Winterwelt 1: La Nina (Comic)

Chuck Dixon
Winterwelt 1
La Nina
(Winterworld, Vol 1)
Titelbild und Zeichnungen von Butch Guice
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Saskia Funke
Cross Cult, 2015, Hardcover, 120 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-86425-589-2

Von Christel Scheja

„Winterwelt“ entstand bereits in den 80er Jahren und war als eine Antwort auf „Mad Max“ gedacht, wenngleich auch Chuck Dixon und Jorge Zafino ihr Endzeit-Epos in eine Welt aus Schnee und Eis versetzten und nicht in eine sonnendurchflutete Wüste. Das Überleben ist aber nicht minder schwierig, denn auch hier erweist sich die Natur als Feind. Chuck Dixon hat sich nun entschlossen, nachdem Zafino bereits 2002 verstarb, die Geschichte mit anderen Künstlern und in Farbe fortzusetzen.

Scully und Wynn haben es bisher geschafft zu überleben und wollen das auch weiter so halten. Um bessere Chancen zu haben, beschließen sie nach der legendären Stadt zu suchen, die irgendwo am Meer liegen soll – und in der der Winter keine Macht mehr hat, wollen sie doch auch endlich Grün sehe. Wynn hat auch noch einen anderen Grund – hofft sie dort doch vielleicht ihre Eltern zu finden. Scully weiß durchaus, was er von dem Gerücht zu halten hat und bleibt deshalb skeptisch, als sie das vermeintliche Paradies tatsächlich finden. Er möchte dort eigentlich nur Treibstoff für den Truck aufnehmen und dann weiterziehen. Doch den beiden Reisenden wird, ehe sie sich versehen, ein Strich durch die Rechnung gemacht. Denn jede Idylle hat leider auch ihre düsteren Seiten…

Anders als der Klassiker ist die Fortführung als fortlaufende Serie mit zwei sehr unterschiedlichen Protagonisten geplant. Wynn ist das junge, noch unerfahrene Mädchen, das an der Seite ihres älteren Mentors Scully lernt, sich in der Welt des ewigen Winters zu behaupten. Sie dient auch als Mittlerin zum Leser, ist sie doch die neugierigere der beiden und tritt anderen Figuren viel offener gegenüber als ihr Partner. Dadurch aber lernt sie die Welt wesentlich besser kennen und ergründet ihre Geheimnisse.

Die sind überraschend leicht durchschaubar, verrät doch der Titel schon, wie es einen grünen Ort, wie das Ziel ihrer Reise, überhaupt geben kann. Die Geschichte selbst ist geradlinig und ohne Schnörkel gestrickt, genauso pragmatisch wie Scully, der genau zu wissen scheint, was ihn erwartet. Der Comic lebt vor allem durch die vielschichtig gezeichneten Figuren. Sowohl Scully als auch Wynn haben ihre Ecken und Kanten, wissen gelegentlich zu überraschen und bleiben immer aktiv.

Der nüchterne Zeichenstil und die klaren Farben unterstützen die Geschichte, die trotz des Endzeit-Szenarios immer einen Funken Hoffnung enthält und damit aus der Masse der vielen Dystopien herausragt, in dem die Helden am Ende noch übler dastehen als am Anfang.

„La Nina“ ist der gelungene Auftakt einer Endzeit-Saga, die einmal nicht in der Wüste, sondern im Ewigen Eis spielt, „Winterwelt“ weiß vor allem durch ihre interessante Gewichtung, den gut ausgefeilten Hintergrund und die sympathischen Figuren zu gefallen, die immer wieder durch ihre Aktionen überraschen und so Lust auf mehr machen.