Superman Unchained 4 (Comic)

Scott Snyder
Superman Unchained 4
(Superman Unchained 7: Out of Time + Superman Unchained 8: Unchained, 2014)
Aus dem Amerikanischen von Christian Heiß
Titelillustration und Zeichnungen von Jim Lee, Scott Williams, Alex Sinclair
Panini, 2015, Heft, 68 Seiten, 5,99 EUR

Von Irene Salzmann

Superman ist es gelungen, die Pläne der Terror-Organisation Ascension zu vereiteln und Lois Lane aus der Gewalt der Verbrecher zu befreien. Er bringt sie in seine arktische ‚Festung der Einsamkeit‘, wo er den mysteriösen Erdenstein untersuchen will, mit dem Ascension hatte gestoppt werden können. Derweil versammelt sich das Militär unter der Führung von General Sam Lane, Lois‘ Vater, um die Feste und droht mit deren und Supermans Vernichtung, wenn dieser sich nicht ergibt und ihnen seine Technologie überlässt.

Superman lässt Lois in einer Sicherheitskammer zurück und nimmt, mit einer Rüstung versehen, einen Kampf auf, den er anscheinend nicht gewinnen kann, da die Militärs ihn und seine Schwächen viel zu gut kennen. Plötzlich passiert etwas Unerwartetes …

Parallel dazu hält Batman Wraith fest, jenen Außerirdischen, der ähnliche, mächtigere Kräfte als Superman besitzt und schon seit Jahrzehnten für die USA arbeitet. Da sich Superman nicht an eine Nation – die USA – binden, sondern allen Menschen Gutes tun will, wird er von Wraith und den Militärs als Feind eingestuft und soll sterben. Der unausweichliche Showdown ist jedoch nicht Supermans größtes Problem, denn eine immense Bedrohung nähert sich der Erde, und die Warnung kommt ausgerechnet von Lex Luthor, seinem größten Feind, der kürzlich aus dem Gefängnis ausgebrochen ist…

Um den vorliegenden Band rundum genießen zu können, sollte man die vorherigen Hefte gelesen haben. Die Episoden bauen aufeinander auf und enthüllen Stück für Stück wichtige Informationen.

Nachdem die „Ascension“-Storyline abgeschlossen wurde, muss sich Superman mit dem Erdenstein befassen, der offenbar noch so manches Geheimnis birgt. Die Lösung dieses Rätsel muss jedoch warten, da erst die unmittelbaren Gefahren abzuwenden sind, nämlich die Angriffe der US-amerikanischen Truppen und von Wraith. Hier erweist sich Superman überhaupt nicht mehr als der überlegene Held früherer Jahre, der mit Links einen Verbrecher fing und gleichzeitig mit seinem Hitzeblick das Mittagessen der Nachbarin trotz kaputtem Herd fertig kochte und mit Superpuste den Drachen eines Jungen aus einer Baumkrone befreite. Denkt man an die Storys von damals zurück, die oft banal, wenn nicht gar lächerlich waren, ist man wahrlich froh, dass Superman menschlicher geworden ist, einige abstruse Fähigkeiten unter den Tisch gefallen sind und er außer Kryptonit noch andere Achillesfersen hat.

Dadurch und auch weil er nun ein Team-Player ist – Batman und Wonder Woman helfen aus, auch Lois spielt eine aktive Rolle und wartet nicht mehr nur auf ihren Retter –, sind seine Abenteuer spannender und abwechslungsreicher als je zuvor. Scott Snyder konfrontiert ihn außerdem mit nachvollziehbaren, zeitgenössischen Problemen, wie sie vom aktuellen Zeitgeschehen inspiriert wurden: Wenn Superman nicht für die USA kämpft, kämpft er zwangsläufig gegen sie (Anspielung auf ein Zitat von George W. Bush) und muss eliminiert werden. Eine Terror-Organisation will die Macht erringen oder/und alle, die sich ihrer Sache nicht anschließen, auslöschen.

Desweiteren wird mit Wraith Superman der Spiegel vorgehalten. So wie der mächtige Wraith auf ihn wirkt, wirkt er auf ‚normale‘ Menschen. So könnte er werden, wenn er sich auf die Seite der USA stellt. Da er nicht jeden zu retten vermag, nimmt man ihm in diesem Fall die Verantwortung ab, indem man ihm befiehlt, wen er retten soll. Er würde isoliert von den Menschen, zu denen er ohnehin nicht gehört, die er allenfalls imitieren kann. Irgendwann wäre er bloß noch eine Waffe ohne Bezug zu den Menschen, die er eigentlich beschützen will/soll. Obschon sich Superman diesen Ansichten nicht anschließen mag, beginnt er doch nachzudenken. Was daraus wird, bleibt abzuwarten.

Wie auch die neue Bedrohung, an der womöglich Wraith nicht ganz unschuldig ist. Zumindest behauptet das Luthor, der Superman ein Mittel anbietet, die Erde vor den neuen Angreifern zu retten – zum Preis von Supermans Leben. Mit diesem Cliffhanger endet der wie üblich exquisit von Jim Lee gezeichnete Band und macht neugierig auf das fünfte und leider letzte Heft.

„Superman Unchained“ ist eine packende, großartig illustrierte Mini-Serie, der man gern treu bleibt, auch wenn der Preis des Heftes bei gleichbleibender Seitenzahl um einen Euro auf 5,99 EUR gestiegen ist.