Jonathan Maberry (Hrsg.): Akte X: Vertrauen Sie Niemandem (Buch)

Jonathan Maberry (Hrsg.)
Akte X: Vertrauen Sie Niemandem
(X-Files Anthology, Vol. 1: Trust No One, 2015)
Aus dem Amerikanischen von Markus Mäurer, Claudia Kern, Sabine Elbers, Helga Parmiter, Susanne Picard
Titelgestaltung von Wes Driver
Cross Cult, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 500 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-86425-803-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

In den letzten Jahren besinnt man sich immer mehr auf die Kultserien oder -filme der 80er und 90er Jahre. Oft versuchen sich die Macher, die selbst damit aufgewachsen sind, mit einem Reboot in Form von Kinofilmen, gelegentlich werden aber auch noch einmal die alten Helden ins Boot geholt. Das ist tatsächlich bei „Akte X“ geschehen, deren Hauptdarsteller noch einmal für eine sechsteilige Mini-Serie zusammen kamen.

Die hier vorliegende Anthologie „Vertrauen sie Niemandem“ versucht eine Brücke zwischen den Staffeln, die zum Kult wurden, und der Moderne zu schlagen. Fünfzehn Autoren haben sich zusammengefunden, um die FBI-Agenten Fox Mulder und Dana Scully mit neuen Fällen zu beschäftigen.


In einer kleinen Stadt in Massachusetts verschwinden vier Kinder über Nacht, werden dann aber in einem leblosen Zustand wieder gefunden und können nicht mehr geweckt werden, so als sei ihr Geist erloschen. Zur gleichen Zeit geschehen mehrere Morde. Vor allem Mulder ahnt, dass es da einen Zusammenhang gibt.
Dann wieder gehen sie den Behauptungen einiger Hinterwäldler nach, die von Aliens in ihren Gefrierschränken berichten, sicher verwahrt schon von der Elterngeneration. Oder was ist mit dem Haus, das allen, die in es einziehen den Tod oder anderes Unglück bringt. Ist der Künstler wirklich so begabt, der lebensechte Statuen aus dem Sandstein der Wüste erschafft? Ein anderes Abenteuer führt die Beiden nach Saudi-Arabien, wo sich vor allem Scully nicht nur mit den mysteriösen Morden, sondern auch den Sitten des Landes und den Avancen eines charmanten, wenn auch chauvinistischen Prinzenherum schlagen muss.
Auch Direktor Skinner wird mit seiner Vergangenheit als Soldat konfrontiert, als er einem Mann zu helfen versucht, den er schon als Rekruten kannte.


Man merkt recht schnell, dass die Geschichten die für die Serie typischen Themen bedienen; auf der einen Seite gehen die beiden Agenten mythologischem Horror nach, der sich in bestialischen Morden und grusligen Erscheinungen äußert, auf der anderen begegnen sie immer wieder Spuren, die auf außerirdisches Leben hinweisen, das sich auf der Erde bewegt oder bewegt hat.

Wie auch schon in der Fernsehserie bleibt Dana Scully die skeptische Wissenschaftlerin, die nichts glauben mag, was sie nicht beweisen kann, Fox Mulder ist der idealistische Träumer der nichts für unmöglich hälgt und gerade seinen Glauben an nichtirdisches Leben zur Manie gemacht hat. Daher kommt es auch immer wieder zu den typischen Dialogen zwischen den beiden und ihren unterschiedlichen Positionen, die sie bewusst gegenüber Außenstehenden vertreten. Und nicht immer finden sie die Wahrheit heraus - oder können sie bis ins Letzte beweisen.

Die Erzählungen haben eine angenehme Länge; die Autoren haben genug Raum, um den Fall aufzubauen und die Helden agieren lassen zu können, dürfen aber auch nicht ausschweifend werden, so dass eine gewisse Straffung garantiert ist. Letztendlich merkt man aber schon, dass man ein wenig mit dem Universum vertraut sein sollte, denn die Figuren werden ebenso wenig vorgestellt, wie mache der Gesetzmäßigkeiten. Ansonsten aber leben die Erzählungen die Stimmung der Episoden und fügen sich nahtlos in die Chronologie ein.

Daher ist „Vertrauen sie Niemandem“ eine rundum gelungene „Akte X“-Anthologie, die mit Sicherheit nicht nur neu hinzugekommen Leser fesseln wird, sondern auch die altgedienten Fans, die noch mit viel Freude an die Fernsehserie zurückdenken und sich so vielleicht inspiriert fühlen, noch einmal in die ein oder andere Episode hinein zu schauen.