Caitlin Kittredge: Todeshunger – Nocturne City 3 (Buch)

Caitlin Kittredge
Todeshunger
Nocturne City 3
(Second Skin)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Daniel Müller
Titelillustration von Birgit Gitschier
Lyx, 2011, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 414 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-8025-8293-6

Von Carsten Kuhr

Luna Wilder hat es gründlich satt. Da hat sie ein paar wirklich fiesen Werwölfen auf die Pfoten gehauen, hat im Auftrag des Staates als Polizistin ihre Pflicht und Schuldigkeit getan, ermittelt und aufgeklärt – und als Dank hat man sie versetzt. Vorbei ist es mit der Detektivarbeit, jetzt darf sie im SWAT-Team dafür sorgen, dass die Überreste von Selbstmördern ungestört vom Gehsteig gekratzt werden und wenn ein Tag mal wirklich ganz toll wird, einen Entführer stellen.

Damit nicht genug, ist ihre Liaison mit dem Werwolf-Alpha Dmitri an einem toten Punkt angelangt. Um aber wirklich allem die Krone aufzusetzen, wendet sich ausgerechnet das Ekelpakt von einem ehemaligen Kollegen, das Macho-Schwein schlechthin, David Bryson, der sich nach wie vor für Gottes Geschenk an alle Weiblichkeit hält, mit der Bitte an sie, ihm seinen karrieregeilen Arsch zu retten. Irgendjemand killt Werwölfe. Vier Opfer wurden bereits entdeckt, und wer weiß, wie schwer die Gestaltwandler umzubringen sind, der ahnt, dass da etwas wirklich Schlimmes auf Nocturne City zukommt. Die Spur führt über die Grenzen der Stadt hinaus zu den wilden Clans der Wendigos. Und genau dort stößt unsere Heldin nicht nur auf die ungezähmten Bluttrinker, sondern auf ein uraltes Übel, das die halbe Stadt mit Erdbeben in Trümmer und Asche legt…

Neben den Romance-Fantasiy-Romanen hat man sich bei Lyx in den letzten Jahren auch zunehmend der Paranormal Crime angenommen. Romane um übernatürliche Opfer, Täter oder Ermittler verbinden dabei geschickt den Reiz der Jagd nach dem "Who Did It" mit der phantastischen Schöpfung einer übersinnlichen Gesellschaft.

Kittredges ersten beiden Romane um die Werwölfin Luna Wilder boten hier herausragendes Lesefutter. Nicht nur, dass die Isoli, wie die an kein Rudel gebundene Werwölfin genannt wird als Charakter sehr interessant wirkte, auch das jeweils aufzuklärende Verbrechen und die daran anschließende Jagd nach dem Täter wussten zu überzeugen.

Vorliegender Roman kann den beiden ersten Titeln hier leider nicht ganz das Wasser reichen. Zwar agiert unsere Heldin weiterhin in den gewohnten Parametern, sprich, sie ist nach wie vor bockig, stur, dabei aber auch intelligent, aufopfernd und hartnäckig, doch der Crime Part wirkt nicht ganz überzeugend. Zuviel bleibt ursprünglich unklar, zu oft wird Kollege Zufall bemüht und irrt unsere Ermittlerin von eigenen Gnaden fast schon hilflos und irritiert in der Handlung umher.

Die Autorin versucht, diese Defizite durch ein Übermaß an blutiger Action auszugleichen. Da erheben sind dann Zombies von den Untersuchungstischen im Leichenschauhaus, werden die Überreste der Gestaltwandler, die partout nicht unbelebt bleiben wollen, im wahrsten Sinne des Wortes abgefackelt. Das lässt ein wenig, nein eigentlich gänzlich, eine innere Logik vermissen, liest sich zwar stellenweise ganz rasant, wobei der Handlungsbogen aber immer wieder Brüche aufweist.

Das war schon einmal besser, so dass abzuwarten bleibt, ob es der Autorin in den weiteren bislang noch zwei ausstehenden Romanen gelingen wird, an alte Stärken anzuschließen.