Misty Massey: Die Magierin des Windes (Buch)

Misty Massey
Die Magierin des Windes
(Mad Kestrel)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Maike Claußnitzer
Titelillustration von Hilden Design
Blanvalet, 2010, Taschenbuch, 464 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-442-26758-3

Carsten Kuhr

Was für andere schöne Kleider oder prächtiger Schmuck ist, das sind für die junge Maatin Falkin die Planken ihres Schiffes. An Bord der "Vogelfrei" entkam die junge Frau, die mittels ihrer magischen Gabe dem Wind gebieten kann, den Häschern des allmächtigen Magierordens der Danisober. Nun ist sie anerkanntes Besatzungsmitglied eines der erfolgreichsten Piratenschiffe der Meere.

Kaum aber sind sie dieses Mal in den sicheren Hafen eingelaufen, scheint sich das Schicksal gegen Schiff und Besatzung zu verschwören. McAvery, ein findiger Trickbetrüger, schafft es nicht nur dem sonst mit allen Wassern gewaschenen Kapitän Binns ein gestohlenes Schiff, die "Thanos", anzudrehen, ihm gelingt sogar das Kunststück, den Kapitän der "Vogelfrei" als Dieb der Thanos hinzustellen. Die Behörden sind schnell, fast zu schnell, bei der Hand, und schon am nächsten Tag soll der Delinquent zum Tanz am Strick auf die entfernte Königsinsel überführt werden.

Natürlich ist es für Falkin Ehrensache, ihren Kapitän zu befreien, doch da schlägt McAvery erneut zu und reißt sich die "Vogelfrei" unter den Nagel. Vor hilfloser Wut schäumend erobert Falkin die "Thanos" und macht sich zunächst auf, McAvery zu fassen. Mit ihm als Pfand will sie Binns befreien und den Behörden den wahrhaft Schuldigen im Austausch anbieten. Doch, wie gewohnt, scheint einmal wieder alles schiefzulaufen. Eine Meuterei bringt sie an den Rand der Niederlage, die Danisober haben sich auf ihre Fersen geheftet und McAverys Anblick bewirkt ein bestimmtes Kribbeln im Bauch – und dies kann sie nun gerade gar nicht gebrauchen...

Windjammer-Romantik, die Freibeuter der Meere, das ist ein Abenteuergarn, das Autoren seit Jahrzehnten gerne nutzen, um ihre Leser zu unterhalten, Zwischenzeitlich gibt es ein paar Fantasy-Reihen, die sich des Topics annehmen und ihre Leser, mehr oder minder gelungen, mit einer Kombination aus Kaperfahrten und Magie in ihren Bann ziehen.

Misty Massey nutzt hier, um in der passenden Metapher zu bleiben, den Wind von Achtern, und erzählt uns die Geschichte einer jungen Frau mit einer besonderen Gabe, die ihre Freiheit auf dem Meer gefunden hat. Selbstbewusst ist sie, unsere Falkin, dabei weiß sie nicht nur mit Tau und Segel umzugehen, sondern führt auch einen tödlich scharfen Degen.

Die Autorin macht die Schatzkiste der Freibeuter denn auch weit auf. Es gibt zwar keine wirklichen Gefechte zu See, doch ansonsten bietet sie alles auf, was man von einem entsprechenden Roman erwarten kann. Es wird geentert, fiese Matrosen hecken eine Meuterei aus, Stürme bedrängen unser Schiff und Riffe lauern in den Untiefen. Dazu gesellen sich eine ganze Handvoll Geheimnisse, die sich nur zögerlich offenbaren, wird der Leser immer wieder, durch so nicht vorhersehbare Wendungen überrascht.

Natürlich ist das Gebotene nicht neu, weckt Erinnerungen bekannte Filme und Bücher. Hier kommen dem Plot dann die übernatürlichen Elemente gut zupass. Die ungewollte, ja lange negierte Gabe dem Wind zu befehlen, die Jagd des Magierordens auf die talentierten Kinder, eine Pflanze, deren Genuss das Altern aufhält, das sind die Ingredienzien, die das Mahl würzen.

Das liest sich nett, spannend und unterhaltsam, ohne zu viel Tiefe aufzuweisen. Die Gestalten sind recht oberflächlich gezeichnet, wobei die Autorin bemüht ist, zumindest die wesentlichen Figuren mit Hintergrund zu unterfüttern. Dafür bleiben die Antagonisten leider blass und farblos. Einzig in der direkten Konfrontation von Falkin und dem spitzbübische McAvery wird ein zwielichtiger Charakter etwas ausführlicher dargestellt, und spritzen die Dialoge vor Witz und Ironie.

Solides Fantasy-Abenteuergarn also, das sich angenehm liest, nichts Überwältigendes aber gute Entspannungslektüre.