Andreas Eschbach: Die steinernen Schatten – Das Marsprojekt 4 (Buch)

Andreas Eschbach
Die steinernen Schatten
Das Marsprojekt 4
Bastei Lübbe, 2010, Taschenbuch, 332 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-404-24395-2

Von Petra Weddehage

Von den Medien werden sie ‚die Marskinder‘ genannt: Ariana, Ronny, Carl, Elinn und Urs, der mit seinen Eltern als Neuzugang gilt, erleben allerlei Abenteuer auf dem roten Planeten.

Nachdem Carl nur mit Hilfe eines Artefaktes, auf dem sein Name steht, sein Leben retten konnte, geschehen seltsame Dinge in der Nähe der blauen Türme, die von Aliens installiert wurden. Ein Fenster in eine fremde Welt öffnet sich, doch man kann nicht hinübergelangen. Elinn ist entschlossen, dieses Fenster zu nutzen. Sie ist sich sicher, dass ihre außerirdischen Freunde ihr das Artefakt geschickt haben, damit sie dieses Fenster als Tür benutzt. Aber die anderen Marskinder raten ihr dringen von diesem Vorhaben ab.

Natürlich halten Elinn die Warnungen und Verbote nicht ab, einen Weg durch Tor in die fremde Welt zu finden. Machtlos müssen die Freunde zusehen, wie das Mädchen auf der anderen Seite strandet. Zudem ist die Schwerkraft dort höher als auf dem Mars. Wegen einer Krankheit befindet sich Elinn außerdem in höchster Lebensgefahr. Die erwachsenen Mitglieder der Marskolonie versuchen alles, um zu ihr zu gelangen, doch alle Versuche scheitern.

So sind es Carl und Urs, die ebenfalls Artefakte mit ihrem Namen besitzen, die Elinn zu Hilfe eilen. Aber die Tür beginnt, sich zu schließen. Der Rückweg scheint ihnen versperrt zu sein. Als sie sich schon verloren glauben, machen die drei eine unglaubliche Entdeckung, die alles, was die Menschheit bisher erlebt hat, in einem völlig neuen Licht erstrahlen lässt.

Andreas Eschbach schafft es einmal mehr, ein spannendes Abenteuer rund um den roten Planeten und seine menschlichen Bewohner zu erzählen. Dabei wird der Leser das Gefühl nicht los, dass der Autor selbst schon einmal auf diesem Planeten wandelte... Die Faszination, die der Mars als Nachbarwelt auf die Menschen ausübt, ist vor allem im Zeitalter der Raumfahrt, auch wenn sie noch in ihren Kinderschuhen steckt, besonders hoch. Der Planet wurde bereits von Sonden besucht. Der nächste Schritt ist zum Greifen nah: Es soll bemannte Flüge zum Mars geben.

Dem Autor gelingt es sehr gut, die Lebensbedingungen, die die Menschen auf dem Mars erwarten, darzustellen. Doch er geht noch einen Schritt weiter. Mit den Marskindern kreiert er eine Generation, die gar nichts anderes kennt als diesen Planeten. Die Kinder, die dort geboren wurden, betrachten ihn als ihre Heimat. Da die Marskinder, außer Urs, noch nie auf der Erde weilten, können sie sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, ohne Raumanzug und viele Vorkehrungen, die für das Überleben auf dem Mars unabdingbar sind, einen Spaziergang zu unternehmen.

Es gibt jedoch noch einen weiteren Aspekt, den der Visionär nicht beiseitelegt. Die Marsbewohner der ersten Generationen sowie die Neuankömmlinge haben sich ebenfalls gut in ihrer neuen Heimat eingelebt. Vor allem die ersten Siedler haben hart dafür gekämpft, dem roten Planeten den dringend benötigten Lebensraum abzuringen und so die Besiedelung des Mars erst möglich zu machen. Diesen Hintergrund setzt der Autor gekonnt in der Geschichte ein. Sie wirkt dadurch umso realer.

Andreas Eschbach versteht es hervorragend, lesenswerte SF-Abenteuer, die mit wissenschaftlichen Fakten unterlegt wurden, zu erzählen. Seine für das erwachsene Publikum gestalteten Erzählungen, darunter „Die Haarteppichknüpfer“ und „Kelwitts Stern“, sind ebenso spannend und intensiv wie die „Mars“-Saga.

Jugendliche ab 12 Jahre werden in eine futuristische, faszinierende Welt voller Abenteuer entführt. Obwohl die Story für Kinder konzipiert wurde, dürften auch reifere Leser Gefallen an der Serie finden. Dank eines aufregenden, sehr interessanten Cliffhangers endet der Roman so, dass Fans den Abschlussband kaum erwarten können.