Wrath James White: Auf die Toten (Buch)

Wrath James White
Auf die Toten

(To the Death)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Titelillustration von Dean Samed
Festa, 2016, Paperback, 247 Seiten, 12,80 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Es beginnt im September 2013 in Uganda. Ein bläulich-grüner Schimmelpilz wächst und gedeiht auf frischem, totem Fleisch. Besonders gut scheint dem Pilz menschliches Fleisch zu munden - so gut, dass er sowohl das Gehirn, wie die Verdauung aufrechterhält. In der Folge erheben sich Tote aus ihren Gräbern, wandern über die Erdoberfläche und suchen hungrig nach Fleisch.

Ortswechsel: Die USA, das auserwählte Land Gottes, der Hort von Freiheit und Fortschritt. Hier weiß man bei der CIA von der Bedrohung durch den Pilz, ist aber noch der irrigen Meinung, dass Afrika weit weg und eine Infektion zunächst zumindest ausgeschlossen sei.

Doch da hat ein findiger und skrupelloser Geschäftsmann eine ganz andere Idee, nutzt er das Virus doch dafür, einstmals gefeierte Kampfsportler aus dem Grab auferstehen und in martialischen Kämpfen in den Käfigen gegen lebendige Gegner antreten zu lassen. Als die Leichen dieser illegalen aber höchst lukrativen Kämpfe in San Francisco in Mülltonnen auftauchen, macht sich der Polizist Elgin, selbst Kampfsportler, an die Ermittlungen. Und was er entdeckt, das verändert sein Weltbild - und führt ihn in eine Luxus-Suite in Las Vegas zum Kampf der Kämpfe…


Wrath James White hat sich selbst jahrelang mit Kampfsport beschäftigt, hat im Ring wie außerhalb Erfahrungen gesammelt und kennt das Business aus der Westentasche. Als er sich entschloss, dem ständig wachsenden Kanon von Zombie-Romanen seinen eigenen Beitrag hinzuzufügen, war ihm klar, dass er etwas outside the box vorlegen wollte. Einen Text, der nicht das ständig selbe Topic wiederkäuen würde, sondern eine Erzählung, die zwar das altbekannte Thema der wandelnden, hungrigen Toten aufgreifen würde, dies aber auf ganz eigene Art und Weise präsentieren sollte.

So blieb er ganz dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ verhaftet und bei dem, was er aus persönlicher Erfahrung kennt, und verbindet die Zombies mit dem martialischen Kampfsport.  Und, so sehr mich das Sub-Genre der Walking Dead zumeist auch langweilt, Wrath gelingt es mit seiner Handlung, nein eigentlich eher mit seinen Figuren, mich gefangen zu nehmen.

Hier schreibt ein Autor über Etwas, das er kennt, dem er emotional verbunden ist - und das merkt man dem Text dann auch an. Und, auch dies ist bemerkenswert, gerade weil der wohltuend kurze Roman innerhalb der Extrem-Reihe erscheint, er kommt dabei mit erstaunlich wenig unappetitlichen Szenen aus. Sicherlich geht es deftig zu, wenn Gehirnmasse spritzt, Knochen brechen oder Kindersoldaten in Uganda mit der Machete Gliedmaßen abschlagen, doch ordnen sich diese Szenen der Erzählung unter, sind kein Selbstzweck.

Auch wenn das Finale ein wenig arg abrupt und letztlich fast schon vorhersehbar daherkommt, liest sich der Roman insgesamt frisch und packend, besticht durch die realistisch beschriebenen Kampfszenen und führt das ausgelutschte Zombie-Thema zu neuen Ufern.