Ulrike Münch: Das Ornament – Auf den Spuren der Macht 1 (Buch)

Ulrike Münch
Das Ornament
Auf den Spuren der Macht 1
Unimedica im Narayana Verlag, 2014, Paperback, 344 Seiten, 17,50 EUR, ISBN 978-3-944125-30-5

Von Karl E. Aulbach

Dass Ulrike Münch Fantasie hat, beweist sie mit den Stücken, die sie für die Kleine Kasperbühne in Hockenheim schreibt. Beim Narayana Verlag hat sie nun eine fünfteilige Fantasy-Serie untergebracht, die in der Hauptzielrichtung ebenfalls auf ein kindliches Publikum ausgerichtet ist. Die geplanten fünf Teile sollten niemanden von der Lektüre abhalten; der erste Band geht auch gut als klassisches Einzelabenteuer durch und endet sogar ohne die sonst unvermeidlichen Cliffhanger.

Inhaltlich geht es um den Jungen Lukas, der als Asthmatiker in der Familie verwöhnt wird, ein etwas überbehütetes, aber dennoch mit den Beschwernissen des Alltags belastetes Leben führt. Das Fantastische bricht über Nacht in seine Welt ein. Aus einem Traum manifestieren sich eine Karte und ein Säckchen mit Bruchstücken eines Ornaments. Erfahren mit Geheimschriften – diese Kenntnisse hat er sich beim ‚Knacken‘ des Tagebuchs seiner Schwester angeeignet – kann er sich zusammenreimen, dass das fertige Ornament ein Gebilde mit großer Macht ergeben würde.

Zusammen mit seinem Freund Moppel versucht er, der rätselhaften Sache auf den Grund zu gehen. Erleichtert wird dies dadurch, dass sich die magischen Gegenstände als Tor in andere Zeiten und Dimensionen entpuppen und die beiden automatisch dahin führen, wo weitere Bruchstücke des Ornaments warten. Nach einigen abenteuerlichen Exkursionen, die sie zum Beispiel mitten in einen Kampf zwischen Rittern, auf ein Piratenschiff oder auf den Grund eines eiskalten Sees führen, offenbaren sich schließlich die Gegenspieler, die die Macht des Ornaments für ihre bösen Zwecke nutzen wollen, allen voran der im Zivilleben äußerst fiese Direktor ihrer Schule, der sich eine gefürchtete Schülergang zu Diensten macht.

In einem furiosen Finale, in das auch noch Lukas Schwester mit hineingezogen wird, gelingt es, das Ornament vollständig zusammenzusetzen. Lukas entscheidet sich letztendlich, das mächtige Instrument zu zerstören, um damit auch künftig jedem Machtmissbrauch vorzubeugen.

Für Erwachsene ist das Buch nur bedingt als relativ anspruchslose, kurzweilige Unterhaltung geeignet. Zu einfach gestrickt sind Plot und Sprache und zu schwarz-weiß die Charaktere. Die Protagonisten agieren wenig selbständig, sondern werden ohne große Erklärungen zum Spielball der Ereignisse. Kinder werden die geschilderten Umstände leichter als einfach gegeben hinnehmen; für den erwachsenen Leser stellen sich tausend Fragen zum Wieso und Warum, die zumeist unbeantwortet bleiben.

Dennoch kann besonders für Eltern von Kindern bis etwa 13 Jahre das Buch auch eine interessante Informationsquelle über diverse Konfliktbereiche aus Kindersicht darstellen. Ein häufig unterschätztes Problem ist die nicht unbeträchtliche Gewaltbereitschaft im schulischen Umfeld, die manche Kinder durchaus als existenzielle Gefahr ansehen und die nicht entschlossen genug bekämpft werden kann. Bei den geschilderten Auseinandersetzungen im familiären Umfeld wird sich sicher so Mancher wiederentdecken.

Die Autorin hat ein gutes Gespür für die Welt aus Kindersicht. Aus deren Blickwinkel gesehen ist die Geschichte spannend und fesselnd, geradlinig ohne Längen erzählt und kommt so sicher auch der gesunkenen Konzentrationsfähigkeit entgegen. Lukas ist eine sympathische Hauptfigur, mit der man sich als Kind gerne identifizieren wird. Dies umso mehr, als dass Lukas aufgrund gesundheitlicher Umstände deutlich eingeschränkt ist und sich dennoch als ‚ganzer Kerl‘ beweisen kann.