalten zu werden.