Luc Orient Gesamtausgabe 3 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 10. September 2017 06:40

Luc Orient Gesamtausgabe 3
(Luc Orient - Intégrale 3, 2009)
Text: Greg (Michel Régnier)
Artwork: Eddie Paape
Übersetzung: Horst Berner, Reinhard Schweizer
Vorwort: Jacques Pessis
Ehapa, 2011, Hardcover, 200 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3446-6
Rezension von Irene Salzmann
Ein Unbekannter, der sich Zerstörer nennt, stellt den Staatschefs der Erde ein Ultimatum. Werden seine Bedingungen nicht erfüllt, droht er mit globalen Katastrophen. Um zu verdeutlichen, dass er es ernst meint, gibt er eine Kostprobe seiner Möglichkeiten. Professor Hugo Kala ist einer der wenigen, die die Dimensionen dieser Drohung erfassen und einlenken wollen, um Zeit zu gewinnen. Der Gegner muss ausfindig gemacht und ein Mittel gefunden werden, das die aggressiven Alien-Bakterien abtötet.
Ein Bekannter von Professor Kala verschwindet, nachdem er eine Entdeckung machte. Kurz darauf ist auch Kala fort, der ihm folgte. Luc Orient, Lora und Toba gehen den vagen Spuren nach und stoßen auf… Ameisenmenschen, von denen sie in ihre unterirdische Welt verschleppt werden.
Auf einer indonesischen Insel stoßen Forscher auf Lebensformen, die es gar nicht geben dürfte. Sie scheinen aus längst vergangenen Erdzeitaltern zu stammen, unterscheiden sich jedoch durch Kleinigkeiten von den fossilen Spezies. Außerdem sterben sie aus unbekannten Gründen. Zusammen mit seinen Begleitern gelangt Luc zu einem abgelegenen Labor, dessen Betreiber Gott zu spielen versucht.
Trotz eindringlicher Warnungen des Kellners eines Lokals nehmen Luc, Lora und zwei Freunde eine abgelegene Waldroute und bleiben dort nach einem Autounfall liegen. Kala wird informiert und schickt sogleich Hilfe, aber bis diese eintrifft, finden Luc und Lora ein seltsames Objekt, in das sie hineingezogen werden, wie schon andere vor ihnen. Als sie es wieder verlassen, sind Jahre vergangen.
Der dritte Band der „Luc Orient“-Gesamtausgabe offeriert vier in sich abgeschlossene Abenteuer, in denen die Protagonisten mit mysteriösen Gegnern konfrontiert werden. Diese erfüllen ihre Rollen als Eroberer aus einer untergegangenen Welt, als Exilanten, die sich von der kriegerischen Erde in deren Inneres zurückgezogen haben, als kranke Forscher, die ihre eigene Welt schaffen wollen, und als Schutzsuchende, die sich eine neue Heimat erhoffen. Spontan denkt man an „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „Die Insel des Dr. Moreau“ sowie vergleichbare Bücher/Filme und Motive.
Titelheld Luc Orient ist in allen Abenteuern Dreh- und Angelpunkt, ohne dabei wirklich der allen überlegene Handelnde zu sein, denn er ist nicht der eingefleischte Wissenschaftler wie Hugo Kala, sondern mehr der Typ des Abenteurers, der anfangs zweifelt und Witze reißt, dann jedoch als Pragmatiker das Notwendige erledigt. Doch auch dabei wirkt er nicht wie ein unfehlbarer Superheld, weil er Fehler begeht, überwältigt wird und Helfer braucht, wodurch er glaubwürdig erscheint. Lora als Quotenfrau darf tough sein, wird aber immer wieder zum Opfer der damals typischen Macho-Klischees.
Auf die Erzählweise, die Charakter-Gestaltung und die Art der Abenteuer muss man sich einlassen können, um Spaß an einem der typischen SF-Comics der 70er Jahre zu haben. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich diesbezüglich doch so Manches geändert.
Hingegen die Zeichnungen können sich immer noch sehen lassen. Sie sind realistisch, ohne den Idealismus amerikanischer Superhelden in sich zu tragen. Ihr Detailreichtum lädt dazu ein, so manches Panel länger zu betrachten. Die Kolorierung ist vergleichsweise einfach, da man erst gut zehn, zwanzig Jahre später anfing, die Seiten mittels PC-Programmen zu bearbeiten. Doch man vermisst das nicht, da eine solche Kolorierung überfrachtet wirken und von der Handlung ablenken würde.
Die „Luc Orient“-Gesamtausgabe, gestaltet als schöne Hardcover-Alben mit interessanten Hintergrundinformationen, wendet sich in erster Linie an die Fans, welche der Serie in den 70ern folgten und die nun die Chance haben, ihre Sammlung zu komplettieren oder neu zu erstellen. Aber auch jene, die nostalgische SF schätzen, sollten einen Blick riskieren.