Interviews

Im Gespräch mit: Volker Ferkau

Der Heftroman ist tot – so zumindest hört man allenthalben das Gemunkel aus den gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen. Dem kann man nun den Slogan „Ich habe die Zukunft des Heftromans gesehen“ entgegenhalten – seit mit der von Volker Ferkau konzipierten und verfassten „Mythenland“-Reihe im Kelter Verlag die erste von zunächst drei phantastischen Projekte startete, die, dem Vorbild des Cora Verlages folgend, Taschenbücher beziehungsweise Taschenhefte zu einem adäquat niedrigen Preis anbieten. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr sprach mit dem Autor.

Hallo Volker, könntest Du uns zu Beginn ein wenig von Dir erzählen? Wie kamst Du zum Schreiben?

Zuerst einmal, um das deutlich zu machen: Ja, es gibt drei neue Taschenheft-Reihen bei Kelter, aber „Mythenland“ ist die einzige Reihe im Taschenbuch-Format mit je 384 Seiten, also das „größte“ Projekt. Wie kam ich zum Schreiben? Übers Lesen! Ich las schon als Kind sehr viel, fraß Bücher regelrecht. Im Alter von 13 wurde mir klar: Ich möchte Schriftsteller werden. Mit 14 veröffentlichte ich erstmals gegen Honorar. Meine ersten Veröffentlichungen aus dieser Zeit habe auf meiner Seite www.volkerferkau.de online gestellt. Ganz schön zum Schmunzeln...

Was machst Du, wenn Du nicht vor der Tatstur sitzt? Bleibt Dir Zeit für Hobbies?

Schreiben ist mein Hobby. Das mag seltsam klingen, denn es bedeutet auch viel Disziplin und harte Arbeit, aber das eine schließt das andere nicht aus. Nebenbei mache ich Rockmusik.

Das bringt mich zu der Frage, welche Autoren Du bewunderst, wer Dich inspiriert hat?

Eindeutig, auch wenn das seltsam klingen mag, Charles Dickens und William Shakespeare (beide sind Großmeister der Dramaturgie) – danach Dan Simmons, der mein Vorbild ist, und der großartige Fritz Leiber, den ich sehr schätze.

Welche Bücher harren gerade darauf, dass Du Dir für sie Zeit nimmst?

Derzeit lese ich mal wieder Leibers „Abenteuer von Fafhrd und dem Grauen Mausling“, Fantasy aus einer Zeit, als dieses Genre noch kein Begriff war, parallel dazu Bertrand Russells „Philosophie des Abendlandes“.

Dein Name fiel mir das erste Mal in Zusammenhang mit „Maddrax“ und „Sternenfaust“ auf. Davor aber hast Du, Deiner Vita zu entnehmen, bereits bei Kelter in Reihen wie „Gaslicht“ und „Irrlicht“ Erfahrungen als Grusel-Autor sammeln können. Wie kam es zu den Kontakten mit den Verlagen, hast Du Dich dort als Autor verwirklichen können?

Ich habe ein Manuskript eingereicht, dort angerufen, darauf gedrängt, dass es gelesen wird und wurde sofort akzeptiert. Das war bei beiden Verlagen so, obwohl bei Bastei etwas anstrengender, was zu einer mehrjährigen Pause der Zusammenarbeit führte. Mit „Sternenfaust“ bin ich dort aber sehr glücklich.

Bei Fabylon erschien dann ein „SunQuest“-Roman von Dir – wird hier Weiteres folgen?

Derzeit ist mit dem Faylon-Verlag nichts geplant – aber man kann nie wissen.

„Mythenland“, die neue Fantasy-Reihe aus dem Verlag mit der Traube, entwickelt ein fast totgeglaubtes Format fort – den phantastischen Heftroman. Nun wurden Heftromane schon oft totgesagt, Tatsache aber ist, dass die Kurve der Auflagen stetig nach unten zeigt. Hat man mit der Umstellung der Hefte auf ähnlich aufgemachte Taschenbücher/Taschenhefte den Stein der Weisen gefunden?

Das wird sich zeigen. Meine Idee war, Bücher zu veröffentlichen, die genauso wirken wie jene aus den Großverlagen. Allerdings sollten sie schneller lesbar sein. Nicht so episch. Außerdem möchte ich so viel fantastisches Personal wie möglich vereinen. Wer Zwerge mag, wird sie finden, wer Elfen und Magier mag, wird bedient, wer Barbaren oder die Barbs mag – kein Problem. Auch Orks, Trolle und neue Rassen kommen später hinzu. So ist es nicht nötig, tausende Seiten über nur ein Volk zu lesen.

Wie kam es dazu, dass als erste der drei neuen Projekte Deine den Vorreiter machte?

Das musst du den Verlag fragen. Ich weiß, dass „Mythenland“ für den Verleger Mario Melchert ein persönliches Anliegen darstellt. Er war es auch, der mir vorschlug, die Bücher „dicker“ zu machen. Mit ihm und dem Cheflektor Dr. Andreas Schäfer arbeite ich sehr gerne zusammen. Der Kontakt ist freundlich, die Zielsetzung dieselbe.

Und warum hast Du Dich für eine High-Fantasy-Reihe entschieden? Bislang hast Du Deine Leser ja eher auf dem Gebiet der SF und des Gruselromans unterhalten.

