William R. Forstchen: Tag des Zorns (Buch)

William R. Forstchen
Tag des Zorns
(Day of Wrath)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Patrick Baumann
Titelillustration von Arndt Drechsler
Festa2015, Paperback, 216 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-373-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Beklemmend nah an der Realität, eine furchtbare Vorstellung.

Lange hat man sich in den USA in Sicherheit gewogen. Der Mittlere Osten war weit weg, die Anschläge dort und in Europa auch. Neben der CIA passt ja auch der NSA auf das Land der Aufrechten und Gläubigen auf, so dass man dort auf einer Insel des Friedens leben kann.

Auch wenn die Terror-Organisation nach der Hinrichtung Osama Bin Ladens an Bedeutung verliert, gibt es weiterhin Extremisten, die Anschläge planen. Die Terrormilizen der IS ruhen nicht, verfolgen im Auftrag des Propheten ihre finsteren Pläne. Ohne jegliche Unterstützung durch moderne Technologie bringen sie ihre Dschihadisten über die grüne Grenze zu Mexiko ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hier startet eines Morgens ein Terror-Angriff, wie man ihn sich schlimmer nicht denken könnte.

In kleinen Gruppen gehen die gut einhundert Terroristen schwerbewaffnet in Schulen in kleineren Städten und töten mitleidlos Kinder, Jugendliche und Lehrer, während ihre Verbündeten auf den Zufahrtswegen für Angst, Chaos und Tod sorgen. Dies ist die Geschichte des schwärzesten Tages der USA…

Vornehmlich aus der Sichtweise einer Familie schildert uns Forstchen in einer fast schon nüchternen Reportage ein in seiner Brutalität unbegreifliches Verbrechen.

Die Kämpfer der Terrormiliz wurden ganz bewusst darauf trainiert, alles Mitleid abzulegen, mussten in Arabien an Gräueltaten mitwirken um ihre Eignung für den Angriff zu beweisen.

Das Verstörendste an dem relativ kurzen Roman ist, dass alles Beschriebene die Atmosphäre der Realität atmet, dass man angesichts der Anschläge von Paris und der Hinrichtung von Geiseln in Arabien davon ausgehen muss, dass das Beschriebene sich durchaus im Bereich des Möglichen bewegt. Gerade die Darstellung der Attentäter als innerlich distanzierte Tötungsmaschinen ohne Gefühle für das was rechtens ist, erschreckt und schockiert. Wenn Kinder mitleidlos hingerichtet werden, wenn die Täter dabei stolz und überheblich in die allseits bereiten Fernsehkameras grinsen, dann hält man unwillkürlich den Atem an, denkt, was wäre, wenn so etwas hier bei uns stattfinden würde, wenn das eigene Kind darin verwickelt wäre.

Forstchen präsentiert uns eine Schreckensvision, deren Auswirkung und Ausnutzung durch die herrschenden Eliten dann noch einen zynischen Höhepunkt draufsetzt. Das ist beklemmend, erschreckend real und erschütternd in seiner Vorstellbarkeit.