Aeropostale - Legendäre Piloten 1: Henri Guillaumet (Comic)

Aeropostale - Legendäre Piloten 1
Henri Guillaumet
(L'Aéropostale – Des pilotes de légende: Guillaumet)
Text: Christophe Bec
Zeichnungen: Patrick A. Dumas
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2015, Hardcover, 48 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-95839-119-2

Von Frank Drehmel

Mit ihrer Serie „Aeropostale“ erschufen Bec und Dumas eine Hommage an legendäre Protagonisten einer Fliegerei, die noch am Anfang ihrer Entwicklung stand, an eine Zeit, in der die Luftfahrt in weiten Teilen noch durch Abenteuer, Risiken, den unmittelbaren Kampf der Piloten mit einer aus heutiger Sicht unzulänglichen Technik und den Elementen geprägt war, und an die Geschichte einer französischen Luftpost-Gesellschaft, für die - neben anderen - der weltberühmte Autor und Pilot Antoine de Saint-Exupéry tätig gewesen ist.

 

Das erste Album der Reihe widmet sich Henri Guillaumet, einem der französischen Pioniere der europäischen Fliegerei. Selbstbewusst bewirbt sich der junge Pilot 1926 mit seinen siebenhundert Flugstunden Erfahrung bei Aèropostale, wird jedoch schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als man ihm klar macht, dass diese Erfahrung für den harten Job nicht ausreicht und er erst einmal sowohl an die Technik als auch an die Fliegerei unter physischen und psychischen Extrembedingungen herangeführt werden muss.

Rund 4 Jahre später, 1930, bricht der mittlerweile gut ausgebildete und als umsichtig geltende Pilot zu einem Kurierflug über die Anden auf und stürzt inmitten des Massivs infolge eines schweren Unwetters und eines technischen Defekts ab. Die Vorräte sind knapp und als auch nach zwei Tagen keine Rettung naht, beschließt Henri, das Flugzeugwrack zu verlassen und sich auf den Fußweg durch die menschenfeindliche Einsamkeit der überwältigenden Bergwelt, durch Schneetreiben und Kälte zu machen, angetrieben von einem unbedingten Willen, zu überleben.

Nicht nur, dass zahlreiche schier unüberwindliche Hindernisse - Gebirgsstürze, reißende Ströme, Kälte - auf seinem Weg liegen, auch seine Kleidung ist alles andere als hochalpin tauglich. Und als Guillaumet kurz davor ist, vor der Natur zu kapitulieren, ist es der Gedanke an seine geliebte Noelle, der ihn erneut den Kampf aufnehmen lässt.


So honorig der allgemeine Ansatz, die Helden einer vergangenen Flug-Ära zu ehren und wiederauferstehen zu lassen, auch sein mag, so uninteressant ist zumindest dieser erste Band. Die Geschichte selbst rankt sich zentral um jenes Ereignis, das Henri Guillaumets Ruhm begründete; über die Person, ihre Motive, ihr Leben oder die Aéropostale-Gesellschaft erfährt der Leser nur Rudimentäres, sodass der Kampf Mensch gegen Natur plakativ und vordergründig bleibt und kaum (emotionale) Intensität aufweist. Die Vorhersehbarkeit der Handlung trägt zudem dazu bei, dass auch ansonsten kaum Spannung aufkommen will, womit unterm Strich lediglich das Artwork Dumas’ eine vage bedrohliche Atmosphäre generiert. Allerdings sind die Figuren - und insbesondere Henri Guillaumet - visuell zu glatt, zu ebenmäßig in Körpersprache und Gesichtsausdruck, um echte Gefühle zu vermitteln. Lediglich die bildhafte Gegenüberstellung von Individuum und beeindruckenden Gebirgspanoramen lässt eine Ahnung von Verzweiflung und Einsamkeit, von der Härte des Überlebenskampfes im Leser erwachsen.

Fazit: Ein blasser Hauptprotagonist in einer vorhersehbaren Geschichte sowie ein alles in allem zu selten intensives Artwork hinterlassen einen enttäuschenden Eindruck. Dass gerade Christophe Bec es besser kann, stellte der Autor in zahlreichen anderen Geschichten unter Beweis.