Morgenstern 2: Todeszone Sinai (Hörbuch)

Raimon Weber
Morgenstern 2
Todeszone Sinai
Sprecher: Olaf Reitz
Folgenreich, 2014, 1 CD, ca. 70 Minuten, ca. 9,99 EUR

Von Irene Salzmann

Der ehemalige Potsdamer Polizist Christian Morgenstern, der seit einer Nahtoderfahrung als Privatdetektiv seine Brötchen verdient, wird von der Bekannten einer Freundin angeheuert, ihren verschollenen Sohn zu finden. Der junge Arzt und seine Kollegen, die den notleidenden Menschen in Ägypten helfen wollten, wurden offenbar von Terroristen verschleppt.

Morgenstern fliegt nach Kairo, findet das Büro der Organisation verwüstet vor und bemerkt sogleich einen Verfolger. Die korrupte Polizei ist nicht gewillt, ihm zu helfen, da kein Verbrechen gemeldet wurde. Unerwartet erhält er Unterstützung von einem einheimischen Freund des Vermissten. Gemeinsam wagen sie sich tiefer ins Landesinnere, begleitet von der Angst, selber in die Gewalt von Schleuserbanden zu geraten, die Flüchtlinge vorgeblich aus Krisengebieten bringen, in Wirklichkeit aber ihr Geld durch Organhandel verdienen.

Ermittelte Titelheld Christian Morgenstern in der 1. Folge, „Leben und Sterben“, noch in seiner Heimatstadt und kam einem Geheimbund in die Quere, der Minderjährige zur Prostitution zwang und im großen Stil Crystal Meth unter die Leute brachte, so zeigt er in seinem nächsten Abenteuer, „Todeszone Sinai“, dass er auch auf internationaler Ebene seinen Job zu erledigen weiß. Da die beiden Geschichten in sich abgeschlossen sind und bloß am Rande Bezug auf vorherige Geschehnisse genommen wird, kann man ohne Vorkenntnisse in das Hörbuch „Morgenstern“ 2 eintauchen und sich spannend unterhalten lassen.

Autor Raimon Weber wählt auch diesmal einen realistischen Hintergrund: das von Krisen und einem Bürgerkrieg gebeutelte Ägypten, dessen Bevölkerung einfach nicht zur Ruhe kommt. Während die Regierung an den unterschiedlichen religiösen Strömungen und deren Forderungen, insbesondere denen terroristischer Gruppierungen, schier verzweifelt, gehen die Stammesführer im Landesinnern ihren eigenen Geschäften nach. An den Grenzen sammeln sich Flüchtlinge aus anderen armen und von Kriegen verheerten Staaten, die hoffen, in Ägypten ein besseres Leben führen oder es als Transitland benutzen zu können, um in Europa Exil zu beantragen. Viele von ihnen überlassen ihre letzte Habe Schlepperbanden – und werden in der Wüste ermordet, damit ihre Organe in Spezialkliniken den Reichen zur Verfügung stehen.

Innerhalb dieses grausigen Szenarios sucht der Protagonist nach einem verschwundenen Arzt. Er und seine Kollegen wurden von einer der Banden entführt, die selbst gegenüber den Mitarbeitern von Hilfsorganisationen keinerlei Skrupel kennen und dadurch nicht nur Unschuldige zu ihren Opfern machen, sondern auch für das eigene Volk die Situation weiter verschlechtern. Morgenstern findet aber nicht bloß die übelste Sorte Verbrecher, sondern auch Freunde und Männer mit Ehre, die diese Banden bekämpfen. Und das erlaubt ein wenig Hoffnung für die Menschen in Ägypten und den Anrainerstaaten.

Morgensterns eigentliche Aufgabe, den Arzt zu befreien, geht in den geschilderten Gräueln fast unter, die in starkem Kontrast zu seiner Geschwätzigkeit stehen. Nach wie vor wird eingangs wortreich erklärt, dass er, der deutsche Mini-„James Bond“, nichts mit dem gleichnamigen Dichter zu tun habe usw. usf. Als Running Gag kann man diese Tirade nicht sehen; sie nervt nur. Wenn man sich daran nicht weiter stört, bekommt man einen packenden Krimi geboten, der durch den Vortrag von Olaf Reitz noch gewinnt.