America’s got Powers 2 (Comic)

Jonathan Ross
America’s got Powers 2
America’s got Powers 4-7)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege
Titelillustration und Zeichnungen von Bryan Hitch
Panini, 2015, Paperback, 112 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-95798-573-6

Von Christel Scheja

Jonathan Ross und Bryan Hitch beschäftigen sich in ihrer Serie „America’s got Powers“ mit der Frage, wie die Menschen wirklich reagieren würden, wenn plötzlich Leute Superkräfte entwickeln. Den Kindern, die an dem Tag geboren wurden, an dem ein seltsamer Kristall in San Francisco auftauchte, ist das nämlich passiert. In der zweiten Graphic Novel erscheinen nun die US-Hefte 4 bis 7, die die Serie gleich auch abschließen.

 

Da viele der übersinnlich begabten Kinder mit ihren Gaben nicht zurecht kamen und Straftaten begangen, beschloss die Regierung alle auf Alcatraz einzusperren und dort in einer Arena gegeneinander kämpfen zu lassen. Die dortigen Kämpfe wurden auch gleich im Fernsehen übertragen, um so den Unterhalt der Kinder und die Forschungen an ihnen zu finanzieren. Besonders interessant ist für die Wissenschaftler Tommy Watts. Der Siebzehnjährige zeigt bisher keine Anzeichen von irgendeiner besonderen Fähigkeit. Unter seinesgleichen gilt er in mehrfacher Hinsicht als absolute Null.

Doch dann ändert sich alles. Über Nacht erwachen in dem jungen Mann Kräfte, die ihn nicht nur allen anderen überlegen machen, sondern ihm auch die Augen öffnen. Er schafft es schneller als die anderen, hinter die Kulissen zu blicken und zu erkennen, welchen Sinn die Kämpfe der Jugendlichen eigentlich für die Regierung hatten. Und das ist etwas, was er - der durch seine Außenseiterrolle immer am Rand gestanden, aber deshalb wachsamer als die „Stars“ seiner Altersgruppe gemacht hat - nicht länger hinnehmen kann und will. Aus der einstigen „Zero“ ist ein Mann geworden, der vielleicht die alte Weltordnung auf den Kopf stellen könnte, wenn man ihn gewähren lässt. Doch sind die Verantwortlichen wirklich dazu bereit?


Dienten die ersten drei Bände noch als Einführung, so geht die Action jetzt erst richtig los, denn die abschließende Graphic Novel verfolgt die Entwicklungen weiter, die sich am Ende der ersten abgezeichnet haben.

Tommy ist die zentrale Figur - nicht länger die von allen verlachte „Null“, sondern derjenige, der die Machenschaften der Regierung und der Wissenschaftler durchschaut und den anderen besonderen Kindern die Augen öffnet. Man kann sich denken, dass die Machthaber nicht gerade erbaut darüber sind, denn nun bricht ein Sturm los, den sie vielleicht nicht kontrollieren können, Chaos ist vorprogrammiert.

Aus diesem Grund verzichtet die Saga auch darauf, Gut und Böse klar voneinander zu trennen. Auf beiden Seiten gibt es Menschen, die die Gemeinschaft und Zusammenarbeit wollen, aber auch diejenigen, die entweder ihre Macht und die Kontrolle nicht verlieren oder diese an sich reißen wollen. Und dazwischen steht Tommy als Heilsgestalt, der sich noch nicht wirklich entschieden hat, welchem Weg er eigentlich folgen soll. Der Konflikt wird daher nicht nur actionreich ausgespielt, auch die charakterliche Seite bekommt entsprechenden Raum.

Das macht die Serie so realistisch und nachdenkenswert, dass man ihr gerne das nicht ganz in sich geschlossene Finale verzeiht, denn es passt zu der ganzen Geschichte und gibt ihr ein Ende, ehe sie zur üblichen Nummernrevue verkommen kann. Durch die dynamischen Zeichnungen schimmert auch immer noch die Atmosphäre des Superhelden-Genres durch, was der Serie einen ganz besonderen Reiz verleiht.

„America’s got Powers“ zeichnet ein sehr interessantes weil relativ realistisches Bild des Superhelden-Genres, garniert mit viel Action aber auch jeder Menge Zynismus, der die Geschichte deutlich aus der Masse heraushebt und Lust auf mehr macht, obwohl die Handlung erst einmal abgeschlossen zu sein scheint.