Sherlock Holmes 18: Der Mann mit der entstellten Lippe, Arthur Conan Doyle (Hörspiel)

Marc Gruppe & Sir Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes 18
Der Mann mit der entstellten Lippe
Sprecher: Joachim Tennstedt, Detlev Bierstedt, Janina Sachau u.a.
Cover-Artwork von Ertugrul Edirne
Illustration von Firuz Askin
Titania Medien, 2015, 1 CD, ca. 56 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5121-3

Von Christel Scheja

Weiter geht es mit der Adaption alter Arthur-Conan-Doyle-Geschichten mit Sherlock Holmes in „Der Mann mit der entstellten Lippe“, die sich bis auf eine Kleinigkeit sehr eng an das Original aus dem Jahr 1891 zu halten weiß.

Als sich Doktor Watson und seine Frau nach einem arbeitsreichen Tag gerade zur Ruhe begeben wollen, taucht eine Freundin von Mary in Tränen aufgelöst bei den beiden auf und bittet um Hilfe. Ihr Mann ist zum wiederholten Mal in dieser Woche nicht nach Hause gekommen und vermutlich wieder einmal in einer der düsteren Opium-Höhlen in den Schatten Londons versackt.

John Watson erklärt sich bereit, den Mann dort herauszuholen und nach Hause zu bringen, trifft dort aber auch zu seiner Überraschung auf Sherlock Holmes, der sich in Verkleidung eines alten Mannes dort herumtreibt. Ehe er sich versieht, ist Watson ebenfalls in dem Fall involviert, geht es doch darum, dass sich eine junge Frau Sorgen um ihren Mann Neville St. Clair macht, der schon seit Tagen verschwunden ist.

Heute kaum vorstellbar, aber bis in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts hinein waren Drogen wie Opium in England noch nicht verboten, und zu den zwar verpönten, aber doch irgendwie dazu gehörenden Lastern der guten – und auch weniger guten – Gesellschaft gehörte es, sich in den entsprechenden Etablissements sehen zu lassen.

Aus diesem Grund bewegt sich Doyle mit seinen Figuren ganz offen in diesem Milieu und spielt die einzelnen Fraktionen geschickt gegeneinander aus. Am Ende ist natürlich alles wieder nicht ganz so, wie man es sich vorstellt, und Sherlock Holmes der Gewinner auf ganzer Linie. Die Geschichte bleibt jedoch so beschaulich wie das Original, fängt die Stimmung der spätviktorianischen Zeit und die gesellschaftlichen Details gelungen ein, weiß durch eine verwinkelte Geschichte in den Bann zu schlagen.

Dazu kommen die bewährten Stimmen von Joachim Tenstedt und Detlef Bierstedt, die als Hauptpersonen die meisten Szenen in der Hand haben. Geräuschkulisse und Musik werden sehr dezent eingesetzt, betonen die Gespräche eher, als dass sie sie unterdrücken. Auch hier hört man – trotz fehlender Action – von Anfang bis Ende gerne zu.

Alles in allem ist die achtzehnte Folge von „Sherlock Holmes“ wieder einmal eine gelungene Adaption einer Originalgeschichte. „Der Mann mit der entstellten Oberlippe“ greift eine interessante Seite der viktorianischen Gesellschaft auf und schlägt trotz der beschaulichen Erzählweise von Anfang bis Ende angenehm in den Bann. Es lohnt sich deshalb hineinzuhören, vor allem wenn man Fan der Erzählungen von Doyle selbst ist!