Gruselkabinett 117: Ewige Jugend, Leopold von Sacher-Masoch (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 28. Oktober 2016 13:59

Leopold von Sacher-Masoch & Marc Gruppe (Script)
Ewige Jugend
Gruselkabinett 117
Sprecher: Peter Weis, Patrick Baer, Patrick Bach u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2016, 1 CD, ca. 61 Minuten, ca. 8,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Leopold von Sacher-Masoch (1836-1895) war ein österreichischer Schriftsteller, der dadurch bekannt wurde, dass er in seinen Werken immer wieder triebhaftes Schmerz- und Unterwerfungsverlangen thematisierte, gerade wenn es um die körperliche Liebe und ungewöhnliche Leidenschaften ging. Daher bot es sich für ihn vermutlich auch an, die Legenden, die sich um Elisabeth Bathóry, die Blutgräfin ranken, aufzuschreiben. Für die Reihe „Gruselkabinett“ wurde nun seine Geschichte „Ewige Jugend“ umgesetzt.
Der junge ungarische Edelmann Emmerich Kemmen hat kein wirkliches Ziel im Leben, sondern lebt in den Tag hinein, bis er im Stephansdom zu Wien im Winter 1611 die berückend schöne Gräfin Elisabeth Báthory kennenlernt. Von nun an ist er besessen von der jung wirkenden Witwe über die sich die feine Gesellschaft zuraunt, dass sie einen Hang zur Grausamkeit besäße und ihre Schönheit nicht gottgegeben sei. Schließlich folgt er ihr sogar auf ihr abgelegenes Schloss in den Karpaten und will auch dort nicht glauben, was man sich noch erzählt. Dort scheinen sich die Gerüchte über ihre Bäder in Jungfrauenblut, durch die sie sich ihr blühendes Aussehen erhält, immer mehr zu verdichten, aber noch immer ist er nicht dazu bereit, seine Liebe und sein Verlangen aufzugeben…
Schon vor Bram Stoker thematisierten andere Autoren Arten von Vampirismus und verlagerten ihren Ursprung in die Karpaten. Sacher-Masoch kleidet hier die Geschichte einer alten Legende in seine eigenen Worte und verbindet sie mit den Themen, die ihm so viel bedeuten. Sein Held muss für sein dunkles Verlangen einen hohen Preis zahlen, neben dem Leid, das ihm die Frau bereitet, was ihn aber immer noch begieriger nach ihr werden lässt.
Ein wenig theatralisch kommt das Hörspiel daher, aber in diesem Fall stört es gar nicht, dass die Figuren das reine Klischee leben, sei es nun die „Blutgräfin“ selbst, ihre Amme, die einer bösen Hexe gleicht, oder der Vertraute und Diener, der ihr willfährige Opfer zu bringen weiß. Selbst der junge Adlige ist eher ein Archetyp als eine lebende Person, ein Sklave seiner Gelüste, ein Musterbeispiel für die ausgeprägteste Art des Masochismus, die kein Ende finden kann.
Die Schauspieler scheinen jedenfalls sehr viel Spaß in ihren Rollen gehabt zu haben, denn sie verleihen den Figuren Leben und Kraft, garnieren gerade die Rede der Gräfin und ihrer Vertrauten mit der passenden Boshaftigkeit. Dazu kommt ein passender Klangteppich aus Musik und Geräuschen, der mehr als einmal einen Schauder über den Rücken rinnen lässt.
Die Geschichte wird spannend umgesetzt und fesselt von Anfang bis Ende, auch wenn kein Zweifel über den Ausgang besteht. Aber in diesem Fall ist der Weg mehr oder weniger auch das Ziel und lässt den Hörer am Ende zufrieden zurück.
Das macht „Ewiges Leben“ zu einem der spannendsten und abwechslungsreichsten Hörspiele der „Gruselkabinett“-Reihe, bei dem vor allem die Atmosphäre stimmt.