J. R. Ward: Racheengel – Black Dagger 13 (Buch)

J. R. Ward
Racheengel
Black Dagger 13
(Lover Avenged Part 1) Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Corinna Vierkant-Enßlin
Titelillustration von Dirk Schulz
Heyne, 2010, Taschenbuch, 455 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-453- 53349-3

Carsten Kuhr

Der Krieg zwischen den Vampiren und den untoten Lesser entwickelt sich nicht gut für die altehrwürdige Gesellschaft. Nachdem sie ein Wechselbalg aus ihren eigenen Reihen ausspioniert und verraten hat, wurden viele der honorigen Familien überfallen, beraubt und ermordet.

Nurmehr vier Black-Dagger-Krieger stehen Wrath, dem König der Vampire, im ewigen Krieg gegen die Lesser zur Verfügung. Ein Krieg, der nicht nur die Black Dagger, den schlagenden Arm der Vampir, geschwächt hat, sondern, der auch die noble Gesellschaft verunsichert. So ist es kein Wunder, dass Panik um sich greift, und ein finsterer Plan geschmiedet wird – der König muss sterben!

Die Verschwörer der Glymera wenden sich an einen der zwischen allen Gesellschaftsschichten steht. Rehv, Drogendealer und Nachtclubbesitzer, Vorsitzender des Rats und, was keiner wissen darf ein Paria, ein Halbsympath, soll den König ermorden. Dass Rehv selbst süchtig ist, dass er seit Jahrzehnten erpresst wird, macht die Sache für ihn nicht einfacher. Hin- und hergerissen zwischen Pflichtbewusstsein und den in ihm wohnenden Bösen droht er der dunklen Seiten in sich nachzugeben – bis er in der Krankenschwester Ehlena seine wahre Liebe findet...

Wie wir es von den bisherigen Bänden inzwischen schon kennen wurde auch dieses Mal ein Originalroman für die Übersetzung in zwei Bücher aufgeteilt. Nachdem die Autorin jeden Black-Dagger-Krieger in jeweils einem Roman näher beleuchtet hat, seine Geschichte, seine Ängste und Abhängigkeiten beschrieben und die Hinwendung zur geliebten Shellan geschildert hat, sucht sie sich nun außerhalb des schlagenden Arms der Bruderschaft eine neue Figur, um diese näher zu beleuchten.

Und wer ist da geeigneter, als der Halbsympath Rehv. Als Drogendealer und Auftragsmörder gehört er der halbseidenen Gesellschaft an, führt einen Nachtclub, in dem es alle Arten von Vergnügungen gibt.Mit dem hieraus fließenden illegalen Geld finanziert er nicht etwa eine Obsession, sondern wird selbst seit Jahren mit dem Geheimnis seiner Abstammung erpresst. Ward schlägt hier zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen kokettiert sie geschickt mit der Faszination des organisierten Verbrechens, mit Koksdealerringen und dem gehobenen Rotlichtangebot, zeigt uns dabei die wilde, ungezügelte und gewaltbereite Seite des Mannes an der Spitze der Machtpyramide. Auf der anderen Seite stellt sie diesen ambivalent auch als Opfer einer niederträchtigen Erpressung dar, der, um seine Familie vor Schlimmen zu bewahren, bereit ist, sein eigenes Wohl zu opfern und nur zu oft in Selbsthass versinkt. Das ist, gerade weil unsere Hauptfigur leidet, sich in einem unlösbaren Zwiespalt befindet, faszinierend und fesselnd.

Daneben baut die Autorin ihre Gesellschaft der Vampire weiter aus. Wir erfahren mehr darüber, wie die Vampire mit Tod und der Trauer umgehen – die Szene, in der ein ermordeter Vampir in die traditionellen Wickelverbände gehüllt wird, gehört zu den Ergreifendsten des Buches –, und hadern uns bereits näher bekannte Dagger mit ihrem Schicksal. Das erinnert sicherlich ein wenig an Daily-Soap-Material, übt aber in seiner Komplexität doch seinen Reiz auf den Leser aus.

Insoweit werden Fans der Serie auch diesen Roman lieben und verschlingen, Neuleser sollten aber eher mit einem der ersten Titel beginnen.