Gruselkabinett 101: Verlorene Herzen, M. R. James (Hörspiel)

M. R. James & Marc Gruppe (Script)
Verlorene Herzen
Gruselkabinett 101
Sprecher: Timmo Niesner, Alexander Mager, Uli Krohm u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2015, 1 CD, ca. 48 Minuten, ca. 55 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5118-3

Von Christel Scheja

M. R. James (1862-1936) ist für die „Gruselkabinett“-Hörer kein Unbekannter mehr, wurden doch schon mehrere seiner Geschichten für die Reihe umgesetzt. Nun ist eine neue Erzählung an der Reihe. In „Verlorene Herzen“ entführt er in eine alte Villa, hinter deren Mauern ein düsteres Geheimnis verborgen sein soll.

Stephen Elliot steht nach dem Tod seiner Eltern ganz alleine da. Glücklicherweise erklärt sich aber der weit entfernte Vetter Mr. Abney dazu bereit, den Elfjährigen bei sich aufzunehmen und ihn wie ein eigenes Kind aufzuziehen. So erreicht der Knabe an einem kalten Wintertag um das Jahr 1812 Aswarby Hall. Schon auf der Reise hat der Junge unheimliche Dinge über diesen Ort erfahren und gruselt sich deshalb ein wenig.

Allerdings erweisen sich die Gerüchte erst einmal als falsch. Mr. Abney nimmt ihn herzlich auf, Wärme und Güte erfährt er auch durch den Butler Mr. Parks, aber vor allem durch die Haushälterin Mrs. Bunch, die sich liebevoll um ihn kümmern. Doch im Verlauf der kalten Nächte wird es immer unheimlicher. Stephen hört mehrfach geisterhafte Stimmen, glaubt jemanden zu sehen und entdeckt schließlich in einem verschlossenen Badezimmer ein blasses Mädchen, das eine unheimliche Warnung ausspricht: Er soll keinem Lebenden in diesem Haus trauen, denn durch diese hat schon sie ihr Leben verloren. Und sie ist nicht die Einzige.

„Verlorene Herzen“ ist eine solide, wenn auch nicht gerade überraschende Geschichte um ein von Geistern heimgesuchtes Haus. Erfahrene Leser ahnen schon nach den ersten paar Minuten, welchen Verlauf die Geschichte nehmen wird und werden durch die Erzählungen des Personals mehr und mehr in den Vermutungen bestätigt. Tatsächlich gibt es nur wenige Wendungen, die man nicht vorausahnen kann, auch die Motive sind logisch, aber nicht gerade originell.

Was das Hörspiel wieder einmal rettet ist seine Inszenierung. Vor allem die Sprecher leben ihre Figuren und geben ihnen die entsprechende Glaubwürdigkeit. Gerade weil man nicht ganz so schnell merkt, wer gut und wer böse ist, kann man das Grauen entsprechend auf sich wirken lassen. Denn manchmal spielen die Erwachsenen so intensiv, dass man die unschuldiger wirkenden Kinder am liebsten warnen möchte.

Musik und Geräusche tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, die Atmosphäre zu vertiefen und die Stimmung in dem alten Haus spürbar zu machen. Das tröstet über die doch recht schwache Geschichte mehrfach hinweg und erhält die Spannung aufrecht.

Inhaltlich mag „Verlorene Herzen“, nicht gerade zu den herausragenden Hörspielen der „Gruselkabinett“-Reihe gehören, Sprecher und Inszenierung sorgen aber dafür, dass man der Geschichte dennoch fasziniert folgt.