Literatur-News

Ellen Norten (Hrsg.): Im Garten der Ewigkeit - Das Werk des Hubert Katzmarz (Buch)

Ellen Norten (Hrsg.)
Im Garten der Ewigkeit - Das Werk des Hubert Katzmarz

Texte und Fragmente
Titelbild: Thomas Hofmann
p.machinery, 2022, Hardcover, 340 Seiten, 33,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Ich habe den 2003 viel zu früh verstorbenen Hubert Katzmarz leider nie kennenlernen dürfen. Unsere Wege kreuzten sich auch lesend nie, obzwar wir, literarisch gesehen, vertraute Seelen waren. Katzmarz' Faible für Science Fiction und Phantastik zeigte sich nicht nur in seinen viel zu wenigen Texten, er gab zusammen mit Michael Siefener auch das Magazin „Daedalos“ heraus und vertrieb in seinem Verlag vhk (Verlag Hubert Katzmarz) Bücher mit Werken seiner literarischen Freunde.

Seine Nachlassverwalterin, Herausgeberin und Ehefrau Ellen Norten, selbst Autorin bei p.machinery, bemüht sich unermüdlich darum, sein Werk vor dem Vergessen zu bewahren.

2012 erschien bereits ein zweibändiges Gesamtwerk bei p.machinery, nun also, zu seinem 70. Geburtstag, präsentieren Michael Haitel und Ellen Norten ein qualitativ hochwertiges Hardcover mit Umschlag, Fadenheftung, Kapitel- und Lesebändchen und natürlich - fast - dem gesamten Oeuvre Katzmarz'. Der Band ist nach Zugehörigkeit zu den Sub-Genres Science Fiction,Phantastik, sarkastische Texte, Reflektionen sowie gesellschaftskritische Texte untergliedert.

Gleich der erste Beitrag, das erste Kapitel eines projektierten, leider nie abgeschlossenen Romanprojekts, zeigt uns die Stärken des Autors. Es geht um eine Expedition, die die Crew von der Erde zu einem paradiesischen Planeten führt. Nicht nur, dass die Lebensumstände geradezu ideal für Menschen sind, in mehreren tausend Refugien erwarten parkähnliche Anwesen mit klassischen Monumentalbauten die Raumfahrer. Dass die Kommandantin die Crew nicht landen lässt, führt zu einem Disput mit dem Psychiater am Bord. Dass die beiden eine heftige Antipathie verbindet, dass Ressentiments und Kränkungen mitspielen, ist deutlich - die Begründung aber, die die Kommandantin für ihr Landeverbot vorbringt, ist ebenso überraschend wie in sich zwingend. Die Refugien sind zu gut um wahr zu sein. Handelt es sich um geschickte Fallen für die Menschen oder sind die Wertsysteme so verschieden, dass das was wir aus unseren Kulturkontext für Bauten und Gärten halten, vielleicht etwas ganz anderes für die Fremdvölker, die sie geschaffen haben, sind? Kann man ein gemeinsames Wissen, eine Perspektive des Begreifens aller Intelligenzien voraussetzen, oder muss man vom Fremden, vom Unbegreiflichen ausgehen und um so mehr Vorsicht walten lassen?

Intelligente, nachdenklich machende Fragen, die der Autor hier aufwirft. Fragen auch, auf die ich seine Antwort gerne erfahren hätte. Auch wenn die Dialoge stilistisch eher einfach gestrickt sind, schieben sich immer wieder philosophische Gedanken und Fragen in den Text, die mich umtrieben.

Auch die anderen Beiträge präsentieren uns einen nachdenklichen Verfasser. Alle Storys vereint, dass Katzmarz ein eher pessimistisches Bild von unserer Zukunft zeichnet. Kein „Hallo, wir erobern das Weltall!, kein „Frieden auf Erden“, stattdessen zeichnet er die Menschen so, wie sie sind: egoistisch, intrigant, unwillig zu friedlichen Ko-Existenz - ergo eine Spezies, die eigentlich keine wirklich strahlende Zukunft vor sich hat.

Die Phantastik-Beiträge sind stilistisch deutlich versierter ausgeführt, als die SF-Erzählungen. Hier arbeitete der Autor gekonnt mit Atmosphäre, schuf immer wieder unwirklich, unheimliche Situationen.

Noch einmal ganz anders dann die sarkastischen Texte. Die Geschichten ruhen im Hier und Jetzt, greifen alltägliche Begegnungen, Betrachtungen und Erlebnisse auf und transferieren diese dann in Katzmarz' Prosa.

So ist dies ein handwerklich vorbildlich gestalteter Band, der einen fast vollständigen Überblick über das Schaffen von Kartzmarz gibt, der uns einen Verfasser vorstellt, der etwas zu sagen hatte; ein intelligenter, nachdenklicher Kopf, dessen Erzählungen auch heute noch gut zu lesen sind.