Jeff Strand: Der unglaubliche Mister Corpse (Buch)

Jeff Strand
Der unglaubliche Mister Corpse
(The Sinister Mr. Corpse)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Verena Hacker
Titelillustration von Michael Schubert
Voodoo Press, 2015, Taschenbuch, 270 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-902802-76-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Das Leben hat es nicht eben gut gemeint mit Stanley Dabernath. Mit 35 Jahren hat er eine DVD-Produktionsfirma auf die Beine gestellt, die wirtschaftlich wie künstlerisch kläglich scheiterte – er ist am Ende. Doch wer nun meint, dass es das Schicksal schon schlimm genug mit Stanley gemeint hat, der ahnt noch nicht, was auf den Armen zukommt.

Zuerst kippt ein Milchlaster und ertränkt unseren Produzenten in einer Flut weißer Mutter-Flüssigkeit, dann erwecken Wissenschaftler seine bereits angemoderte Leiche vor laufender Kamera zu neuem, untoten Leben! Dass in seinen Adern kein Blut mehr fließt, dass sein Herz nicht schlägt und er eigentlich nicht atmen muss ist verstörend, doch dann beginnt die Publicity-Maschine zu rollen – und das macht unsere wandelnde Leiche richtig fertig. Was das dann mit einem verrückten Serienkiller zu tun hat und welches Opfer unser halb verweste Versager am Schluss bringt, dürfen Sie selbst nachlesen…

Jeff Strand ist bekannt dafür selbst den abgedroschensten Horror-Versatzstücken noch eine neue Seite abgewinnen zu können. Insofern sollte sich der Leser nicht wundern, wenn er einen etwas, nein eigentlich ganz anderen Zombie-Roman in Händen hält. Statt tumber toter Kannibalen begegnet er einem etwas trotteligen, vulgären Versager, der uns, gerade weil er vom Glück nicht eben begünstigt ist, schnell sympathisch wird und ans Herz wächst.

In einem von Absurditäten und skurrilen Einfällen gespickten Roman legen Strand und sein etwas unappetitlicher Held ein großes Tempo vor, überzeugen durch Situationskomik und bizarre Einfälle und nimmt der Autor so nebenbei die Sensationsgier der Menschen gekonnt auf die Schippe. Gerade in der Persiflierung der Medienmaschine, die aus Allem und Jedem eine Meldung und einen Star macht, liegt die Stärke des Romans. Mit spitzer Feder hat Strand hier die Handlungsabläufe einfließen lassen, hat – amüsant zu lesen –, die Sensationsgier der Menschen, die gnadenlose Vermarktung durch die Presse und der Wunsch nach grenzenlosen Ruhm aufgegriffen und entlarvt.

So ist auch dies ein echter Strand: ein kurzweiliger Roman mit viel Tempo, bizarrer Vorkommnisse und einer Prise Humor.