Die neuen X-Men 16 (Comic)

Brian Michael Bendis
Die neuen X-Men 16
(All New X-Men 24: The Trial of Jean Grey, Part 5 + Guardians of the Galaxy 13: The Trial of Jean Grey, Part 6, 2014)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Marco Checchetto
Zeichnungen von Stuart Immonen, Sara Pichelli, David Marquez u.a.
Panini, 2014, Heft, 48 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Nachdem die Shi'ar erfahren haben, dass Marvel Girl/Jean Grey lebt, auch wenn es sich um ihre jüngere Version aus der Vergangenheit handelt, wurde sie entführt und soll nach einem einseitig geführten Prozess hingerichtet werden, um für den Tod von Milliarden Lebewesen zu büßen, die sie beziehungsweise ihr älteres Selbst, besessen von der Phoenix-Kraft, ermordet hat.

Ihre Freunde haben sich mit Hilfe der Starjammers und der Guardians of the Galaxy an die Fersen der Shi’ar geheftet und schaffen es tatsächlich, deren Sicherheitssysteme zu umgehen. Am Ziel angekommen, müssen sie feststellen, dass Jean hatte fliehen können – und die Imperiale Garde die Befreier bereits erwartet.

Mitten im Kampf taucht Jean plötzlich auf, bekennt sich überraschenderweise schuldig, aber sie kann Gladiator nicht verzeihen, dass er bis auf Cable/Nathaniel Summers und Phoenix/Rachel Summers jedes Mitglied der Familie Grey hat auslöschen lassen, um zu verhindern, dass sich der Phoenix unter ihnen einen neuen Wirt sucht. In diesem Moment beginnt Jean, sich zu verändern und entfaltet eine erstaunliche Macht…

„Die neuen X-Men“ 16 beinhalten je eine Episode der Titelserie sowie eine aus der Reihe „Guardians of the Galaxy“, die das weitere Schicksal der jungen Jean aus der Vergangenheit beleuchten, die für ein Verbrechen bestraft werden soll, dass sie (noch) gar nicht begangen hat. Wie schon damals, als der Phoenix Besitz von der erwachsenen Jean ergriffen beziehungsweise ihren Platz eingenommen hatte, wollen ihre Freunde für sie kämpfen. Waren es einst die neu formierten Uncanny X-Men, so sind es jetzt Shadowcat/Kitty Pryde, X-23/Laura Kinney und die „neuen X-Men“ aus der Vergangenheit, die unterstützt werden von den Starjammers und den Guardians. Diese Hilfe ist auch notwendig, denn nach wie vor ist die Imperiale Garde ein harter Brocken.

Es kommt jedoch alles anders, als erwartet. Wieder einmal sorgt Jean für eine Überraschung – sie ist einfach der Liebling vieler Autoren, die ihr immer neue Superlativen andichten. Was das für die Zukunft der „X“-Reihen bedeutet, bleibt abzuwarten. Noch ist eine Rückkehr der Zeitreisenden nicht vorgesehen, und die letzten Seiten beinhalten so viele reizvolle Ansätze, dass man als Leser auf eine völlig neue Entwicklung gespannt sein darf, die die bisherigen Regeln für den Umgang mit diesen Charakteren ignoriert.

Beispielsweise beschließt der junge Cyclops/Scott Summers, sein Team zu verlassen, um seinen Vater, Corsair/Christopher Summers von den Starjammers“ kennenzulernen. Da er seine und Jeans Zukunft kennt, glaubt er, dass sie beide trotz ihrer Liebe vielleicht besser dran sind, wenn sie getrennte Wege gehen. Ist nun die Bahn frei für Beast/Hank McCoy, der Jean seine Gefühle offenbarte? Auch für Kitty findet sich ein neuer Love-Interest, doch gibt es für die beiden eine gemeinsame Zukunft, wenn der eine vorwiegend auf der Erde, der andere in den Weiten des Alls unterwegs ist?

Ebenfalls eine Erwähnung wert ist das neue Mitglied der Guardians: Ursprünglich war Angela ein Charakter, der in „Spawn“ (erster Auftritt: „Spawn“ 9) und anderen Image-Serien agierte und sogar eine eigene Mini-Reihe hatte. Nachdem jedoch Todd McFarlane den Rechtsstreit um die Figur gegen Neil Gaiman verloren hatte, wurde sie ins Marvel-Universum verlagert.

Die Illustrationen sind ansprechend, dynamisch und ergänzen gelungen die Handlung, sodass die Lektüre auch optisch die Ansprüche erfüllt, die man an „X“-Titel richtet.

„Die neuen X-Men“ sind eine spannende Serie, die man gern verfolgt, da hier Möglichkeiten genutzt werden, die vorher nie ein Thema waren. Dennoch sollten die Autoren nicht zu viele Spielchen mit der Zeit treiben, denn zu viele alternative Versionen derselben Figuren stiften letztendlich reichlich Verwirrung, und die Gefahr von Widersprüchen und Paradoxa wächst.