Marc Strauch: Der Wettlauf – Dämonensilber 1 (Buch)

Marc Strauch
Der Wettlauf
Dämonensilber 1
Titelillustration von Thorsten Kirsch
Scratch, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 542 Seiten, 11,80 EUR, ISBN 978-3-9409280-07-8

Von Carsten Kuhr

Tepor, eine alte, von ihren Bewohnern verlassene Welt, wird die neue Heimat verschiedenster Flüchtlinge. Zwerge siedeln sich in den Gebirgen an, die Elfen zieht es in die großen Wälder und die Menschen besiedeln die Ebenen. Nur zu bald aber entzweien sich die Rassen, die einst gemeinsam auf diese Welt geflohen sind. Während in den Vierfürstentümern Freiheit und individuelle Entfaltung großgeschrieben wird, herrschen östlich der trennenden Gebirgskette, im drakanischen Imperium, einige wenige Zauberkundige mit eiserner Hand über ihre Untertanen. Von Kindesbeinen an werden diese indoktriniert, wird das Schreckgespenst der aggressiven Nachbarn aufgebauscht. Eine riesige Militärmaschine haben die anonymen Herrscher aufgebaut, eigene Elitesoldaten mit immensen Kräften und übernatürlichen Heilkräften regelrecht herangezüchtet.

Eines Tages tauchen Hinweise auf ein verschollenes Labor des einstigen Magierfürsten Abusan auf. Ausgerechnet im wilden, gefährlichen Moranionwald soll der absolute Herrscher damals seine Geheimnisse verborgen haben. Wer auch immer sich diese sichern kann, so die Überzeugung beider Parteien, wird im zwar noch nicht erklärten, aber bereits laufenden Krieg die Oberhand gewinnen. Beide Reiche senden jeweils eine Expedition aus, das verschollene Labor zu suchen. Auf ihrem Weg begegnen ihnen mit Greifen, Oger und saurierähnlichen Pflanzenfressern nicht nur die tödlichen Wesen des Waldes, sondern sie geraten auch direkt aneinander.

Auf der einen Seite stehen die verbündeten Kräfte eines zwergischen Erdenbewahrers, der Elfen und zwei Magier des Grauen Turms, ihnen gegenüber zwei Zauberer der Drakaner und fünf der unüberwindlich scheinenden Krieger – doch auch diese sind gegen die Verlockung von Freiheit und Anerkennung nicht gefeit. Während sich die drakanischen Truppen aufmachen, die Vierfürstentümer zu überrennen, versuchen unsere Helden, dem Labor des Meistermagiers seine Geheimnisse zu entreißen – Geheimnisse, die sie weit von ihrem Pfad und ihrem eigentlichen Auftrag abbringen werden …

Marc Strauchs Romanerstling erschien zunächst im Eigenverlag. Auf sehr hochwertigem Kunstruckpapier gedruckt, mit Klappenbroschur und Karte geedelt, erwartet ein Buch den Leser, dem man anmerkt, dass der Autor hier sein Herzblut hineingegeben hat.

Inhaltlich orientiert sich die Handlung an einem der bekannten Rollenspielszenarien. Wir haben unsere gemischte Heldentruppe, die ihre Queste zu erfüllen hat. Verfolgt von den Schergen des Bösen – hier den Drakanern – reiben sie sich zunächst aneinander, bevor sie in der Vielfalt ihrer Talente ihre Stärke finden. Es geht darum, gut bewachte Schätze zu finden – magische Waffen und Erkenntnisse, keine Juwelen oder Gold.

Immer wieder bemüht sich der Autor dabei, seine Leser mit eigenen Ideen zu verblüffen. Seien es Exkurse zur gesundheitlichen Bedenklichkeit des Rauchens, die den Zwerg aber nicht davon abhalten, sich seine Pfeife munden zu lassen, saurierähnliche Pflanzenfresser, herangezüchtete Kämpfer, ein totalitäres System oder Gestaltwandler, vor Überraschungen ist man glücklicherweise nie gefeit. Natürlich erwarten uns auch viele bekannte Versatzstücke – der etwas tollpatschige, aber mit großen Gaben ausgestattete Zaubererlehrling, die zunächst arrogante Elfin –, das kennen wir aus vielen Romanen.

Das Buch selbst liest sich abwechslungsreich und spannend, auch wenn ihm eine gewisse Straffung gutgetan hätte. Stilistisch ohne erkennbare Schwächen unterhält Strauch seine Leser temporeich und versiert, bleibt aber für meinen Geschmack noch ein wenig zu sehr auf vertrauten Pfaden.