Arndt Waßmann: In des Greifen Schatten (Buch)

Arndt Waßmann
In des Greifen Schatten
Titelbild: Lothar Bauer
p.machinery, 2015, Taschenbuch, 150 Seiten, 7,90 EUR, ISBN 978-3-95765-047-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Einer der kleinen deutschen Verlage, die sich neben den Riesen auf dem Markt zu behaupten versuchen, ist p.machinery. Immer wieder erscheinen dort Titel aus allen Bereichen der phantastischen Genres, unter anderen auch der Fantasy, so wie die Geschichtensammlung „In den Greifen Schatten“ von Arndt Waßmann.

 

In der Titelgeschichte hat ein König die Lust am Regieren verloren und überlässt seine Amtsgeschäfte immer mehr dem umtriebigen Sarrik, der indessen immer mehr Geschmack an der Macht bekommt und sich schließlich mit dem Wesen Ärrx verbündet. Mit knapper Mühe und Not entkommt Nerdan der Revolte seines Regenten und muss mit Hilfe der Priesterschülerin Isilda erkennen, dass das Volk ihn mittlerweile genau so hasst wie Sarrik und er große Opfer bringen muss, um zu retten, was zu retten ist.

„Die letzte Hoffnung“ führt Bernhild, eine Priesterin, mit drei Schülerinnen auf eine gefährliche und aufopferungsvolle Reise zu einem drohenden Sphärenriss.

Und dann gibt es da noch den Kaufmann, der einer jungen Frau hilft und sie dann wieder aus den Augen verliert, nur um sie überraschend wieder zu sehen, oder die Geschichte vom Mädchen, das keine andere Wahl mehr hat, als sich mit ihrem größten Feind zu verbünden, als sie als Hexe angeklagt in den Kerker gesperrt und grausame Folter erdulden muss.

Und auch die Wahrheit hat offensichtlich immer zwei Seiten, wenn man genau hinschaut.


Auffällig ist, dass Arndt Waßmann nicht nach den Sternen greift, wenn er seine Geschichten erzählt, sondern selbst aus Königen und Priesterinnen einfache Menschen macht, die Schwächen und Unzulänglichkeiten haben, so dass sie aus sich selbst herauswachsen müssen, wenn sie noch irgendetwas richten wollen. Natürlich kann man keine ausgefeilten Charaktere erwarten, aber er findet genau die richtigen Worte, um die Figuren und ihre Welt vorstellbar zu machen, den Leser in das Szenario zu entführen ohne viel erklären zu müssen und nur Klischees zu bedienen. Auch die Handlung weist nette Wendungen auf, die kürzeren enden mit einer gelungenen Pointe, die man selten so hat kommen sehen. Der Stil ist flüssig, die Mischung aus Action und ruhigeren Momenten ansprechend getaktet, so dass auch in den längeren Erzählungen keine große Langeweile aufkommt. Gelegentlich bedauert man sogar, dass der Autor aus einigen Ideen keine größere Idee schuf, oder die Erzählungen, die auf der gleichen Welt spielen, noch enger miteinander verknüpft hat.

Alles in allem bereiten die Geschichten in „Des Greifen Schatten“ durchaus Vergnügen und wissen zu unterhalten, gerade wenn man abwechslungsreiche Fantasy-Abenteuer mit lebendigen Helden mag.