Jörg Benne: Die Stunde der Helden - Legenden von Nuareth 1 (Buch)

Jörg Benne
Die Stunde der Helden
Legenden von Nuareth 1
Titelbild: Alberto Del Lago
Mantikore, 2015, Taschenbuch, 458 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-945493-21-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Auch Helden haben es nicht einfach. Zwar werden sie von den Menschen verehrt, umschmeichelt und mit Gold überschüttet, doch wehe, wenn einmal keine Heldentat ansteht, dann ist das Säckel leer und die nächste Mahlzeit sowie ein Dach über dem Kopf weit entfernt. Der junge Schreiber, er selbst nennt sich hochtrabend Barde, Felahar von Brickstein ist in den rauen Nordlanden unterwegs, um sich neue Geschichten erzählen zu lassen, Material zu sammeln und den Landstrich kennenzulernen. Als er eines Abends in einer Schenke auf drei legendäre Helden trifft, sieht er dies als Wink des Schicksals an. Er drängt sich den Kriegern auf, begleitet sie bei ihren Questen

Allerdings steht unserem Chronisten ein herbes Erwachen bevor. Die Tätigkeiten, für die unser Triumvirat sich verpflichtet, sind ebenso profan wie oftmals grausam, die Bezahlung eher schlecht und mit der Ehre der so hochgelobten Recken ist es meist nicht weit her. Helden von Ehre sind tote Helden, das wissen sie. Auch die Drei müssen sehen, wo sie bleiben, müssen abwägen, ob der in Aussicht gestellte Obolus die Gefahr wert ist, derer sie sich aussetzen. Wer sich als mittelloser Hilfebedürftiger an sie wendet, der wird auf taube Ohren stoßen. Als sie mit dem Syndikat aneinandergeraten und auf der Flucht in einer belagerten Grenzfeste Unterschlupf finden ahnen sie nicht, dass ihnen das größte Abenteuer ihres Lebens bevorsteht - und natürlich ist unser übergewichtiger, ängstlicher Schreiber mitten drin im Schlamassel…


Den Leser erwartet vorliegend einmal kein müder „Der Herr der Ringe“-Abklatsch. Statt vergeistigte Elfen, tumbe Zwerge und Zauberer in spitzen Hüten setzt Jörg Benne ganz auf die vom ihm kreierte Welt, in der seine durchaus stereotyp gezeichneten, dabei aber wahrlich nicht uninteressanten Figuren ihre Abenteuer erleben. Und genau diese, die gefahrvollen Geschehnisse bestimmen das Buch. Neben dem Erzähler, der nun wahrlich kein Heldenfutter darstellt (aber uns vielleicht gerade darum ans Herz wächst), sind es die drei vermeintlichen Helden, die uns hier besonders unterhalten. Alle vier Figuren zeichnen sich durch ein gerüttelt Maß an Authentizität, durch einen lakonischen Humor und eine nüchterne Art, die Welt zu sehen, aus. Für unseren Poeten ist das zunächst ein abruptes Erwachen aus den Träumen von glanzvollen Questen und hehrem Mut, doch er muss am eigenen Leib erfahren, dass die Gewalt oftmals siegt, dass sich der Brutalere, der Mächtigere gnadenlos und ohne jegliche Rücksichtnahme durchsetzt.

Auch wenn der Text stilistisch ein wenig holpert, ist der Unterhaltungswert angesichts der mannigfachen Gefahren und der Entwicklung, die unser Schreiberling durchmacht, hoch. Gebannt folgt man dem Plot, ahnt, dass es das Schicksal nicht gut meint mit den Helden, sie immer wieder vor neue Fährnisse stellt, bevor es zum großen Showdown kommt.