Holly Black: Weißer Fluch – Fluchwerker 1 (Buch)

Holly Black
Weißer Fluch
Fluchwerker 1
(The Curse Workers – White Cat, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Anne Brauner
cbt, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 380 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-570-30805-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Birgit Scherpe

Sie werden Fluchmagier genannt: Menschen, die mit einer einzigen kurzen Berührung ihrer bloßen Hand Glück, Schmerz oder sogar den Tod bringen können. Doch das Ausüben ihrer Fertigkeit ist verboten, und so wirken sie, verborgen und heimlich, im Untergrund im Auftrag mächtiger Gangsterclans.

Cassel Sharpe entstammt einer solchen Familie aus Fluchmagiern. Doch Cassel ist anders, denn im Gegensatz zu seinen Brüdern, Eltern und Großeltern hat er keinerlei magisches Talent. Und so versucht er nur eins: ein normales Leben zu führen und sich anzupassen. Doch tief im Inneren weiß Cassel, dass er nicht normal ist, denn er trägt ein grausiges Geheimnis mit sich herum. Als 14jähriger tötete er seine beste Freundin Lila, und das Wissen um seine furchtbare Tat und das Fehlen jeglicher Erinnerung an das Warum verbietet ihm jegliche enge Beziehung zu anderen Menschen.

Als plötzlich die Albträume von einer weißen Katze beginnen, denkt sich Cassel noch nicht allzu viel dabei. Doch dann taucht die Katze auch in der Realität auf und scheint Kontakt zu ihm zu suchen – und schon bald ist in Cassels Leben nichts mehr so, wie es einmal war.

Mit „Weißer Fluch“ beginnt die Autorin Holly Black, die den meisten Lesern vor allem durch ihre Arbeit an der „Elfen“-Trilogie und den „Spiderwick“-Büchern bekannt ist, eine weitere Trilogie für jugendliche Leser. Ähnlich wie auch ihre anderen Bücher ist „Weißer Fluch“ eine recht düstere Geschichte, denn für den Protagonisten Cassel läuft es alles andere als gut.

Seine Mutter sitzt im Gefängnis, seine Brüder und sein Großvater sind Kriminelle, und er selbst muss mit der Gewissheit leben, für den Tod seiner besten Freundin verantwortlich zu sein. Nicht gerade die typische Biographie eines strahlenden Helden. Dennoch schafft die Autorin es, dass man sich als Leser recht schnell in seinen Charakter einfühlt und auch mit ihm fühlt. Denn im Grunde genommen ist er nichts weiter als ein Teenager, der irgendwie versucht, ein normales Leben in einer aus den Fugen geratenen Welt zu führen.

Die Welt selbst, die Holly Black beschreibt, erinnert stark an das Marvel-„X-Men“-Universum: Menschen, die durch einen genetischen Zufall zu Besonderem fähig sind und denen darum der Rest der Bevölkerung mit Misstrauen und Angst begegnet; die Regierung, die eine Test- und Kennzeichnungspflicht für Fluchmagier durchsetzen will; die einzelnen Individuen, die durch ihre Fähigkeit in die Welt des Verbrechens gezogen werden – dies alles wurde bereits von Stan Lee und Jack Kirby in ihren Graphic Novels behandelt. Ob dies nun positiv oder negativ zu bewerten ist, bleibt jedem Leser selbst überlassen.

Positiv fällt definitiv der Schreibstil der Autorin auf, die die Geschichte schnörkellos und klar in einem einzigen Erzählstrang aus der Ich-Perspektive von Cassel Sharpe erzählt. So erfährt der Leser neben dem Geschehen vor allem auch viel über dessen Gedanken und Träume, was den Charakter Cassels mit all seinen Schwächen und Fehlern noch menschlicher erscheinen lässt.

Alles in allem ist „Weißer Fluch“ ein gelungener Auftakt zur Serie und lädt zum Weiterlesen ein. Für junge Erwachsene, die Spaß ans Fantasy- und Mystery-Romanen haben, also sehr empfehlenswert!