James Bond 17: Der Kunstsammler, John Gardner (Buch)

James Bond 17
Der Kunstsammler
John Gardner
(James Bond: For Special Services, 1982)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2015, Taschenbuch, 368 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-453-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Ein weiterer Autor, der James Bond auch in Romanform weiterleben ließ, war der 2007 verstorbene John Gardner, der 1979 offiziell den Auftrag erhielt, die Reihe weiterzuführen. Gardner, selbst erfahrener britischer Thriller- und Krimiautor führte damit den Geheimagenten in eine neue Ära, auch wenn er die Vergangenheit nicht vergaß, wie sich an „Der Kunstsammler“ zeigt.

James Bond merkt schon, dass er langsam alt wird und sich im Secret Service Einiges verändert hat. Seine Abteilung ist aufgelöst worden und er sollte eigentlich schon lange nicht mehr die Doppelnull-Nummer tragen, aber sein Chef M ändert an den alten Gewohnheiten nichts. Und Bond muss damit leben, dass er einfach so an den amerikanischen Geheimdienst ausgeliehen wird. Warum? Ganz einfach, die Zeichen mehren sich, dass eine wohlbekannte Organisation, die alle zerschlagen glaubten, wieder aktiv geworden ist – SPECTRE! Kann es sein, dass ein anderer das Erbe von Ernst Stavro Blofeld übernommen hat?

Bond gilt als Experte und wäre der beste Mann für die Angelegenheit. Er nimmt gerne an, weil er nach einer Flugzeugentführung gerne selbst wissen will, ob die Gerüchte stimmen. Dabei bekommt er unerwartete Gesellschaft: Cedar, die Tochter seines alten Freundes Felix Leiter. Gemeinsam machen die beiden sich in den Südstaaten auf die Suche nach ihren Gegnern und geraten dabei schon bald an den Kunstsammler Bismaquer und seine berückend schöne Frau Nena.

John Gardner gelingt es, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden. Der Geheimagent ist in den frühen 80er Jahren angekommen, was man vor allem an dem Frauenbild merkt, denn diese sind durchaus emanzipiert und wissen sich in der immer noch dominanten Männerwelt zu behaupten. Die Handlung ist vielschichtig und durchdacht, nicht mehr ganz so geradlinig wie in den früheren Geschichten und wartet mit so mancher Überraschung auf.

Aber der Autor behält auch die Vergangenheit im Auge – zum einen macht er den alternden Geheimagenten nicht plötzlich zum Superhelden. Immer wieder bringt er Erinnerungen von James Bond ein, knüpft Verbindungen zu früheren Fällen und konfrontiert ihn mit einer Partnerin, die zwar sehr reizvoll ist, aber trotzdem für ihn Tabu.

Der Held denkt mehr nach, ist aber trotz allem noch der, der er einmal war, wenn es darauf ankommt. Er begeht Fehler und muss sich gelegentlich auch Schwächen eingestehen, was ihn sympathisch macht. Es tut auch gut, mehr von seiner Gedankenwelt mitzubekommen, das bringt ihn dem Leser näher. Dazu kommt eine spannend aufgebaute Handlung mit allem, was dazu gehört: hundsgemeinen Schurken und ihren leider etwas zu dummen Handlangern, schöne Frauen und ein Hauch der mondänen Welt, die nur ein James Bond betreten kann.

Tatsächlich erweist sich „Der Kunstsammler“ als ein Highlight der Serie, weil es John Gardner versteht, die Geschichte modern und spannend zu erzählen, gleichzeitig aber auch die Elemente bewahrt, die den Geheimagenten so beliebt und einprägsam gemacht haben.