Spider-Man 13 (Comic)

Dan Slott, Christos N. Gage
Spider-Man 13
(The Superior Spider-Man 23: Darkest Hours, Part 2 + The Superior Spider-Man 24: Darkest Hours, Part 3, 2014)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Stefano Caselli
Zeichnungen von Humberto Ramos, Victor Olazaba, Antonio Fabela, Veronica Gandini
Panini, 2014, Heft, 48 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Um die alleinige Kontrolle über den Körper Peter Parkers zu haben, tilgte Otto Octavius den letzten Rest von Peters Bewusstsein. Nun ist dessen lästiges, regulierendes Einwirken vorbei, aber auch notwendige Erinnerungen sind nicht länger abrufbar. Infolgedessen weiß der Superior Spider-Man nicht, dass der vermeintliche Schurke, den er bekämpft, in Wirklichkeit ein Freund ist: Venom alias Flash Thompson.

Es gelingt ihm, Flash von dem Symbionten zu trennen, was den Freund wegen einer schweren Verletzung an den Rollstuhl fesselt, doch verspricht der vorgebliche Peter, dass Flash mit künstlichen Beinen wieder wird laufen können.

Auch privat geht es für Otto turbulent weiter. Er hat eine Beziehung zu der hochintelligenten Kleinwüchsigen Anna Maria Marconi begonnen und stellt sie als seine Freundin Tante May und ihrem Mann John Jonah Jameson vor. Tante May kann ihre Überraschung und ihre Sorgen nicht verbergen: Was ist, wenn die beiden Kinder haben? Sind diese dann ebenfalls kleinwüchsig, und wie wird die Familie mit den daraus resultierenden Problemen fertig? Während für Anna Maria solche Reaktionen nicht neu sind, fasst Otto die Worte von Tante May als Beleidigung auf und wird wütend.

Und dann übernimmt der Symbiont Otto/Spider-Man, was als erste MJ, Peters Ex, zu spüren bekommt, die daraufhin die Avengers zu Hilfe ruft.

Mit diesem Cliffhanger endet der Band. Es ist beileibe nicht der einzige, denn ein zweiter lässt das Schicksal der Polizistin Carlie Cooper offen, die dem Geheimnis von Otto Octavius auf die Spur gekommen ist und ausgerechnet dem Grünen Kobolt in die Hände fällt, der eine Armee zusammenzieht, um Spider-Man endlich zur Strecke bringen zu können.

Das Aufeinandertreffen dieser beiden wird sich jedoch noch eine Weile hinziehen, da sich Otto als Spider-Man erst weiter isoliert, alle Freunde und Helfer vertreibt, jetzt sogar noch die Avengers, die eine weitere Mitgliedschaft von Spider-Man in ihrem Team nur noch unter Vorbehalt zulassen, gegen sich aufbringt. Gespannt darf man dem nächsten Heft entgegenfiebern, das wohl eine heftige Auseinandersetzung auf mehreren Ebenen als Thema haben dürfte.

Otto muss nicht bloß die vordergründigen Kämpfe ausfechten, sondern auch Stärke in seinem Privatleben zeigen. Immerhin ist es erstaunlich, dass er trotz all seiner charakterlichen Fehler über die Kleinwüchsigkeit von Anna Maria Marconi hinwegsieht, sie als Mensch, so wie sie ist, akzeptiert und sie vor jeder vermeintlichen Kränkung zu beschützen versucht. Schon in früheren Heften, als Otto noch als Dr. Octopus aktiv war, erwies er sich bei manchen Gelegenheiten als ambivalenter Charakter, der durchaus auch noble Motive verfolgen konnte. Schade, dass man diesen Aspekt viel zu wenig ausgebaut hat, denn die Wandlung vom Saulus zum Paulus hat schon so manch anderen Schurken zu einem interessanten Protagonisten gemacht (beispielsweise Sandman).

Dass Otto durch einen übertriebenen Beschützerinstinkt Anna Maria gegenüber ‚seine Tante‘ kränkt, die die junge Frau keineswegs hatte beleidigen, sondern nur zum Ausdruck hatte bringen wollen, dass sie für die beiden schwere Zeiten kommen sieht, vergrößert auch die Kluft zwischen Peter und seinen Angehörigen/Freunden. MJ, die ihn in einer anderen Angelegenheit zur Rede stellen will, erlebt ihn prompt von einer Seite, die sie ihm nie zugetraut hätte, die aber in ihren Augen die logische Konsequenz seines bisherigen, immer fremder erscheinenden Verhaltens ist. Auch sie ist nicht mehr weit davon entfernt, das Rätsel zu lösen, und wird von Yuri Watanabe, die sich um ihre verschollene Kollegin Carlie sorgt, mit Fragen bedrängt.

Der vorliegende Band wird zeichnerisch von Penciler Humberto Ramos bestritten, wodurch die beiden Episoden homogen wirken und recht gefällig erscheinen.

„Spider-Man“ 13 ist ein packender Band, doch sollten die Autoren langsam das Finale einleiten, auf das jeder Leser wartet, denn die Aktionen dieses arroganten, skrupellosen, längst isolierten Superior Spider-Man beginnen, sich zu wiederholen. In seinen Motiven und in seinem Vorgehen gibt es nichts Neues – allein die erstaunlich liebevolle Beziehung zu Anna Maria ist ein echtes Highlight.