Avengers 16 (Comic)

Jonathan Hickman
Avengers 16
(Avengers 25: Carve a Hole… Climb Inside + New Avengers 14: The Agamotto Gambit, 2014)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Marco Checchetto
Illustrationen von Salvador Larroca, Frank Martin u.a.
Panini, 2014, Heft, 48 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Schock! Die paramilitärische Organisation SHIELD entdeckt die Leiche von Dr. Henry Pym alias Ant-Man alias Giant-Man alias Goliath alias Yellowjacket – und es besteht kein Zweifel daran, dass es der echte ist. Direktorin Maria Hill zitiert darum die Avengers zu einem Gespräch herbei. Unterdessen befasst sich die Verbrecherorganisation AIM mit Experimenten, durch die sie Zugriff auf andere Zeiten und Welten erhält. Dass sie dabei ausgerechnet die Avengers von einer untergehenden Welt retten würden, hätten sie niemals erwartet. Und dieses Team ist anders…

Die Illuminati versuchen, die Erde (Erde-616) vor dem Untergang zu bewahren. Die sogenannten Schwarzen Priester planen, viele Welten zu vernichten, indem sie sie kollidieren lassen. Notgedrungen opfern die Illuminati die anderen Erden. Um diesen grausamen Vorgängen ein Ende zu bereiten, wagt sich Dr. Strange ins Verlorene Land auf den Markt der Sünder, um seine Seele gegen die Macht einzutauschen, Welten bewegen zu können…

Während die kosmische „Illuminati“-Storyline weiterläuft, beginnt in der „Avengers“-Episode ein neues Kapitel für die Titelhelden, die – auf diesen Seiten noch nicht – auf ihre Alter Egos von einer anderen Welt treffen. Also auch ein Abenteuer, das über die ‚normale‘ Superschurken-Jagd hinausgeht. Genauso wie im Rahmen der „X-Men“ das originale Team aus der Vergangenheit geholt wurde und mittlerweile auch Zukunfts- und Alternativwelt-Versionen einen Platz erhalten haben, werden nun die Avengers gleichfalls mit dem ursprünglichen Team von einer Parallelerde konfrontiert. Obwohl sich Jonathan Hickman auf eine kurze Einführung beschränkt, hat man den Eindruck, es bei diesen nicht mit den selbstlosen Beschützern der Menschheit zu tun zu haben, sondern mit einer Gruppe mächtiger Wesen, die nach Macht und Anbetung streben.

Bevor man mit diesem Szenario warm wird, wechselt der Comic zur Zweitserie, mit der man sich nur schwer anfreunden kann. Zu kosmisch sind die Probleme, zu lange schon zieht sich der Konflikt hin, zusätzlich in die Länge gezogen durch Auseinandersetzungen zwischen einigen Illuminati und anderen Bedrohungen, die abgewehrt werden mussten. Ob den Avengers Gegenspieler guttun, die das Format von zum Beispiel Galactus und Thanos haben, mit denen sich für gewöhnlich der Silver Surfer oder die Guardians of the Galaxy herumschlagen müssen, sei dahingestellt.

Auch die Zeichnungen sind Geschmackssache. Erscheinen die „Avengers“ im traditionellen realistisch-idealistischen Stil, wirken die „New Avengers“ düster und etwas klecksig gemalt.

Die kosmischen „Avengers“-Serien sind durchaus spannend, aber auch gewöhnungsbedürftig. So mancher Leser dürfte bei all den Ausflügen ins All oder zu Alternativ-Erden wehmütig an die Zeiten zurückdenken, als das/die Team/s Ultron, die Masters of Evil oder Onslaught bekämpften, die ‚bodenständiger‘ waren und Platz ließen für persönliche/private Probleme und Beziehungen zwischen den Charakteren. Dieser Aspekt, der mit für den Erfolg der „X-Men“ und ihrer Spin-offs verantwortlich ist und früher auch die „Avengers“-Reihen auszeichnete, tritt zunehmend in den Hintergrund, sodass die auflockernden Einschübe immer mehr zur Mangelware werden und in den gegenwärtig fast ausschließlich männlichen Gruppen (Quotenfrauen: Black Widow bei den Avengers, keine bei den Illuminati) schlicht fehlen. Schade!