Brian Staveley: Der verlorene Thron (Buch)

Brian Staveley
Der verlorene Thron
(The Emperor’s Blades)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Siefener
Titelillustration von Andrey Arkusha
Heyne, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 750 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-31661-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Weise hat er regiert, mit Umsicht und harter aber gerechter Hand. Die Feinde wurden befriedet, die Nachbarreiche eingegliedert, Handel und Wohlstand florierten. Dann aber wird der König bei einem nächtlichen Besuch im Tempel vom Hohepriester hinterrücks erdolcht, hinter den Kulissen entbrennt ein Kampf um die Herrschaftsnachfolge. Dabei versuchen die Verschwörer; sich der Erben und Thronfolger des Gemeuchelten zu entledigen.

In drei alternierenden Handlungssträngen begegnen wir den Kindern des ermordeten Königs.

Die Tochter, aufgrund ihres Geschlechts von der direkten Thronfolge ausgeschlossen, ist das einzige seiner Kinder, das der König bei sich in der Hauptstadt behalten hat. Jahrelang wurde sie ausgebildet, lernte mit Zahlen zu jonglieren und die Finanzen des Königreichs zu verwalten. Jetzt wird sie testamentarisch zur Finanzministerin berufen – und findet sich umgeben von Politikern, die nur ihren eigenen Machtzuwachs und ihre verräterischen Pläne im Auge haben.

Der jüngste Sohn wurde zu den Kettral gesteckt, den Meuchelmördern und Agenten des Reiches. Hier wird er darin ausgebildet, Menschen möglichst effektiv umzubringen – eigentlich die perfekte Voraussetzung um die Mörder seines Vaters zu verfolgen. Doch dann erhält er einen Hinweis darauf, dass die Machtgruppe, die hinter dem Tod seines Vaters steckt, auch ihn ins Visier genommen hat.

Der Kronprinz wird seit nunmehr acht Jahren bei einem in einer unwirtlichen Gebirgsgegend lebenden Mönchsorden ausgebildet. Hier soll er nicht nur Demut und Gehorsam lernen, sondern auch das Wesen des Seines begreifen und die Tore einer verschollenen Rasse bewachen – und dies, obwohl auch auf ihn Assassinen angesetzt werden…

Wie wir dies in der Zwischenzeit leidlich gewohnt sind, darf auch auf dem Waschzettel vorliegenden Romans ein werbeträchtiger Verweis auf und an die Fans von „Game of Thrones“ nicht fehlen.

Um es ganz deutlich zu sagen: Brian Staveleys Auftakt einer High-Fantasy-Serie hat mit dem TV-Blockbuster wenig, fast nichts gemein und braucht das auch nicht! „Der verlorene Thron“ steht ganz auf eigenen Füßen und das wahrlich nicht schlecht. Zwar erfindet Brian Stavely das Rad nicht neu, doch die Mischung aus altbekannten Versatzstücken, einer archaischen Welt und jungen Protagonisten die sich bewähren müssen, liest sich erstaunlich rund.

Auch wenn der Plot um den bei den Agenten des Reiches in Ausbildung befindlichen Valyn den Roman dominiert, zu verführerisch war die sich fast von selbst entrollende Geschichte der Ausbildung als Agent die mit allem aufwartet, was der Leser von Fantasy-Romanen an Action- und Spannungselementen erwartet, runden die beiden anderen Stränge das Bild, das sich uns erschließt, ab. Wir erfahren ein wenig aus der Historie des Reiches und der Welt, eine verschollene, unsterbliche Rasse wird eingeführt und als drohende Gefahr aufgebaut. Dazu kommen die aktuelle Verschwörung, ein wenig Magie und jede Menge Geheimnisse. Das fügt sich dann durchaus spannend und faszinierend zusammen, verwöhnt mit Figuren, die sich interessant entwickeln und jeder Menge exotischem Flair. Durch die Aufspaltung in drei Handlungsorte kann uns der Autor viel von seiner Welt zeigen, lernen wir die Vielfalt dieser kennen. Hier das subtropische Inselreich, in dem die Agenten ausgebildet werden, dann die karge Gebirgsregion, in der die Mönche ihr Dasein fristen und schließlich die fruchtbare Gegend um den Herrschersitz.

So liest sich der Roman packend und flüssig und man hätte, am Finale angelangt, gerne gleich mit dem zweiten Teil weitergemacht – allein, der vorzügliche Übersetzer muss den Folgeroman erst übertragen.