Jeaniene Frost: Im Bann der Sehnsucht (Buch)

Jeaniene Frost
Im Bann der Sehnsucht 
(Bound By Flames)
Übersetzung: Sandra Müller
Penhaligon, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 350 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-7645-3164-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Leila Dalton ist etwas ganz Besonderes: Seit einem schweren Unfall kann sie mit ihrer rechten Hand Stromstöße austeilen. Außerdem ist sie in der Lage, wenn sie jemanden berührt, dessen Vergangenheit und Zukunft zu sehen. Diese Gaben machen die Geliebte des Vampirs Vlad Dracul für ihn besonders wertvoll, denn sein alter Feind Mihaly Szilagyi wurde im letzten Kampf nicht getötet (Bd. 1) und trachtet allen nach dem Leben, die Vlad etwas bedeuten, um ihn zu schwächen. Szilagyis Versteck ist bestens gesichert, und sobald Leila auf eine Spur stößt, wird sie durch Magie abgewehrt - und schlimmer.

Der Feind lässt Leila entführen, vor laufender Kamera foltern und vergewaltigen, pikanterweise von Maximus, Vlads Freund und Vertrauten, der Leila liebt und bei Szilagyi eingeschleust wurde, um dessen Pläne auszuspionieren. Offenbar hat Maximus die Seiten gewechselt, und Leila kann, ihrer Fähigkeiten beraubt, keine Verbindung zu Vlad herstellen und ihm mitteilen, wo man sie gefangenhält. Dennoch lässt sie sich nicht brechen, zumal ihre Verletzungen stets heilen, weil sie mittlerweile auch ein Vampir ist.


„Im Bann der Sehnsucht“ ist der dritte Teil der „Geschichte von Vald und Leila“, einem Spin-off der „Cat & Bones“-Hauptreihe, deren Akteure hier auch mal einen kleinen Auftritt haben. Man muss diese Serie und die anderen Spin-offs allerdings nicht kennen, um der Handlung folgen zu können. Es empfiehlt sich jedoch, die vorherigen „Vlad und Leila“-Romane „Dunkle Flammen der Leidenschaft“ und „Im Feuer der Begierde“ gelesen zu haben, um zu wissen, auf welche Weise die Protagonisten miteinander verbunden sind.

Anders als die ersten Bände, die bei Blanvalet im Taschenbuchformat erschienen sind, hat Penhaligon beim vorliegenden Roman auf Paperback mit Klappenbroschur umgestellt. Außerdem ist die Schrift auf dem Cover erhabener Foliendruck. Das Motiv wurde passend zu den anderen Büchern gewählt, weist jedoch keinen Bezug zur Handlung auf.

Über die Geschehnisse in „Im Bann der Sehnsucht“ könnte man natürlich noch Einiges mehr erzählen, allerdings würde man dann zu viel verraten, da es doch einige, wenn auch vorhersehbare, Wendungen gibt. Was man jedoch hinzufügen darf, ist, dass Jeaniene Frost ihre beiden Hauptfiguren diesmal, nachdem sie schon sehr viel durchmachen mussten, besonders extrem leiden lässt.

Vlad glaubt, er habe Leila aus eigener Schuld verloren, weil er die Geliebte in seiner Festung sicher wähnte und mit neutralisierten Kräften zurückließ. Nachdem er die Videos mit den Aufzeichnungen von Leilas Qualen erhielt, ist ihm alles, einschließlich seiner Leute, um die er sich stets sehr sorgte, egal. Er will nur noch Rache, obwohl ihm klar ist, dass er dafür in Szilagyis Falle tappen muss.
Derweil wird Leila die Haut abgezogen, damit sie über Vlads Essenzspuren keine Verbindung zu ihm aufnehmen kann, der rechte Arm wird ihr abgehackt, sodass sie keine Stromstöße auszuteilen vermag, Maximus soll sie vergewaltigen usw. usf. Die Autorin kennt keine Zurückhaltung bei der Beschreibung der Folter, Leilas Hoffnungslosigkeit und ihrem Hass auf Szilagyi und Maximus.

Ob diese Szenen wirklich nötig sind, vor allem in diesen Details, das sei dahingestellt. Die Leser wissen längst, wer die ‚Bösen‘ sind, und die ‚Guten‘ zeigen sich in der Wahl ihrer Mittel auch nicht zimperlicher. Allerdings zeichneten sich auch schon die Vorgängerbände durch reichlich Gewalt aus, sodass man diese Reihe lieber einem reiferen Publikum ab 16 oder 18 Jahre empfehlen möchte, trotz des zumeist nölig-nervigen, an Teenies adressierten „Buffy“-Gören-Tonfalls der erwachsenen Protagonisten.

Der Gewalt-Aspekt sorgt tatsächlich nicht im Geringsten für Spannung. Die Entführung, raffiniert eingefädelte Pläne zu Vlads Vernichtung, die permanente Bedrohung allein hätten für subtiles Grauen sorgen können, ganz ohne den Folter-Hammer. Dadurch werden die Titel auch nicht zwangsläufig zu einer Horror-Serie, denn die Romantik ist gleichberechtigt, es gibt die üblichen Sex-Szenen und die sich wiederholenden Beschreibungen, wie toll und attraktiv Vlad ist, wie hinreißend er in seinem Catwalk-Outfit aussieht, wie glücklich er Leila im Bett macht, wie… etc. pp. Für Horror-Freunde ist das auf Dauer öde, aber die Leserinnen von Romantic Mystery und Erotik kommen auf ihre Kosten, wenn sie sich mit der Gewalt arrangieren können.

Das Buch endet, wie man es erwartet hat, wirkt aber nicht abgeschlossen. Ein Handlungsstrang blieb offen, was vermuten lässt, dass es entweder einen vierten Band (ff) oder einen weiteren Spin-off geben könnte.

In Ihren Büchern schreibt Jeaniene Frost Gewalt und Leidenschaft groß. Nennenswerte Überraschungen im Handlungsverlauf und bei der Charakterisierung ihrer Protagonisten wollen ihr jedoch nicht gelingen. Wem das reicht, weil er/sie ohnehin nur von ‚supertollen Sex-Vampiren‘ träumen will, wird wohl seinen Spaß haben, doch erwartet man mehr von einem fantastischen Roman, sollte man hiervon besser die Finger lassen.