Spider-Man 9 (Comic)

Dan Slott
Spider-Man 9
(The Superior Spider-Man 17: Let’s Do the Time Warp Again + The Superior Spider-Man 18: Smack to the Future, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration und Zeichnungen von Ryan Stegman, John Livesay, Edgar Delgado
Panini, 2014, Heft, 52 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Miguel O’Hara, „Spider-Man 2099“, reist in die Vergangenheit, um seine Zukunft zu retten. Zwar drohen Manipulationen der Zeit, seinen Gegner Tyler Stone von Alchemax auszulöschen, was ein Segen für die Menschheit wäre, doch kann Spider-Man das nicht zulassen, denn er hat herausgefunden, dass der Schurke sein Vater ist, und damit würde auch seine eigene Existenz enden. Ist eine bessere Zukunft dieses Opfer vielleicht sogar wert?

Im Jahr 2013 begegnet Spider-Man seinem Vorgänger, nicht ahnend, dass in dessen Körper keineswegs Peter Parker, sondern Otto Octavius, ehemals Dr. Octopus, steckt. Dieser wiederum hat keine Ahnung, wem er unverhofft gegenübersteht, denn nachdem er den Rest von Peters Bewusstsein auslöschte, fehlen ihm viele wichtige Erinnerungen, die er bislang hatte abrufen können. Prompt stuft Otto den unbekannten Spider-Man als Gegner ein, den er genauso bekämpfen will wie Tiberius Stone, der sowohl auf der Lohnliste des Kingpins als auch auf der von Liz Allan, der Witwe von Harry Osborn und Leiterin von Allan Chemical, steht, deren Konzern im Begriff ist, Horizon Labs zu übernehmen – was bedeutet, dass sämtliche Erfindungen, auch die von Otto, künftig Al-Chem gehören, woraus später Alchemax wird.

Grady Scraps, einer der Horizon-Genies, reist mit seiner Zeitmaschine in die Vergangenheit, um Beweise zu sammeln, dass Tiberius Stone hinter allem steckt und sie, insbesondere den führenden Kopf Max Modell, hereingelegt hat. Seine Intervention scheint es zu sein, die die Zukunft instabil werden lässt…

Von „Spider-Man 2099“ hat man schon länger nichts mehr gehört. Schön, dass er wieder mal einen Auftritt hat, bei dem es darum geht zu verhindern, dass die Zeit aus den Fugen gerät. Die erhoffte Hilfe vom „Superior Spider-Man“ bleibt jedoch aus, im Gegenteil, dieser scheint ihn nicht zu kennen, ihn als Gegner einzustufen und ihn bei dieser Mission zu behindern. Miguel ist verwirrt. Trotz seiner überlegenen Technologie, die ihm so manche Hinweise liefert, was geschehen wird/damals geschah, zieht er nicht die richtigen Schlüsse und deckt auch (noch?) nicht das Geheimnis von Otto auf.

Während Miguel rätselt, was eigentlich los ist, wen er beschützen und was er überhaupt tun muss, um seine Zeit zu retten – oder soll er zulassen, dass sie geändert wird, um so manches Unheil zu vermeiden, jedoch zu welchem Preis, denn gewiss würde seine Existenz nicht das einzige Opfer bleiben? –, lässt Otto seine Kameraden von Horizon im Stich, da er lediglich seine eigenen Belange schützen beziehungsweise seine Erfindungen, die er als Spider-Man nutzt, retten will. Ohne Peters Wissen sieht er das große Ganze nicht.

Max und die anderen sind zutiefst enttäuscht von ihrem Kollegen. Zwar hat ihnen Otto schon öfters durch seine Arroganz vor den Kopf gestoßen, doch nun scheint der Bruch unvermeidbar. Allerdings sind auch die Horizon-Genies weit davon entfernt, den angeblichen Peter Parker zu entlarven. Das trifft auch auf Mary Jane Watson zu, die von Otto knapp abserviert wird, da er Miguel verfolgen will. Selbst für Anna Maria Marconi, seine Tutorin, zu der sich eine zarte Beziehung anbahnt, hat er keine Zeit.

Unbemerkt schart derweil der Green Goblin immer mehr Schurken um sich, die an Spider-Man furchtbare Rache nehmen wollen. Er beginnt, seinen perfiden Plan umzusetzen.

Man könnte meinen, dass der (einstweilige?) Tod des echten Peter Parkers den Höhepunkt der laufenden „Spider-Man“-Serie darstellte, aber Dan Slott hat noch eine Menge Ideen im Ärmel, dank derer er den Spannungsbogen der Handlung kontinuierlich weiter steigert. Nicht nur lässt er die Titelfigur gegen alte und neue Feinde kämpfen, er bringt Otto, der ein besserer Spider-Man und ein besserer Mensch sein will, als er einst war, zudem in Konflikt mit Freunden, die sich über sein verändertes Wesen wundern, und isoliert ihn als Helden und als Privatperson.

Eine kleine Pause erlaubt der Autor Carlie Cooper und Wraith, die sich im letzten Heft der tragischen Wahrheit genähert haben und nicht mehr allzuweit davon entfernt sind, das Rätsel zu lösen. Bis es soweit ist, wird es für den „neuen, besseren Spider-Man“ jedoch immer komplizierter, härter und übler werden – dessen darf man gewiss sein.

Zeichnerisch wird die Serie im Wechsel von Humberto Ramos, Ryan Stegman und Giuseppe Camuncoli umgesetzt. Wessen Stil am besten gefällt, ist Geschmackssache. Die Illustrationen von Ryan Stegman sind etwas kantig und stellenweise comichaft.

Die Halbzeit von „Superior Spider-Man“ ist überschritten: Es folgen noch 13 Episoden und zwei Annuals, die man sich nicht entgehen lassen sollte, denn der Titel legt permanent an Spannung und Dramatik zu. Zunächst jedoch harrt man nach dem Cliffhanger der Antwort auf die Frage, was mit „Spider-Man 2099“ passieren wird, wenn es nicht gelingt, die Zeit zu stabilisieren.