iZombie 2: Blutsauger (Comic)

Chris Roberson
iZombie 2
Blutsauger
(The House of Mystery Annual 2, iZombie 6-12, 2015)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration und Zeichnungen von Michael Allred & Gilbert Hernandez (US-Heft 12)
Panini, 2016, Paperback, 168 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-95798-665-5

Von Christel Scheja

„iZombie“ ist eine kleine aber feine Fernsehserie, die sich des Zombie-Themas einmal auf eine ganz andere Weise annimmt als man es vielleicht gewohnt ist und dabei eine interessante Mythologie zu Lebenden, Toten und anderen übernatürlichen Wesen entwickelt. Doch anders als im Fernsehen ist nicht Liv Moore die Heldin der Geschichte.

 

Gwen Dylan hat nicht das Glück in der Gerichtsmedizin zu arbeiten, so dass sie auf anderem Weg an das für sie überlebenswichtige Menschenhirn kommen muss. Wohl oder übel arbeitet sie nun schon eine ganze Weile als Totengräberin, um ihren Hunger zu stillen und nicht ganz zur geistlosen Kreatur zu mutieren.

Ihr Leben wird dadurch nicht weniger kompliziert, nun, da ihr auch noch eine wahnsinnige Wissenschaftlerin auf die Schliche zu kommen droht und gerne in die Hand bekommen möchte. Außerdem muss sie ihren Zustand vor allem vor ihrem Schwarm verheimlichen, ist dieser doch passionierter Monsterjäger und im Moment mit ein paar hartnäckigen Vampiren beschäftigt. Und dann sorgt das Hirn, das sie verzehrt, auch noch für weitere Komplikationen, erhält sie so doch für einige Zeit die Erinnerungen und Gefühle der Frau, die einmal die Mutter ihrer Schulfreundin war. Und das sorgt für weitere Turbulenzen, denn in der Folge entdeckt Gwen so auch Facetten ihres eigenen Lebens wieder, die sie durch die Zombiefizierung vergessen hatte.

Scott, ihr bester Freund und Werterrier, sowie Ellie ihre Geisterfreundin haben indessen mit ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen, erinnern sie sich doch zu gut an die Zeit, in der sie noch nicht so in die übernatürliche Welt eingebunden waren, sondern sich als ganz normale Menschen fühlen konnten…

Und da ist immer noch Horatio, die erstaunlich gut aussehende Mumie aus dem alten Ägypten, deren Angebot an Ellie und Gwen immer noch steht: Ein Teufelspakt, der ihr Leben wieder in geregelte Bahnen bringen könnte.


Wie in der ersten Graphic Novel durchbrechen die Künstler das Klischee und beschäftigen sich nicht mit dem „Fall der Woche“, sondern erlauben sich, verschiedene Themen und Handlungsstränge miteinander zu verweben. Gwen muss nicht nur darum kämpfen, ihr Hirn des Monats wiederzuerlangen und die daraus resultierenden Erinnerungen zu verarbeiten, gemeinsam mit ihren Freunden die entstandenen Probleme zu lösen, eher im Gegenteil.

Die Handlung bewegt sich gleich auf mehreren Ebenen, erlaubt jedem der Charaktere sein eigenes Spielfeld, wie man durch die beiden großen Rückblenden zu Scott und Ellie miterleben darf. Durch den Blick auf ihre Vergangenheit bleiben sie nicht mehr nur die lustigen oder launischen Sidekicks, sie werden nun zu voll ausgereiften Charakteren - die gegenüber Gwen sogar einen Vorteil haben: Sie können sich an das, was gewesen ist, noch sehr gut erinnern. Unterhaltsam und spannend werden Happen in den Raum geworfen, die auch das Schicksal der Totengräberin genauer unter die Lupe nehmen und erste Andeutungen machen, dass in ihrem früheren Leben längst nicht alles so gut oder normal gelaufen ist, wie es sollte. Die Hinweise und Andeutungen auf Geheimnisse und mögliche Gegenspieler der jungen Heldin machen nämlich Lust auf mehr.

Zugleich wird die Mythologie um Unter- und Überseelen weiter gesponnen, stricken Nebenfiguren im Hintergrund ihre Intrigen oder geraten selbst in unangenehme Schwierigkeiten. Wie immer wird das Ganze mit einem guten Schuss Humor und Augenzwinkern garniert - ernst nehmen sollte man manche Entwicklung nämlich wirklich nicht. Der rote Faden wirkt zwar insgesamt immer noch ein wenig dünn, der Eindruck, dass es sich überall um Einzelepisoden handelt, ist aber inzwischen gänzlich verschwunden, dafür fügen sich die Entwicklungen zu gut ineinander.

„Vampire“, der zweite Band der „iZombie“-Comicserie, bietet das gleiche Lesevergnügen wie der erste Band. Auch hier kann man ohne besondere Vorkenntnisse einsteigen und die Geschichte genießen, die eigentlich nur Mythologie und Setting mit der titelgebenden Fernsehserie teilt, aber ansonsten unabhängig agieren kann und so dieses Universum voller Zombies mit neuen Facetten belebt.