Manifest Destiny 2: Insecta & Amphibia (Comic)

Chris Dingess
Manifest Destiny 2
Insecta & Amphibia
(Manifest Destiny, Vol. 2, 2014/2016)
Titelbild und Zeichnungen von Matthew Roberts
Übersetzung aus dem Englischen von Christian Langenhagen
Cross Cult, 2016, Hardcover, 128 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-86425-827-5

Von Christel Scheja

Die Expedition von Captain Meriwether Lewis und Second Lieutenant Clark im Jahr 1804 ist in die amerikanische Geschichte eingegangen - als erster tapferer Vorstoß der noch jungen Nation, die zum großen Teil unbekannten Gebiete Nordamerikas zu erkunden und dabei eine sichere Route an die Pazifikküste zu finden. Chris Dingess erzählt dieses Abenteuer nach - wenngleich auch mit ganz eigenen Ideen.

 

Lewis und Clark haben auf ihrer Reise den Mississippi hinauf schon Einiges mitmachen müssen. Nicht nur, dass die Strafgefangenen, die sie als Kämpfer, sprich Kanonenfutter, das man in die erste Reihe stellen kann, mitgenommen haben, immer wieder aufbegehren, sie haben nun auch Zivilisten an Bord ihres Schiffes, die letzten Überlebenden eines kleinen Außenpostens, in dem Fauna und Flora auf übelste Weise wüteten. Die Männer haben sich zudem mit blutgierigen Hybridwesen aus Tier oder Mensch und Pflanze herumschlagen müssen - Erlebnisse, die sie niemandem erzählen können.

Doch sie sind nicht gewillt aufzugeben und stoßen in noch unbekanntere Gefilde vor. Während die Frauen an Bord für Unruhe unter den Männern sorgen und auch den beiden Anführern zu schaffen machen, übersehen sie fast, dass die Natur noch weitere Überraschungen bereithält. Ehe sie sich versehen, sitzt das Schiff mitten im Fluss fest, umklammert von einer Kreatur, die kurzerhand einige von der Besatzung in den Tod reißt. Und an Land scheinen Insekten die menschlichen Körper zum idealen Ablageort für ihre Brut erkoren zu haben…


Und weiter geht es mit der Mischung aus Abenteuer und Horror, die zwar locker auf den tatsächlichen Aufzeichnungen der Lewis-und-Clark-Expedition basieren mag, aber natürlich auch eine ganz eigene Geschichte erzählt. Interessant ist dabei, dass nicht nur die Natur den Erkundern zu schaffen macht, auch untereinander erhöht sich die Spannung. Wie immer, wenn eine ungleiche Gruppe sich zusammenraufen muss, scheint jeder dennoch lieber erst einmal seiner eigenen Agenda folgen zu wollen, als Zugeständnisse zu machen - und genau das ist es, was auch mehr Blutopfer als nötig fordert.

Die Künstler scheuen sich nicht, die Natur wieder einmal unter den Reisenden wüten zu lassen und erhöhen den übernatürlichen Faktor, schlagen nun doch auch noch Amphibien und Insekten zu, die bisher nur eine lästige Nebenerscheinung waren.

Erklärungen für das seltsame Verhalten der Umgebung gibt es zwar keine, aber erste Andeutungen, dass vielleicht doch ein wenig mehr dahintersteckt als die Weißen ahnen. Denn ihre indianische Begleiterin steht den unheimlichen Schrecken viel gelassener gegenüber als sie und scheint oft genug zu wissen, was sie tun muss.

Auch der zweite Band von „Manifest Destiny“ ist daher für all diejenigen interessant, die Spaß an handfestem Horror mit Lovecraft-Einschlägen - aber eingebunden in ein gut recherchiertes historisches Setting - mögen, und dessen Handlung so gut wie nicht vorhersehbar ist, denn auch diesmal wartet das Abenteuer mit vielen unangenehmen Überraschungen auf.