Paradise 89 (Magazin)

Paradise 89
Terranischer Club EdeN, 2013, Taschenbpaperback, 100 Seiten, 5,00 EUR

Von Irene Salzmann

Es ist Jahrzehnte her, dass nahezu jeder SF- oder „Perry Rhodan“-Fan einen Club gründete oder einem beitrat. Infolgedessen gab es in den 80er Jahren – in der Blütezeit der Clubs und nichtkommerziellen Magazine – eine wahre Flut an Fanzines, in denen aktive Mitglieder über ihre Lektüren diskutierten, Storys und Grafiken veröffentlichten und vieles mehr.Mit dem Internet wurde alles ganz anders: Jetzt konnte sich jeder eine eigene Plattform schaffen, d. h. eine Website, auf der er seine Werke oder seine Gedanken zu beliebigen Themen präsentierte. Die Konsequenzen sind bekannt: Die Clubs lösten sich auf, die Fanzine-Produktion wurde (zu Gunsten der Kleinstverlagsszene) eingestellt. Übriggeblieben sind nur die größeren Vereine, die ihre Kreativität weitgehend ins Web verlagert haben, und die regelmäßigen Print-Publikationen sind rar geworden.

Einer der Clubs, der überdauert hat, ist der TCE – und mit ihm (neben diversen Sonderpublikationen) das „Paradise“, das derzeit vierteljährlich erscheinende Club-Fanzine. Es bietet die traditionelle Mischung aus Vereins-Interna, Terminen und themenspezifische Informationen, Artikel über Veranstaltungen und die Verlagsszene, über beliebte TV- und Roman-Serien, über Autoren und Zeichner, natürlich Storys, Rezensionen, Illustrationen etc. Für gewöhnlich bekommt man viel Text, der von wenigen Sschwarzweiß-Abbildungen aufgelockert wird. Dieser abwechslungsreiche Inhalt sorgt dafür, dass praktisch für jeden Leser etwas Interessantes dabei ist.

Die 89. Ausgabe des „Paradise“ wartet beispielsweise auf mit einer Hommage auf 51 Jahre „Perry Rhodan“. „Sol Starwalker“ erzählt, wie er vor vielen Jahren zum begeisterten Leser wurde und warum er der Serie auch dann noch weiterhin die Treue hielt, wenn die Entwicklungen, bedingt durch einen Wechsel des Exposé-Autors, eine andere, nicht immer erwünschte Richtung einschlugen. „Perry Rhodan“ ist zweifellos ein Phänomen, an dem kaum ein SF-Fan vorbeikam/kommt. Passend dazu stellt „Joe“ den Band „Perry Rhodan Extra“ 15 nebst Audio-CD-Beilage mit der Story „Zeitspiel“ vor. Inhalt und Meinung werden sehr ausführlich wiedergegeben.

„Martinus“ greift das viel diskutierte Thema auf, ob eBooks das Ende der Printmedien einleiten. In diesem Zusammenhang stellt er die verschiedenen Formate vor und zählt auf, was für beziehungsweise gegen den Reader oder das Buch spricht. „Drübarede“ schließt sich an, indem sie verschiedene Buch- und Reader-Formate aus Verlagssicht erläutert. „Sol Starwalker“ setzt den Schlusspunkt, indem er seine Erfahrungen mit „Perry Rodan NEO“ und dem kindle-Reader beschreibt.

Stefanie Rafflenbeuls Dystopie über den „letzten seiner Art“ ist ein mahnend erhobener Zeigefinger, endlich gegen den Raubbau der Ressourcen, die Umweltverschmutzung, Hunger, Seuchen und Krieg vorzugehen, bevor ein unumkehrbarer Prozess in Gang kommt, der das Ende der Menschheit bedeutet. Und ganz gewiss darf eine Spezies, die sich, getrieben von Egoismus, Gier und aggressivem Machtstreben, selbst vernichtet, nicht auf die Hilfe Außerirdischer hoffen, die zwar die letzten Überlebenden retten könnten – aber wozu? Würde der Kreislauf nicht schon bald erneut beginnen? Würden dann womöglich sogar andere Völker ebenfalls Schaden erleiden? Die Protagonistin kann diese Ansicht nicht teilen, muss sich aber damit abfinden, dass es keine Hoffnung gibt. Eine düstere Geschichte; zwar kein neues Thema, aber flüssig erzählt und auf den Punkt gebracht.

Wie bereits erwähnt, sind dies nur einige Beispiele für den vielfältigen Inhalt rund um SF, Fantasy und Horror. Sehr persönliche Ansichten wechseln sich mit sorgfältig recherchierten Artikeln ab, und zwischen all den Sekundärtexten finden sich auch unterhaltsame Storys, Fortsetzungsgeschichten und Lyrik. Die Zahl der eingestreuten Grafiken ist leider sehr gering; meist greift man auf Abbildungen aus diversen (externen) Quellen zurück.

In der Summe ist das „Paradise“ ein solides Clubzine im traditionellen Gewand, das optisch ansprechend und tadellos gestaltet ist – und wer vielleicht gerade eine ‚Clubheimat‘ sucht, darf sich anhand dieser und weiterer Ausgaben ein Bild davon machen, ob er sich hier wohlfühlen könnte.