Die Schlümpfe 1: Blauschlümpfe und Schwarzschlümpfe (Comic)

Die Schlümpfe 1
Blauschlümpfe und Schwarzschlümpfe
(Les Schtroumpfs: Les Schroumpfs Noirs)
Text: Y. Delporte und Peyo
Zeichnungen: Peyo
Übersetzung: Delia Wüllner-Schulz
Lettering: Kai Frenken
toonfish, 2011, Hardcover, 64 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86869-955-5

Von Irene Salzmann

Peyo alias Pierre Culliford war ein belgischer Comiczeichner (1924 – 1992), dessen Serien „Pussy“, „Johann und Pfiffikus“ und vor allem „Die Schlümpfe“ auch in Deutschland ihre begeisterten Leser fanden. „Die Schlümpfe“, die außerdem als Zeichentrickserie umgesetzt wurden, tauchten erstmals im Kauka-Verlag in den „Fix & Foxi“-Heften (ab 1969), später in unterschiedlichen Formaten bei Carlsen, Bastei und anderen Verlagen auf. Nun erscheinen „Die Schlümpfe“ einmal mehr in neuer Übersetzung und als Hardcover-Album bei toonfish, einem Label des Splitter Verlags. Außerdem in Planung sind „Schlumpfereien“ (Kurzgeschichten in einem kleineren Format).

Das erste Album bietet drei in sich abgeschlossene Geschichten, die einige der reiferen Leser sicher noch kennen.

In „Blauschlümpfe und Schwarzschlümpfe“ sticht die Mücke Bzz einen der Schlümpfe, der sogleich schwarz und böse wird, seine Kameraden beißt und auf diese Weise einen nach dem anderen in einen schwarzen Schlumpf verwandelt. Dummerweise kann sich Papa Schlumpf nicht mehr an das Heilmittel erinnern, und als er es endlich entdeckt, gibt es keinen blauen Schlumpf mehr...

„Der gefangene Schlumpf“ ist eine Zutat, die der böse Zauberer Gargamel benötigt, um den Stein der Weisen zu erschaffen, mit dem er alles in Gold verwandeln will. Es gelingt ihm einen unvorsichtigen Schlumpf zu fangen, doch hat er die Rechnung ohne dessen Kameraden gemacht, die alles dran setzen, um den Gefangenen zu befreien...

„Der fliegende Schlumpf“ verärgert seine Kameraden, indem er ihnen ohne Rücksicht wichtige Dinge wegnimmt, um sich daraus Fluggeräte zu basteln. So mancher Versuch, der vielversprechend beginnt, endet jedoch in einem Desaster – und als er wider Erwarten doch noch Erfolg hat, stellt er zu seinem großen Schreck fest, dass er nicht mehr landen kann und elendig verhungern muss...

In seinen humorigen Geschichten lässt Peyo die typischen Charaktere, die man in jeder Gruppe findet – den klugen Anführer, die klugscheißende Petze, den notorischen Faulpelz, den nörgelnden Griesgram und so weiter –, auftreten und verarbeitet Stichworte und Themen, die jedem ein Begriff sind. So ist es einmal eine fiese Mücke, die nicht etwa durch ihren Stich einen Juckreiz auslöst, sondern eine Verwandlung bewirkt, dann ein machthungriger Zauberer, der keine Skrupel kennt, um den Stein der Weisen zu erschaffen, und schließlich realisiert ein Schlumpf den Traum vom Fliegen, wobei er sagenhafte („Dädalus und Ikarus“) und historisch belegte Flugversuche (die Montgolfiere) wiederholt.

Spannende oder witzige Szenen ergeben sich dabei ganz von selbst aus der jeweiligen Situation heraus. Entweder ist es ein böser Gegenspieler wie der schwarze Schlumpf, der Zauberer Gargamel beziehungsweise sein Kater Azrael oder die Tücke des Objekts, die für Probleme sorgen. Man nimmt nichts vorweg, wenn man verrät, dass die Konflikte stets eine gute Wende nehmen, dank pfiffiger Ideen oder dem glücklichen Zufall. Dabei entdeckt man auch so manche Anspielung auf andere Serien: Beispielsweise erinnert das erste Panel in „Blauschlümpfe und Schwarzschlümpfe“ an das Dorf der unbesiegbaren Gallier und das letzte Panel an das obligatorische Fest, mit dem Asterix und seine Kameraden (seit 1959) jedes Abenteuer beschließen.

Bei der Übersetzung hat man sich bemüht, die ‚Schlumpf-Sprache‘ möglichst dicht am Original zu halten. Man hat keinerlei Probleme zu erkennen, was gemeint ist, selbst wenn das eigentliche Wort durch etwas ‚Schlumpfiges‘ ersetzt wurde. Aus dem „Gash!“ der schwarzen Schlümpfe in der ersten Übersetzung wurde später ein „Haps!“ und nun ein „Gnak!“. Dass Gargamel einst Gurgelhals hieß, wissen vermutlich auch nur noch die wenigsten.

Die Illustrationen sind putzig, eher einfach gehalten und transportieren hervorragend die Geschichten. Es ist gar nicht so einfach, lauter gleich aussehenden Schlümpfen, die sich nur selten durch Accessoires (rote Kleidung, Brille) von der Menge abheben, durch ihr Verhalten Individualität zu verleihen, doch Peyo gelingt dies von Story zu Story immer besser.

„Die Schlümpfe“ sind ein grandioser Lesespaß für Jung und Alt. Schade, dass man die schöne Hardcover-Ausgaben nicht durch etwas Sekundärmaterial ergänzt hat, aber ein wirkliches Manko ist das nicht. Dem reiferen Publikum wird nun die Gelegenheit gegeben, sich an den Geschichten, die sie in ihrer Kindheit lasen, ein weiteres Mal zu erfreuen, und junge Leser können die Abenteuer der Schlümpfe in chronologischer Reihenfolge sammeln.