Mary Stanton: Anwältin der Engel - Die überirdischen Fälle der Bree Winston 2 (Buch)

Mary Stanton
Anwältin der Engel
Die überirdischen Fälle der Bree Winston 2
(Angel's Advocat, 2009)
Übersetzung: Michael Koseler
Piper, 2010, Taschenbuch, 400 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-492-26724-3

Rezension von Irene Salzmann

Mittlerweile hat Bree Winston akzeptiert, dass die himmlischen Mächte real und ihre Klienten die Geister Verstorbener sind, die erst zur Ruhe kommen, wenn ein Problem oder Unrecht, das zu Lebzeiten nicht aufgeklärt werden konnte, bereinigt wurde. Im Gegensatz zu den meisten Engeln, die sich geheimnisvoll geben und nicht mehr Beistand bei den Recherchen leisten, als sie müssen, unterstützen Lavinia Mather, Petru Lucheta und Ronald Parchese sowie der Hund Sascha Bree nach besten Kräften.

Diesmal scheint es jedoch zur Abwechslung ein weltlicher Fall zu sein, dem sich die junge Anwältin widmen soll. Lindsey Chandler, Teenie aus reichem Haus, überfällt und beraubt angeblich eine Pfadfinderin, wohl aus Jux. Eine Videokamera hat den Vorfall aufgezeichnet, und die Sache scheint damit eindeutig zu sein. Dann jedoch bittet der verstorbene Vater des Mädchens Bree zu ermitteln, und tatsächlich stößt sie auf Ungereimtheiten. Obendrein sagt das Bauchgefühl ihr, dass es eine Verbindung zu ihrem zweiten Fall, der in der Geisterwelt angesiedelt ist, gibt.


Wie schon der erste in sich abgeschlossene Band „Im Namen der Engel“, beginnt auch der zweite von fünf Romanen (seltsamerweise sind auf Deutsch nur die Bände 1 bis 4 erschienen) gemütlich, wenngleich nun nicht mehr der Hintergrund erläutert werden muss. Mary Stanton geht davon aus, dass die Leser von „Anwältin der Engel“ mit Bree und ihren Helfern vertraut sind, sodass sie sich auf die wesentlichen Informationen beschränkt und den Fokus alsbald auf die neuen Fälle lenkt.

Während der eine zunächst wenig spektakulär erscheint und sich Bree nach einigen Stupsern doch noch dazu durchringt, Lindsey als Klientin anzunehmen, woraufhin sie später feststellen muss, dass hinter den Kulissen des Delikts mehr abgelaufen ist beziehungsweise abläuft, als man ahnen konnte, wirkt das andere Anliegen von Beginn an wesentlich mysteriöser. Es dauert lange, bis Bree alle Fakten beisammen hat und verquickt, und der Leser rätselt die ganze Zeit bis zu den letzten Seiten gespannt mit ihr.

In erster Linie handelt es sich bei den „überirdischen Fällen der Bree Winston“ um Cozy Crime Storys, aufgepeppt durch Fantasy-Elemente. Infolgedessen wird hier sowohl auf Gewalt und Hokuspokus um ihrer selbst willen verzichtet, genauso wie auf schwülstige Romantik, wenngleich der Mann auftaucht, in den Bree einst heftig verknallt war. Auf den rund 400 Seiten ist jedenfalls eine Menge los, die kauzigen Figuren sind sympathisch, tragen immer wieder etwas Humor in die Handlung - und man hat echten Lesespaß, wenn man das Genre schätzt.

Gern würde man zu einigen Punkten etwas mehr erfahren, doch die Autorin hebt sich so manches Detail offebar für später auf, um immer wieder mit einigen überraschenden Entwicklungen aufwarten zu können, Bree, ihre Familie und Freunde betreffend.

Eine schöne, angenehm lesbare Serie, die einige Genre-Klischees umschifft und andere gelungen für sich verwendet.