Chris Dougherty: Zombie Inc. (Buch)

Chris Dougherty
Zombie Inc.
(Zombie Inc.)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Madeleine Seither
Titelbild von Mark Freier
Luzifer, 2016, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 340 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-95835-084-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Das Jahr 2027 stellte das Ende der bis dahin bekannten Zivilisation dar. Damals griff ein Virus um sich, das Leichen wiederbelebte und der Welt die Zombies bescherte. In den nächsten Jahren starben 9 von 10 Menschen in den USA, die großen Metropolen wurden verlassen, die Gebäude brachen zusammen, überall roch es bestialisch nach vergammelnden Leichen. Doch es gab auch - wenige - Krisengewinnler.

Zombies Inc., die Firma, bei der ich arbeite, gehört zu diesen. Wir bieten Zombies für alle denkbaren Zwecke an. Ob Sie nur ihr Grundstück vor Plünderern bewachen lassen wollen, oder willige, billige Arbeiter suchen, bei uns sind sie richtig. Und sollte tatsächlich einmal einer unserer Zombies außer Kontrolle geraten, hat jeder ein Sprengband um den Hals, das die Sache automatisch zu einem Ende bringt - und wir räumen natürlich auch noch auf. Garantier-Fall, und so. Das Geschäft florierte - bis uns jetzt der Nachschub auszugehen droht…


Der ganz groß0e Hype um Zombies, der mit „The Walking Dead“ seinen Höhepunkt erreichte, scheint vorbei zu sein. Zwar gibt es weiterhin entsprechende Publikationen, und auch die Fans sind nach wie vor rührig, doch die Gelegenheitsleser haben sich neuen Sub-Genres zugewandt. Dennoch gibt es Nachfrage nach neuen Zombie-Romanen, wenn der Inhalt nur interessant genug daherkommt.

Vorliegend nimmt sich Chris Dougherty auf ganz eigene Art und Weise des Themas an. Er geht das Thema aus betriebswirtschaftlicher Sicht an: Was kann ein findiger Geschäftsmann, ein Konzern mit Verbindungen in die Regierung, mit den wandelnden Toten nicht alles anstellen, um damit Geld zu verdienen. Die Zombies beseitigen, verspricht dabei nicht unbedingt nachhaltige Einnahmen und Gewinn, da ist es schon besser, wenn man die Zombies selbst als Konsumgut auf dem Markt platziert.

Das war für mich zumindest ein neuer, ein frischer, ja ein bestechender Ansatz, der mein Interesse weckte.

Verbunden hat der Autor diese Ausgangslage mit zwei Protagonisten, die ebenfalls ungewöhnlich daherkommen. In Zeiten, da sich freiwillig kaum ein Mensch mehr vor die streng gesicherten Türen der festungsähnlichen Bauten wagt, ist Carl ein erfahrener Außendienstmitarbeiter von Zombie Inc. Er kennt sich nicht nur mit der Gefahrenlage aus, er weiß sich auch bestens seiner Haut zu wehren. Dass er den Zombies den traumatischen, nicht verarbeiteten Verlust seiner Familie verdankt, kommt erschwerend hinzu. Als er mit Dill, seiner neuen Mitarbeiterin, die er ausbilden soll, und die sich den Zombiefreunden angeschlossen hat, zu seinen Außeneinsätzen aufbricht, muss er feststellen, dass die Zombieplage deutlich nachgelassen hat, dass aber auch in seiner Firma merkwürdige Entwicklungen vorangetrieben werden.

Zusammen mit ihm bekommt der Leser nicht nur einen Einblick in die Welt außerhalb der Gebäude, in der die Zombies frei umherstreifen, sondern auch in die Strukturen der Firma. So bleiben die unappetitlichen Szenen eher Mangelware, folgen wir stattdessen interessiert den Geschehnissen, die unseren so ungleichen Erzählern widerfahren.

Das liest sich, gerade weil es sich von den üblichen Romanen um die wandelnden Toten mit dem Drang nach Menschenfleisch unterscheidet, interessant, besticht durch die glaubwürdige Zeichnung der beiden Protagonisten und bietet ein Plot weit außerhalb des Gewohnten.