Film- & Serien-News

Tipp: "Terra X: Magie der Märchen"

Fast jeder kennt sie aus der Kindheit: die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Märchen spiegeln historische Lebenswelten wider und sind Sinnbilder für moralische Werte, losgelöst von Raum und Zeit. Die zweiteilige "Terra X"-Dokumentation "Magie der Märchen" folgt morgen und am darauf folgenden Sonntag, jeweils um 19.30 Uhr, mit Wissenschaftlern den Spuren von "Frau Holle" und "Hänsel und Gretel" und stellt Orte in Deutschland vor, die für das Verständnis der Märchen eine Schlüsselfunktion haben. Die erste Folge, "Frau Holle und ihre versunkene Welt", ist bereits in der ZDFmediathek abrufbar, die zweite Folge, "Hänsel und Gretel auf der Spur", ab dem kommenden Mittwoch.

Spiel-Szenen und Computer-Animationen rekonstruieren die jeweiligen Lebenswirklichkeiten, die in den beiden Märchen repräsentiert sind. "Märchen geben Orientierung in einer Welt, die immer komplexer wird. Das ist sicher auch ein wichtiger Grund, warum sie immer noch so erfolgreich sind", davon ist Prof. Dr. Sabine Wienker-Piepho, Erzählforscherin mit Schwerpunkt Märchen, überzeugt und schildert ihre Ansichten in dem "Terra X"-Zweiteiler.

In der ersten Folge, "Frau Holle und ihre versunkene Welt" zeigen die Autoren Ingo Helm und Volker Schmidt-Sondermann, wie eine germanische Göttin in dieses Märchen kam. Frau Holle belohnt die Fleißigen, bestraft die Faulen und offenbart damit, wie kein anderes Märchen, wie nachhaltig die Moralvorstellung des Mittelalters auch das Frauenbild des 19. Jahrhunderts geprägt hat. Es ist die Geschichte über Goldmarie und Pechmarie und das einzige bekannte Märchen, in dem nur Frauen vorkommen. Wie sahen ihre Lebenswelten aus, ihre Lebensentwürfe und Optionen?

"Hänsel und Gretel" gilt als das bekannteste aller Grimm-Märchen. Der zweite Film folgt den mutigen Kindern auf ihrem gefährlichen Weg durch den Wald und spürt auf, welche Alltags-, Tatsachen- und Geschichtskerne in dem Märchen verborgen sind. Zwei Kinder werden von ihren Eltern im Wald ausgesetzt. Es herrscht Not - Erfahrungen, die sich den Menschen tief ins Gedächtnis eingeprägt und sich im Märchen niedergeschlagen haben. Die Hexe und ihre Hinterlist, all das kann jedes Kind mühelos verstehen. Spannend wird es, wenn es um die konkrete Bedeutung der Hexen geht: Einsame, alte Frauen, die am Waldrand wohnten und zum Opfer der Hexenverfolgungen wurden. Die Hexe will Hänsel fressen. Ist dieses Thema zu brutal für Kinder? Nach Überzeugung von Frau Prof. Wienker-Piepho nicht, denn Kinder könnten das Geschehen im Märchen aus sicherer Distanz beobachten und nacherleben. Sie lernten dabei, wie andere Kinder große Gefahren und höchste Not meisterten. Am Ende würden sie - wie Hänsel und Gretel - Selbstvertrauen und Sicherheit gewinnen.