Northlanders 2: Hammer und Kreuz (Comic)

Northlanders 2
Hammer und Kreuz
(Northlanders # 11-16, 2008/09)
Autor: Brian Wood
Zeichnungen: Ryan Kelly
Farben: Dave McCaig
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Lettering: RAM
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-928-1

Frank Drehmel

Der Story-Arc "Hammer und Kreuz", der im Original die Einzelhefte #11 – #16 der Serie umfasst, schließt nicht nur nicht in der Veröffentlichungschronologie an "Sven, der Verräter" (# 1 – # 8) an, es wird auch eine Geschichte erzählt, die abgesehen vom Auftritt übellauniger Wikinger keinerlei Verbindung mit der Handlung des ersten Tradepaperbacks aufweist.

Wir schreiben 1014 A.D.: Wikinger haben große Teile Irlands besetzt und drangsalieren voller Überheblichkeit die einheimische Bevölkerung.

Ein Mann, ein ehemaliger irischer Asceticus der Zisterzienser und Landherr namens Magnus Mag Rodain, scheint sich den Okkupationstruppen zu widersetzen, indem er in Begleitung seiner Tochter Brigid Wikinger mordend durchs Land zieht, wobei er keinen Unterschied zwischen Frauen, Männern und Kindern macht und sogar das Vieh auf den Höfen der Besatzer niedermetzelt.

Da solche Taten den Keim der Rebellion in sich tragen, wenn sie nicht gesühnt werden, beauftragt der Herrscher der Nordmänner, König Sigtryggs, seinen besten Menschen-Jäger, Ragnar Ragnarsson, Magnus zur Strecke zu bringen. In der Tat dauert es nicht lange bis Ragnarsson und seine Gefolge dem Mörder dank der herausragenden intellektuellen Fähigkeiten des Nordmannes auf die Spur kommen, auch wenn einige Ungereimtheiten die Motive Magnus in Frage stellen.

Weil der Ire und seine Tochter den Verfolgern dennoch ein ums andere Mal entkommen, entscheidet Ragnar, die einheimische Bevölkerung ermorden zu lassen, um dadurch den vermeintlich Aufständischen aus der Reserve zu locken.

Der Plan ist von Erfolg gekrönt: als sich die beiden Männer jedoch Auge in Auge gegenüber stehen, wird schnell klar das in ihrem Kampf Wahnsinn auf Besessenheit trifft.

Eine weitere Erwartung, die zumindest teilweise enttäuscht wurde. Es gelingt weder Brian Wood noch Ryan Kelly inhaltlich wie grafisch an die expressive, nordisch-raue und authentisch wirkende Story des ersten Sammelbandes anzuknüpfen.

Das Duell zweier psychopathischer Gewalttäter ist zwar actionreich und mit viel Gespür für Gewaltdetails inszeniert, wirkt aber durch die extreme Fixierung auf nur zwei Personen relativ beliebig und losgelöst von einem konkreten historischen Kontext. Dieser Eindruck von Unbestimmtheit wird nicht zuletzt durch Ragnar Ragnarssons kirminalpsychologische Profiler-Attitüde verstärkt, die von Beginn an deutlich anachronistisch wirkt und die Vermutung nahelegt, dass Woods Augenmerk von vornherein der plakativen Gewalt und vordergründig-trivialen Psychologiesierung galt, anstatt – wie noch im ersten Album – (auch) historischer bzw. geografischer Authentizität.

Kellys klares, dynamisches und kontrastreiches Artwork ist in Verbindung mit der zurückhaltend düsteren Koloration Dave McCaigs zwar gefällig, verglichen jedoch mit Davide Gianfelices – dem Zeichner des ersten Albums – mutigen, kantig-rohem Duktus deutlich konventioneller und visuell langweiliger.

Fazit: Inhaltlich und grafisch zwar deutlich schwächer als das erste Northlander-Tradepaperback, "Sven, der Verräter",, aber wegen des hohen Action-Gehaltes und des dynamischen Artworks dennoch hinreichend kurzweilig.