Die Chronik der Unsterblichen 3: Der Vampyr 1 (Comic)

Die Chronik der Unsterblichen 3: Der Vampyr 1
Idee: Wolfgang Hohlbein
Szenario: Benjamin von Eckartsberg
Artwork: Chaiko Cai Feng
Ehapa, 2015, Hardcover, 48 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3836-5

Von Frank Drehmel

Der dritte Band der Comic-Adaption von Wolfgang Holbeins vielbändigem Romanzyklus ist zugleich der erste von zwei Teilen, welche die Handlung des zweiten Buchs der Reihe, „Der Vampyr“, aufgreifen. Zentrales Motiv der Geschichte ist der Pakt zwischen Andrej Delany und seinem späteren Weggefährten Abu Dun, dem nubischen Sklavenhändler, der Frederiks Leute als lebende Fracht zu den orientalischen Sklavenmärkten verschiffen will.

Im Donaudelta gelingt es Delany zwar, sich an Bord des Sklavenfrachters zu schleichen, aber als er den Kapitän, Abu Dun, zur Rechenschaft ziehen will, erkennt er, das er den hünenhaften Nubier sträflich unterschätzt hat, denn dieser ist ihm im Kampf mehr als ebenbürtig. Dennoch schließen die beiden ungleichen Männer nach einigem hin und her einen Pakt: Abu Dun lässt Frederik, den er zwischenzeitlich gefangennehmen konnte, sowie dessen Leute frei; im Gegenzug stellt sich Delany ein Jahr als Leibwächter in seine Dienste.

Als ihr kleines Schiff in eine Falle des Inquisitors Domenicus gerät und brennend im Fluss versinkt, können einzig die beiden Vampire und Abu Dun dem Inferno entkommen. Erneut beunruhigt Delany die gefühlskalte Reaktion seines Schützlings über den Tod seiner Verwandten, doch zunächst gibt es Wichtigeres zu tun. Obwohl der Nubier und der Junge Rache wollen, entscheidet Delany, dass sie sich nach Siebenbürgen am Fuße der Karparten durchschlagen.

In einem kleinen Dorf, in dem sie unterwegs einkehren, holt sie jedoch das Grauen ein, denn ein unbekanntes Wesen tötet bestialisch die Tochter eines der Bewohner – und Delanys Zweifel an Frederiks Wesen erhalten dadurch neue Nahrung.

Die Story fließt einerseits so gemächlich dahin, wie die Donau in ihrem Delta, und bietet kaum überraschende Wendungen und nur wenig Spannung. Andererseits nimmt sich der Szenarist kaum Zeit, die Charaktere und ihre ambivalenten Beziehungen herauszuarbeiten. Die sprachliche Kommunikation der Figuren untereinander ist auf ein Minimum reduziert und wenn sie mit- und übereinander reden, wirkt es lustlos, hölzern und auf eben das sachlich Notwendigste beschränkt. Den Dialogen aber auch den Erklärungen der „Narrative Boxes“ fehlt es an Freude, an Schwung, an jeglichen Sense of Wonder.

Ähnliches gilt für das Artwork Chaiko Kai Fengs, das geradezu brav und bieder daherkommt. Zwar ist es insgesamt etwas heller und damit klarer als Thomas von Kummants Stil, aber zugleich auch weniger texturreich und kraftvoll; insbesondere das vorherige, expressive Spiel von Licht und Schatten ist verlorengegangen. Zudem wirkt das Ganze durch die Konturierung der Bildelemente, die im digital-malerischen Ansatz von Kummants auf ein winziges Maß reduziert gewesen ist, deutlich comic-klassischer und visuell weniger spannend als zuvor. Und schlussendlich fehlt es der Koloration an visuellen Eyecatchern, obwohl – oder vielleicht weil – Chaiko sehr realismusnahe (wenngleich auch eher gedämpft) koloriert.

Fazit: Erzählerisch wenig fesselnd, da es an Spannung und Charakter-Momenten mangelt, visuell sehr brav. Bestenfalls Comic-Durchschnitt mit deutlich Spielraum nach oben, sowohl in Sachen Handlung, als auch im Artwork.