Die Idee zu „Mythenland“ hatte ich schon vor 20 Jahren. Ich schrieb erste Kapitel und bot sie Verlagen an. Damals allerdings wurden deutsche Autoren, die Fantasy schrieben, verlacht. Das ist heute anders.

Mit den Barbs hast Du Dich ja schon längere Zeit beschäftigt. Seit wann gehst Du mit der Grundidee der „Mythenland“-Romane schwanger, inwieweit hast Du hier im Rahmen des letztendlichen Entwurfs auf frühere Exposés zurückgreifen können, was galt es zu ändern?

Die Barbs sind meine Lieblinge – sie hatten in einem Roman, den ich für die „Sun-Quest“-Reihe geschrieben habe, einen Gastauftritt –, und sie sind seit zwanzig Jahren bei mir. Für „Mythenland“ habe ich nicht auf alte Stories zurückgegriffen, sondern alles komplett neu konzipiert.

Inwieweit hast Du hier Vorgaben vom Verlag bekommen, was den Inhalt oder den Umfang der Titel anbelangt?

Abgesehen vom Umfang, habe ich absolut keine Vorgaben. Ich liefere dem Verlag monatlich ein Rundum-Sorglos-Paket, schon vorlektoriert, mit Illus, Klappentext etc. Hier arbeiten Arndt Drechsler und ich eng zusammen.

Mir fiel auf, dass das Taschenbuch „trotz“ seines konkurrenzfähigen Preises liebevoll gestaltet wurde. Originalillustrationen aus der Werkstatt von Arndt Drechsler zieren das Cover, eine farbige Karte und das Cover des folgenden Bandes wurden mit abgedruckt. Das weist für mich darauf hin, dass hier alle Beteiligten voller Elan am Werk sind – wie hast Du das erlebt, inwieweit konntest Du auf die Gestaltung Einfluss nehmen?

Die Gestaltung obliegt komplett mir. So, wie man das Buch sieht, habe ich es mir vorgestellt. Ich habe Arndt Drechsler als Illustrator vorgeschlagen und der wurde genommen. Inzwischen sind wir gute Freunde geworden. Hier muss ich Kelter loben, die wirklich ein feines Produkt gemacht haben und super engagiert waren, bis hin zur Website www.mythenland.de. Im Buchladen würde „Mythenland“ neben denen von zum Beispiel Heyne oder Piper nicht negativ auffallen, im Gegenteil. Die Druckqualität ist erstklassig, das Papier ist wertig. Kein Wunder, dass ich Anfragen großer Buchläden bekommen die „Mythenland“ gerne verkaufen möchten. Das wird gemacht, dafür finden wir eine Regelung.

Inhaltlich geht es um den Kampf der Guten gegen das den Frieden bedrohende Böse – kann man das Vereinfacht so ausdrücken?

Jein! In „Mythenland“ geschieht viel, viel mehr. Hier geht es nicht nur um Gut gegen Böse, denn es kann durchaus vorkommen, dass Gut böse ist und umgekehrt, oder Helden sterben, wenn man nicht damit rechnet. Es gibt viele Geheimnisse und Überraschungen. Schwarweiß-Malerei ist nicht meine Sache. Sicher ist: Niemand ist am Ende des Zyklus noch derselbe wie zu Beginn.

Wen hat man als Zielgruppe ins Auge gefasst, möchten man vielleicht gar dem Genre neue Leser zuführen?

Von 12 bis was weiß ich, ob männlich oder weiblich, wird jeder seinen Spaß daran haben. Es gibt Heldinnen, mit denen man sich identifizieren kann, Helden wider Willen und Personen, die an ihrer Aufgabe wachsen. Wie immer sie auch sind: Jedenfalls nicht eindimensional und so konzipiert, dass sie Jung und Alt Freude bereiten. Nehmen wir als Beispiel Frethmar Stonebrock, den Zwerg. Zu Beginn des Zyklus ist er ein junger, etwas tollpatschiger Kerl, der so ziemlich alles falsch macht. Wenn wir jedoch in Band 4, „Zwergentraum“, seine Geschichte erfahren, werden wir ganz anders über ihn denken. Eine Person, die man liebgewinnen kann. Für Band 3 habe ich mir etwas ganz Neues ausgedacht. Er heißt „Zorn der Riesen“ und vereint märchenhafte Riesen mit der High Fantasy. Dies war mir ein besonderes Anliegen, da ich sehr oft hören musste, so etwas würde nicht funktionieren. Lest es nach und sagt mir eure Meinung...

Fünf Bände sind zunächst angedacht, die alle aus Deiner Feder stammen und im Abstand von 4 Wochen erscheinen sollen. Ich nehme einmal an, dass, vorausgesetzt die Reihe verkauft sich, einer Weiterführung nichts im Wege steht? Wirst Du Dich dann nach Co- Autoren umschauen, oder wird „Mythenland“ weiterhin allein Deines Geistes Kind bleiben?

„Mythenland“ bleibt weiterhin meines Geistes Kind, dennoch werde ich ein Autorenteam bilden. Eine erste Konferenz ist schon angedacht, für die ich meine Kolleginnen und Kollegen nach Ägypten entführen werde. Eine Woche hart am zweiten Zyklus arbeiten -das wird viel Spaß machen und der Serie zugute kommen. (Natürlich auch die Sonne, das Meer und all inklusive).

Vielen Dank, dass Du Dir für unsere Fragen Zeit genommen hast. Wir wünschen Dir für die Zukunft alles Gute.

Vielen Dank, es war mir ein Vergnügen!


Links: