Kalimbo 1: Mata-Mata (Comic)

Didier Crisse
Kalimbo 1
Mata-Mata
(Kalimbo: Tome 1: Mata-Mata)
Zeichnungen: Fred Besson
Übersetzung: Julia Leong
dani books, 2015, Hardcover, 56 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-944077-74-1

Von Frank Drehmel

Mit Didier Chrispeels alias Didier Crisse alias Crisse hat ein echtes franko-belgisches Comic-Schwergewicht den Weg in das dani-books-Verlagsprogramm gefunden. Als Szenarist sowie als Künstler zeichnet Didier für eine Vielzahl von Werken der Neunten Kunst verantwortlich, wobei sein Name untrennbar mit mehr oder weniger starken „Kind“-Frauen-Figuren verbunden ist, welche zahlreiche seiner Geschichten prägen – so auch beispielsweise „Ishanti“ oder „Atalante“, zwei Serien, bei denen er schon mit Besson als Zeichner respektive Kolorist zusammenarbeitete.

Die 2012 im Original bei Soleil Productions gestartete Serie „Kalimbo“ weicht insofern vom üblichen Crisse-Schema ab, als es sich bei den Protagonisten hier um redegewandte Tiere der afrikanischen Steppen handelt, die allerdings äußerlich nur minimale antropomorphe Züge tragen, auch wenn ihre Eigenheiten und Charaktere der menschlichen Natur entlehnt sind.

Der alte Elefanten-Bulle Kalimbo fühlt die Zeit gekommen, die Mühsal des Lebens hinter sich zu lassen und dem Ruf des ewigen Schlafs zu folgen. So beschließt er, seiner Herde den Rücken zu kehren und zum Sterben den Friedhof seiner Vorfahren aufzusuchen. Sein Freund aus vergangenen Tagen, der Löwe Makoussa, bietet sich an, ihn auf dieser letzten Reise zu begleiten.

Während die beiden philosophierend und schwadronierend über die Savanne ziehen, retten sie eines Nachts ein junges Zebra namens Mata-Mata vor einem Rudel Hyänen. Das kleine vorlaute Tier hat den Anschluss an seine Herde verloren, als es einmal mehr die Anweisungen und Mahnungen der Erwachsenen ignorierte. Obwohl Kalimbo und Makoussa mit der Rettung und einigen Warnungen vor den Gefahren ihr Werk getan glauben, müssen sie bald erkennen, dass sie Mata-Mata nicht so schnell loswerden, zumal das Fohlen ihre Hilfe zu brauchen scheint, denn nicht alle Bewohner der Savanne sind freundliche Zeitgenossen.

So beschließen die beiden Alten, in einer letzten Mission den Jungen, in dem einige andere Tiere einen prophezeiten Erlöser erkennen und ihn um seiner Macht willen töten wollen, unter ihrem Schutz zu seiner Familie zurück zu geleiten. Die Tiere, die ihnen auf dieser Quest begegnen sind so vielfältig wie das Leben selbst und für jeden Feind, der sich ihnen in den Weg stellt, treffen sie auf der anderen Seite neue und alte Freunde.

So gefällig Crisses fabelhafte Geschichte auf den ersten Blick auch erscheinen mag, so wenig wirklich Neues bietet sie dem Leser: die einzelnen Tier-Spezies repräsentieren hinlänglich bekannte Charaktertypen beziehungsweise -eigenschaften in vergleichsweise klischeehafter Art und Weise, angefangen bei den verschlagenen Hyänen über die kecken Vögel und durchtrieben-feigen Affen bis hin zum gutmütigen Elefanten. Die Story selbst ist – euphemistisch ausgedrückt – wenig komplex und kompliziert und die Dialoge wirken eher angestrengt und konstruiert denn natürlich. Nichtsdestotrotz sind die Rede-Duelle zwischen dem lebensüberdrüssigen und müden Kalimbo und seinem zynisch-bissigen Freund unterhaltsam und pointiert genug, um über die in toto unoriginelle Inszenierung hinwegzutrösten. Und aufgepeppt mit ein wenig Action und Situationskomik hinterlässt die Story zwar keinen nachhaltigen Eindruck, bietet aber einen ganz passablen Lesespaß.

Das Artwork Bessons wirkt inspirierter als die Geschichte selbst, verleiht der Künstler doch den Protagonisten insbesondere über schwungvolle Silhouetten nicht nur eine hohe Dynamik, sondern erschafft auch echte, markante Typen. Einen kleinen Wermutstropfen stellt das Fehlen farblicher, visueller Eyecatcher und Kontraste dar, was allerdings zum Teil im Handlungsort – der afrikanischen Savanne – begründet liegen mag.

In editorischer Hinsicht runden acht Seiten mit Konzeptzeichnungen, Skizzen und Portraits das unterm Strich positive Gesamtbild ab

Fazit: Eine leichte, gefällige und humorvolle Story ohne großen Tiefgang, die weder neue Ein- noch Ansichten vermittelt, in der Zeichner und Autor auch das Rad nicht neu erfinden, sondern die einfach nur unterhalten will und kann.