Orbital 3.2: Widerstand (Comic)

Orbital 3.2
Widerstand
(Orbital: 5. Résistance)
Text: Sylvain Runberg
Zeichnungen: Serge Pellé
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2015, Hardcover, 48 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-86869-111-5

Von Frank Drehmel

Rund drei Jahre mussten die Leser auf den Abschluss der dritten Mission der beiden IDA-Agenten - des Menschen Kaleb Swany und der Sandjarin Mezoke Izzu - warten; drei Jahre, in denen die Erinnerung an die höchste verwickelte Geschichte verblassen konnte, sodass es für das Verständnis des vorliegenden Bandes notwendig ist, zunächst nochmals (mindestens) Band 3.1. „Gerechtigkeit“ zur Hand zu nehmen.

 

Kaleb scheint von seiner schweren Verletzung und seiner Gefangenschaft durch die Handlanger der Konföderation weitgehend genesen und erfreut sich gemeinsam mit Mezoke auf dem Planet Schem am einfachen Leben, welches die Sandjaren gewählt haben. Doch Häscher sind den beiden Flüchtigen auf der Spur: Kristina, die nach wie vor Rache an den Mördern ihrer Eltern sucht, setzt alles daran, ihren großen Bruder zu finden und schreckt dabei nicht einmal vor Mord zurück.

Die Idylle auf Schem wird jäh zerstört, als Kaleb zusammenbricht, da sich die mentale Verbindung mit dem Nevronom Angus aus heiterem Himmel reaktiviert, weil Angus und seine Pilotin Nina durch die Besatzer der Erde in einen gigantischen Kampf verwickelt werden. Als schließlich auch noch eine Armee aus Androiden Schem angreift, Kaleb und Mizoke durch Kristina gerettet werden und der Agent von seiner Schwester über die Hintergründe der Ermordung seiner Eltern informiert wird, als er erfährt, dass er von einem treuen Freund verraten wurde, ist das alles zu viel für Kaleb. In ihm erwachen die Kräfte des Varosash, den er einst besiegte, Kräfte, die so tödlich sind, dass ihnen nichts gewachsen ist, Kräfte, die ihn zur Erde zurückzwingen, um dort um jeden Preis den Austritt der Menschheit aus der Konföderation zu verhindern.


Runbergs Universum gewinnt in diesem neuen Album noch einmal an Komplexität: mehrere parallele Handlungsstränge, eine Vielzahl von Protagonisten mit unterschiedlichsten Motiven, eine komplizierte politische und gesellschaftliche Struktur sowie zahllose Alien-Rassen stellen die Story in die Tradition großer Science-Fiction-Universen wie beispielsweise „Star Wars“, „Star Trek“ oder „Babylon 5“. Zwar steht Runbergs Kosmos noch ganz am Anfang seiner Entwicklung, aber das Potenzial, die Vielschichtigkeit des Settings, deuteten sich schon in den Vorgängerbänden an und nach wie vor halten sich Action-Orientierung, Charakter-Momente und Hard-SF-Elemente mit einem dystopischen Unterton die Waage.

Pellés eher raues, leicht skizzierendes Artwork fängt sowohl die Dynamik, als auch die eher ruhigen Momente der Geschichte auf eine wunderbar markante Art und Weise ein, sodass nicht nur die Figuren einen hohen Wiedererkennungswert haben, sondern auch exotische, skurrile Aliens und fremdartige Technik mit leichter Hand visualisiert werden. In diesem Zusammenhang sei auf das Cover hingewiesen, das für mich in seiner Eindringlichkeit, seiner Dynamik, der Perspektive, dem narrativen Ausdruck und Pathos ein echtes Highlight der Neunten Kunst darstellt, zumal es einen zentralen Plot der Geschichte trefflich widerspiegelt.

Fazit: Erneut nimmt die Geschichte an Fahrt auf und überzeugt durch ihre Komplexität, durch starke Charaktere und die hochdynamische, markant-eigenständige visuelle Umsetzung. Schade nur, dass zwischen der Veröffentlichung der einzelnen Bände Jahre liegen.