Michael Schmidt (Hrsg.): Zwielicht Classic 8 (Buch)

Michael Schmidt (Hrsg.)
Zwielicht Classic 8
Titelillustration von Björn Ian Craig
2015, Paperback, 176 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-1-507-52234-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Im Herbst 2012 startete die erste Ausgabe des „Zwielicht Classic“-Magazins zunächst als eBook, seitdem erscheinen die Ausgaben mit Neuauflagen von herausragenden Storys und einem kleinen Sekundärteil regelmäßig sowohl elektronisch wie auch in Printform.

Das Konzept, besondere phantastische Geschichten, in erster Linie aus dem Bereich der Weird Fiction, es findet sich aber auch Platz für SF oder Fantasy, zu sammeln und sie einem interessierten Leserkreis zugänglich zu machen, hat sich bewährt. Keiner kann all die vielen kleinen Periodika, Sammlungen und Anthologien im Auge behalten, und die wenigen wirklich lesenswerten Storys kennen. Umso mehr ist es zu begrüßen, dass der Herausgeber, unterstützt von entsprechenden Vorschlägen aus dem Kreis interessierter Fans, hier einen Überblick präsentiert, der handwerklich niveauvoll und inhaltlich überzeugend immer wieder tolle Erzählungen und Entdeckungen für den Leser bereithält.

Um was geht es dieses Mal?

Regina Schleheck schildert uns in „Saat des Todes“ die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Reis, der nicht nur bei Hochzeiten geworfen wird, sondern von einer illegalen Einwanderin auch auf andere Weise genutzt werden kann.

In Torsten Scheibs „Schwester Sexie“ lernen wir den missratenen Sohnemann des Kanzlers kennen. Als menschenverachtender Zyniker der dank Daddy immer mit allem durchkommt, will er für eine vermeintliche Zurückweisung Rache nehmen – und muss für die Tat teuer bezahlen.

Karsten Beuchert entführt uns in „Schutzmasken“ an den Ort einer Atomkatastrophe. Während die Männer vor Ort verzweifelt versuchen, der Kontaminierung Herr zu werden, geht etwas Mysteriöses mit dem Busfahrer vor.

Michael Schmidt zeigt uns in „Gipsy Queen“ überdeutlich, dass es nie weise ist, sich mit einer Magierin anzulegen, auch wenn man sich selbst als überaus toughen Mann und Kämpfer ansieht.

Die angesehene Kaufmannsfamilie Svoboda aus Prag steht im Zentrum von Karin Elisabeths „Der Wechselbalg“. Die Tochter des Hauses hat sich in jungen Jahren mit einem Tunichtgut eingelassen, der Vater sich um Beseitigung des Skandals gekümmert – doch so einfach lässt sich die vermeintliche Totgeburt nicht aus der Welt schaffen… oder ist es nur die manische Schizophrenie der Mutter, die hier zu Tage tritt?

Regina Pönnighaus entführt uns in „Udine“ an die Küste. Eine alte Frau lebt dort mehr schlecht als recht vom Verkauf ihrer selbstgemachten Salbe. Doch einst, als sie jung war, hatte sie eine Begegnung, der sie noch heute nachhängt, eine Begegnung mit und im Meer, aus der mehr wurde.

In Conny Frankens „Animus“ geht es um die Begegnung mit einem Fremden, der einem doch immer so nah ist.

Sascha Dinses „Das Alison-Szenario“ versetzt uns in ein Raumschiff, dessen Crew verschwunden ist. An Bord verblieben sind nur ein Android, der bislang von seiner künstlichen Herkunft nichts ahnte, und die bordeigene KI. Doch wer weiß, was Realität und was Simulation und was Imagination ist – insbesondere, wenn die Vernichtung der Menschheit droht?

Jörg Kleudgen malt in „Sanctuarium“ einmal mehr beeindruckend intensive Bilder über einen Mann, der während er auf eine Nachricht wartet, im Wald einen besonderen Stein entdeckt.

Ralph Doeges „Der Regenmacher“ schließlich beschäftigt sich in den USA der 50er Jahre spielend auf faszinierende Weise mit den Themen Vorurteile, Rassismus und Gesellschaftsentwicklung. Aus Sicht eines jungen Japaners, den die Weißen nach wie vor für Peal Harbor verantwortlich machen, erleben wir die Verfolgung Peter Reichs und seiner Ideen mit.

Neben den Erzählungen warten drei Interviews (mit Torsten Scheib, Sascha Dinse und Ralph Doege) sowie Eric Hantschs Kolumne „Aus dem vergessenen Bücherregal“ in der er uns vier zu Unrecht fast vergessene Bücher vorstellt, auf den Leser.