Bernhard Hennen & Robert Corvus: Nordwärts - Die Phileasson-Saga 1 (Buch)

Bernhard Hennen & Robert Corvus
Nordwärts
Die Phileasson-Saga 1
Titelillustration von Kerem Beyit
Heyne, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 494 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-31751-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Asleif Foggwulf Phileasson und Beorn Asgrimmson sind die geachtetsten unter den Kapitänen Thorwals. Auf ihren Drachenschiffen habe sie halb Aventurien umsegelt, haben neue Routen erkundet, fette Prisen gemacht und wurden in den Sagas verewigt.

Wer von den Beiden ist aber nun der Beste unter den Seglern und Entdeckern, wer wird den Titel „König der Meere“ für sich reklamieren können? Ein Wettstreit wird ausgerufen, die beiden Kontrahenten sollen einmal um den Kontinent Aventurien herumsegeln und dabei zwölf Questen absolvieren.

Mitten im Winter geht es ohne große Vorbereitungen los, die von den Göttern vorgegebene Route führt die beiden Schiffe in den hohen Norden. Dass beide verfeindete Kapitäne ihre übliche Mannschaft nicht mitnehmen dürfen führt dazu, dass sie sich eine neue Crew - Elfen, Ritter und Magiekundige dürfen hier nicht fehlen - rekrutieren müssen. Dann geht es an Bord der „Seeadler“ und der „Seeschlange“ auf in das Land aus Eis und Schnee.

Als erste Aufgabe gilt es ein Mammut zu fangen, bevor es dann zum Himmelsturm, dem verschollenen Heiligtum der Elfen, gehen soll…


„Das Schwarze Auge“ und die Welt Aventurien rückt wieder ins Visier der großen Verlage. In den 80er Jahren machte ich das erste Mal die Bekanntschaft von Aventurien, einem Kontinent, die sich einige findige Köpfe (unter ihnen Ulrich Kiesow und Werner Fuchs) für ihre Rollenspiel-Kampagnen ausgedacht hatten. Kurz vorher schwappte die Welle der Fantasy-Rollenspiele in der Folge von „Dungeons & Dragon“ aus den USA kommend auch über Deutschland herein, erste Kampagnen wurden ausgedacht, ein Brettspiel und Roman-Adaptionen folgten, bis man mit FanPro gar einen Verlag gründete, der hauptsächlich Titel um Aventurien, oder sollte ich besser sagen „Das Schwarze Auge“ (DSA) in seinem Programm hatte.

Über die Jahre erschienen auch bei Heyne immer wieder entsprechende Romane, die gängige Fantasy-Geschichten bekannter und neuer Autoren in und um Aventurien und DSA zum Inhalt hatten, Hans Joachim Alpers „Piraten“-Trilogie und Karl-Heinz Witzkos „Westwärts Geschuppte“ sind hier unvergessen. Mittlerweile liegen die meisten Rechte wohl bei Ulisses Spiele, doch auch Heyne konnte sich für ein neues Projekt erwärmen.

Zwei der erfahrensten Fantasy-Autoren deutscher Zunge kombinierten ihre Kräfte, um uns die Roman-Adaption einer der interessantesten Spielkampagnen der letzten Jahre zu präsentieren. Wir kennen Bernhard Hennen nicht nur von seinen DSA-Romanen, seinem „Gezeitenwelt“-Roman (Piper) und den „Elfen“-Bestsellern (Heyne), es ist auch bekannt, dass er seit Jahren begeisterter Rollenspieler und Fan des DSA ist. Robert Corvus schreibt bei „Perry Rhodan“ mit und hat bei Piper mit seiner Dark Fantasy-„Schattenherren“-Reihe für weitere Aufmerksamkeit gesorgt. Nun haben sie sich eine der erfolgreichsten Kampagnen vorgenommen und wollen diese auf vermutlich zwölf Romane - immerhin gilt es, über zwölf Questen zu berichten - verteilt erzählen.

Zunächst erwartet den Leser ein immerhin 80seitiger Prolog, der mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun hat. Zurecht wird im Netz sowohl die ungewohnte und unzutreffende Darstellung der Thorwaler gerügt, aber auch, dass das beschriebene Verbrechen inhaltlich ohne Verbindung zum Plot in der Luft hängt. Auch danach kommt echtes DSA-Feeling noch nicht auf. Etwas unmotiviert wird hier ad hoc mitten im Winter eine Expedition in den Norden entsandt, die eigentlich zu diesem Zeitpunkt witterungsbedingt nur scheitern kann. Was hinter dem Wettlauf steckt, wer sich den Plan ausgedacht hat, das wird lediglich angedeutet, weitere Hintergründe gibt es in diesem Band - noch - nicht.

Erst mit dem Beginn der Fahrt kommt dann Tempo auf, wird der Plot insgesamt interessanter. Da ich die Kampagne selbst nicht kenne, muss ich mich rein auf den vorliegenden Text verlassen. So scheinen sich zumindest die beiden Boote klar in einen positiv besetzten Protagonisten (Phileasson) und seinem Antagonisten (Beorn) aufzusplitten. Woher ihre Feindschaft rührt bleibt unklar, hier wird lediglich ein Verweis auf die Schwester Beorns eingestreut, ohne dass wir Näheres erfahren. Ein elfischer Blutmagier gesellt sich zu Boern, eine kindliche Seherin zu Phileasson - hier scheinen sich die Kontrahenten jeweils weiter zu verstärken, wobei beide Figuren zunächst etwas undeutlich und mysteriös bleiben.

Die erste Queste wird „abgearbeitet“, soll heißen, dass wir jeweils aus der Sicht der beiden Anführer quasi das Warm-machen der Abenteuer verfolgen. Dabei werden immer wieder Andeutungen eingestreut, Geheimnisse angedeutet, aber ohne dass wir schon das große Ganzen zu Gesicht bekommen würde.

So ist dies vorliegend ein Anfang, der auch DSA-Unbedarften die Figuren vorstellt, den Konflikt andeutet, ohne schon wirklich das Potential Aventuriens und der Gestalten auszureizen.