Mirjam Mous: Boy 7 (Buch)

Mirjam Mous
Boy 7
Übersetzung aus dem Niederländischen von Verena Kiefer
Titelbild von Frauke Schneider
Arena, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 270 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-401-06562-5

Von Christel Scheja

Die 1963 geborene Mirjam Mous arbeitete früher als Sonderschullehrerin, bis sie sich dazu entschied, Vollzeit-Autorin zu werden. „Boy 7“ ist einer ihrer aktuelleren Mystery-Thriller für jung und alt.

Ein Junge erwacht auf einer Wiese. Er weiß nicht, wie er dorthin gekommen ist und woher er eigentlich kommt. Nicht einmal seinen Namen kennt er. In seiner Hosentasche findet er ein Handy, einen Schließfachschlüssel und den Werbezettel eines Schnellrestaurants. Auf dem Mobiltelefon ist eine Nachricht, die ihn irritiert, denn sie stammt von ihm selbst. Es handelt sich um eine Warnung: Wende dich nicht an die Polizei. Vertraue niemandem, nicht einmal dir selbst. So geht er dem einzigen anderen Hinweis nach und lernt so im Restaurant Lara kennen, die sich netterweise ein wenig um ihn kümmert und auch dabei unterstützt, mehr über sich herauszufinden. So lange nennt er sich eben Boy Seven – nach dem Namen, der auf der Kleidung stand. Es dauert eine ganze Weile, das Schließfach zu finden. Dort entdeckt der Junge neben einem USB-Stick auch ein Notizbuch und bekommt erstmals Zweifel, ob er seiner Helferin wirklich trauen kann. Denn die Lektüre seiner eigenen Notizen enthüllt Unglaubliches, das so schnell wie möglich an die Öffentlichkeit gebracht werden muss. Doch ist Lara überhaupt daran interessiert?

Auch wenn die Geschichte in der Gegenwart spielt, so hat sie doch utopische Züge. Auffällig gewordene Jugendliche werden hier zur Versuchskaninchen einer privaten Einrichtung. Erst versucht man, sie durch Gleichschaltung in Kleidung, einen gleichförmigen Tagesablauf, Strafen und Gespräche zu konditionieren und jegliche Individualität zu ersticken. Erst wenn sich die Weißkittel sicher sind, wie sie ihr Opfer einzuschätzen haben, gehen sie einen Schritt weiter und nehmen ihnen nun komplett die Freiheit des eigenen Willens...

Wie das soll hier nicht verraten werden – aber das Ganze ist sehr dystopisch gehalten, so dass auch der Leser tief Luft holt, wenn ihm das volle Ausmaß des Verbrechens an den Jungen bewusst wird. Bis es soweit ist, muss er mit Boy Seven zittern und darf die Enthüllungen genießen, die ihn langsam aber sicher an den Anfang des Buches zurückführen. Man merkt sehr genau, dass Mirjam Mous sich mit der Psyche von Jugendlichen auskennt, die ein wenig anders als der Rest sind, denn sie trifft deren Verhalten und Gefühle sehr genau und lässt sie dadurch umso lebendiger und die Experimente an ihnen umso grausamer wirken.

Die Geschichte ist zwar sehr geradlinig, bietet aber auch noch einen überraschenden Twist am Ende, mit dem man nicht so rechnet. Auch die Spannung wird von Anfang bis Ende gehalten, da kein Wort zuviel ist.

Alles in allem erweist sich „Boy 7“ als erschreckend realitätsnaher Mystery-Thriller, der zwar das Rad nicht neu erfindet, aber doch ein altvertrautes Thema sehr modern und einfühlsam behandelt und Leser jeden Alters zu fesseln vermag.