Die Legende von Malemort 3: Das Blutopfer (Comic)

Die Legende von Malemort 3
Das Blutopfer
(Le roman de Malemort: Le don du sang)
Text & Zeichnungen: Eric Stalner
Farben: Jean-Jacques Chagnaud
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2009, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-023-1

Irene Salzmann

Anthea ist es geglückt, zusammen mit Ritter Malperthuis, dem Zwerg Arnulf, der Bordellwirtin Frau Agnes und dem Jungen Arvid dem grausigen Verließ zu entkommen. Seither such sie nach Graf Colbus de Malemort, der ihnen geholfen, sich jedoch gleich wieder zurückgezogen hatte, da Anthea voller Entsetzen auf sein wahres Wesen reagierte. Inzwischen bedauert sie ihr Verhalten, denn sie ist dankbar und zugleich fasziniert von dem Vampir.

Als sie und Arvid von einem Adligen bedroht werden, greift Colbus ein und saugt dem Neffen des Bischofs von Montgarac, seinem Feind, der ihn zu dem gemacht hat, der er nun ist, das Blut aus. Anschließend will er es zu Ende bringen und tritt dem Bischof gegenüber, aber Anthea will nicht zulassen, dass Colbus stirbt. Sie findet ihn, von vielen Pfeilen durchbohrt. Allein ihr Blut könnte ihn wieder erstarken lassen …

Man sollte „Unter dem Mondlicht“ und „Das Tor des Vergessens“ gelesen haben, um zu verstehen, worum es in „Das Blutopfer“, dem dritten Band der „Legende von Malemort“ geht, denn die Geschehnisse bauen aufeinander auf. Erklärungen werden keine geliefert, das Garn der Geschichte wird stattdessen weiter abgespult, und bekommt man Antworten, dann in Form von Rückblenden, die verraten, was vor vielen Jahren passierte und zu der Feindschaft zwischen Colbus und dem Bischof führte beziehungsweise wie der Graf zum Vampir wurde.

Diesmal geht es etwas ruhiger zu, es geschieht nicht viel Spektakuläres, da sich die Flüchtlinge verstecken und Anthea nach Colbus sucht. Spannung wird dadurch erzeugt, dass sie immer wieder Soldaten in der Menge sieht, die sie erkennen könnten, und Arvid durch Leichtsinn eine Gefahr für sie beide heraufbeschwört.

Colbus’ Wunsch, nicht länger als Monster mit all seinen traurigen Erinnerungen leben zu müssen, kommt etwas unerwartet und wirkt in Hinblick auf die Situation unlogisch: Warum sollte er nach all den Jahren ungestüm und ohne Plan angreifen? Weshalb will er sterben, bevor die Rechnung beglichen ist? Nur weil er sein Dasein als Vampir satt hat und Anthea im ersten Moment erschrocken zurückwich? Tatsächlich liegt ihm viel an dem Mädchen, dessen Herkunft noch nicht geklärt wurde, und seinen alten Freunden, dem Ritter und dem Zwerg, die schutzlos zurückbleiben würden.

So fühlt man sich angesichts der ‚Kurzschlusshandlung’ etwas ratlos, doch tut dies der Spannung keinen Abbruch, zumal die Beziehung zwischen Colbus und Anthea nun neu definiert wird. Außerdem möchte man gern wissen, wie es weiter geht und welche Geheimnisse die Protagonisten noch mit sich herum tragen. Ob es eine Romanze zwischen den Hauptfiguren geben wird, bleibt abzuwarten.

Dieses Drama spielt sich vor einer Kulisse ab, die man als das Frankreich des 13. Jahrhunderts erkennt. Adel und Klerus herrschen mit Willkür, die Standesschranken zwischen Arm und Reich wiegen schwer, wer vom ‚wahren Glauben’ abweicht, wird von der Inquisition als Ketzer oder Hexe verbrannt. Ob Unschuldige dabei sterben, spielt für die Mächtigen keine Rolle.

Erik Stalner präsentiert die Story in wunderschönen, manchmal schon märchenhaft anmutenden Bildern mit atmosphärischer Kolorierung. Vor allem die detailgetreuen Hintergründe laden zum längeren Betrachten ein. Fraglos ist „Die Legende von Malemort“ einer der schönsten francobelgischen Comics, die derzeit bei Splitter erscheinen, und wer Freude an Titeln wie „Die Legende der Drachenritter“, „Marlysa“ oder „Kreuzzug“ hat, wird auch diesen Sechsteiler gern seiner Sammlung hinzufügen.