Crissis Tagebücher 1: Der versteinerte Zoo (Comic)

Aurelie Neyret und Joris Chamblain
Crissis Tagebücher 1
Der versteinerte Zoo
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Popcom, 2015, Hardcover, 80 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-8420-1038-3

Von Christel Scheja

Mit dem neuen Label Popcom erweitert Tokypop nun sein Programm und setzt eine klare Grenze zwischen den Mangas und den Comics aus amerikanischer und europäischer Produktion, auch wenn das nicht der erste Versuch ist, mit diesen Titeln einen eigenen Markt zu erobern. „Crissis Tagebücher“ von Aurelie Neyret und Joris Chamblain versucht aber auch wieder eine ganz bestimmte Zielgruppe anzusprechen, die sonst eher vernachlässigt wird: Mädchen ab acht Jahren.

 

Crissi ist ein aufgewecktes und phantasievolles Mädchen, das mit ihren Freundinnen Line und Erica viele Abenteuer erleben möchte. Dafür bauen sich die drei ein Baumhaus im Wald und arbeiten so oft sie können daran, damit es im Sommer fertig ist. Außerdem hat sie den Wunsch, eines Tages eine große Schriftstellerin zu werden, so wie Frau Anna Schöngärtner, die in der Nachbarschaft lebt. Deshalb hat sie angefangen, ein Tagebuch zu führen, um das Schreiben schon einmal zu üben.

Dann weckt ein geheimnisvoller alter Mann ihr Interesse, beobachtet sie ihn doch mehrfach, wie er erst mit einem Papagei auf der Schulter und dann später mit Farbeimern durch den Wald schleicht, was etwas Gruseliges an sich hat. Sie beschließt, der Sache nachzugehen und herauszufinden, was er eigentlich treibt. Nach und nach sucht sie sich Verbündete - erst ihre Freundinnen, dass Frau Schöngärtner, die ihr die entscheidenden Tipps gibt. Und als sie das Geheimnis des Alten schließlich entdeckt, geht das Abenteuer erst richtig los.


Nicht nur junge Leser und Leserinnen werden von „Crissis Tagebücher“ gerührt sein, denn „Der versteinerte Zoo“ trifft durch seine warmherzige und feinfühlige Erzählweise genau ins Herz. Jeder kann in die Rolle der neugierigen Crissi schlüpfen, die mit ihren zehn Jahren noch ohne Vorurteile und ganz offen an die Sache herangeht, die noch in der Lage ist zu Träumen und in allem die Schönheit zu sehen. Sie ist noch das Kind, das mit seinen Ideen glaubt die Welt verändern zu können und zufrieden ist, wenn das nur um Kleinen geschieht.

Tatsächlich ist es rührend zu lesen, wie sie erst eine Weile braucht, um hinter das Geheimnis zu kommen, dann aber auch mit vollem Herzen hingeht und den alten Mann nach Kräften unterstützt, weil sie seine Intention liebt. Sie hat die Kraft und Entschlossenheit, seinen Traum nicht sterben zu lassen, holt nach und nach immer mehr Kinder ins Boot, bis auch deren Eltern aus dem verschlafenen Städtchen mit einbezogen werden. Spätestens wenn Crissis Mutter selbst an dem Ort steht, den sie in ihrer Kindheit oft besucht hat, dürften Tränen in den Augen stehen.

Die Geschichte mag einfach sein - aber sie strahlt eine intensive Atmosphäre aus, deren kleine Wahrheiten allen zu Herzen gehen, die bereit dazu sind, sich ihnen zu öffnen.

„Der versteinerte Zoo“ ist der erste Band von „Crissis Tagebücher“ und erzählt eine Geschichte, die völlig in sich geschlossen ist, aber auch nach dem Lesen noch eine ganze Weile nachwirkt, was an der feinfühligen und warmherzigen Erzählweise liegt. Sie ermuntert - ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu winken - zu Freundschaft und Solidarität, aber auch dazu, den magischen Funken der Kindheitsträume in sich nicht sterben zu lassen und sei daher nicht nur jungen Lesern empfohlen, sondern gerade auch ihren Eltern.